Manche müssen sogar stehen bleiben: Die Stadion-Entscheidung wollten zahlreiche Zuhörer verfolgen. Foto: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

Sport: Gemeinderat spricht sich für Sanierung aus / Variante ermöglicht Wettbewerb auf Landesebene

Selten ist der Zuschauerraum des Haslacher Sitzungssaals bei einer Gemeinderatssitzung so voll gewesen wie am Dienstagabend. Es ging aber auch um ein Thema, das seit Jahren auf der Agenda steht: Das Stadion.

Haslach. Auf der Tagesordnung stand die Grundsatzentscheidung, welche Variante bei der Stadionsanierung in Haslach verfolgt werden soll. Außerdem wurde ein erster Zeitplan genannt. Landschaftsarchitekt Volker Harbauer, der das Thema planungsseitig betreut, stellte die zwei Varianten vor, die aus Sicht der Verwaltung in Frage kommen könnten: Eine reine Trainingsanlage für Leichtathletik und Schulsport (Typ C) oder eine Anlage, die darüber hinaus einen bis auf Landesebene reichenden Wettkampfbetrieb ermöglicht (Typ B).

Harbauer erläuterte, dass beide Varianten im Areal zwischen dem Clubhaus mit den bereits erstellten Stehrängen und der Schwimmbadseite Platz hätten. Die größere Variante mit zusätzlichen Laufbahnen erfordert jedoch eine Stützwand zur Eichenbachsporthalle hin. Stadtbaumeister Clemens Hupfer ergänzte, Harbauer habe für den reinen Stadionbau bereits eine erste Kostenschätzung mitgeliefert. Dieser zufolge würde die Variante B mit 2,05 Millionen Euro etwa 320 000 Euro mehr kosten als die für den reinen Trainingsbetrieb (1,73 Millionen Euro).

Förderanträge sind für den Typ B gestellt worden. Käme Haslachs Sportstätte im Bundesprogramm "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur" zum Zug, könnte die Maßnahme mit mehr als 910 000 Euro gefördert werden. Realistischerweise ist eine Zusage hier aber kaum zu erwarten. Im Landesförderprogramm könnte Haslach immerhin 270 000 Euro bekommen. Der TV Haslach hatte sich im Vorfeld deutlich für ein Stadion Typ B ausgesprochen, der SV war neutral. Auch die Verwaltung sieht in der B-Variante deutlich mehr Perspektiven.

Grünen-Stadtrat Martin Schaeffer hakte wegen der hohen Stützmauer nach, die den Bau eines Zauns zur Absicherung erfordere. Er hinterfragte, ob dieser direkt im Bereich von Stehrängen Sinn mache. Hupfer entgegnete, dass an dieser Stelle gar keine Ränge vorgesehen seien.

Die Fraktionen der CDU, SPD und Freien Wähler sahen die Pläne positiv. David Eisenmann (CDU) meinte, angesichts der nahenden Wahlen könnte natürlich auch ein Olympiastadion versprochen werden. "Aber bei den Kosten muss ein erkennbarer Mehrwert dahinter stehen. Wir sehen, dass hiermit viele Bürger erreich werden." Ähnlich äußerte sich Joachim Prinzbach (FW), der ergänzte, dass Haslach dafür bekannt sei, "es richtig zu machen", wenn Großprojekte angepackt würden. Herbert Himmelsbach (SPD) schloss sich den Stellungnahmen im Namen seiner Fraktion an.

Schaeffer betonte, in seiner Fraktion gebe es unterschiedliche Meinungen. Er persönlich sehe nicht, dass das Ausführen von Landeswettbewerben eine Grundaufgabe einer Kleinstadt sei. Die Mehrkosten seien nicht zu rechtfertigen, zumal die Stadt mit den anstehenden Kanalsanierungen und sozialem Wohnbau wichtigere Aufgaben zu schultern habe. "Wir brauchen das nicht!", verdeutlichte er. Mit zwei Gegenstimmen – Schaeffer und Wolfgang Schmid (Grüne) – beschloss der Stadtrat, die Sanierung des Stadions als wettkampffähige Variante weiter zu verfolgen. Bürgermeister Philipp Saar freute sich, dass nach Jahren des Stillstands jetzt Bewegung in die Sache kommt (siehe Infokasten). Die Sportler, die das Geschehen gespannt verfolgt hatten, spendeten großen Applaus für die Entscheidung.

Da der Verbandssammler, der im Gebiet des Stadions liegt, erneuert werden muss, werden beide Arbeiten gemeinsam ausgeführt. Der Zeitrahmen sieht aktuell folgendermaßen aus:

Bis November: Planung und Ausschreibung Sanierung und Verbandssammler

Februar 2020: Vergabe der Leistungen

Oktober 2020: Baubeginn Verbandssammler

Saison 2021: Schwimmbad ist wieder betriebsbereit

September 2021: Neues Stadion

Sicher: Die Sanierung des Haslacher Stadions kostet viel Geld. Allein der Besucherandrang, den die Gemeinderatssitzung am Dienstagabend hervorrief, zeigte aber, dass dieses Thema viele Bürger bewegt und erreicht: Der Sport- und der Turnverein zählen zu den mitgliederstärksten in der Hansjakobstadt. Beide zeichnen sich durch gute Vereinsarbeit und entsprechende Wettkampfleistungen aus. Die Entscheidung für eine Variante, die in einer Kleinstadt wie Haslach "großen" Leichtathletik-Wettkampfbetrieb zulässt, ist zukunftsweisend. Damit wird nicht nur die hervorragende Arbeit des TV gewürdigt, sondern auch ein deutliches Signal für die Zukunft gesetzt. Wenn Haslach etwas macht, dann richtig – für die Bürger und die Infrastruktur. Denn Vereine allgemein leisten über ihren reinen Betrieb hinaus viel für den "sozialen Kitt" einer Gesellschaft vor Ort. Die Einrichtung einer derartigen Sportstätte kann auch als Wertschätzung dieser Arbeit verstanden werden.