Ein gewaltiges Wortgefecht lieferte sich Lucy Bosch mit zwei Texten selbst. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Bildungszentrum: Musik, Theater und Poetry-Slam stehen im Mittelpunkt / Viele Talente wirken mit

Der erste Kleinkunst-Abend im Haslacher Bildungszentrum (BZ) hat viele junge Talente auf die Bühne gebracht. Nach der gelungenen Premiere am Mittwochabend soll sich das Format als künftige Veranstaltung im Winterhalbjahr etablieren.

Haslach. Das "Colorado" des Bildungszentrums dient den Ganztags-Schülern eigentlich als Aufenthalts- und Beschäftigungsraum. Für den Kleinkunst-Abend war es nun mit Stehtischen, einigen Sitzgelegenheiten und passender Beleuchtung ausgestattet worden.

Schulleiter Christof Terglane erklärte, dass es am Bildungszentrum viele Kinder gebe, die Lehrer manchmal erst im Ganztagsbetrieb oder außerhalb des Unterrichts richtig kennen lernen würden. "Da sehen wir ganz viele Talente!" Und so gab es den ersten großen Applaus für die Idee zum Kleinkunst-Abend, der von Stephanie Boschert und Max Tanzer (siehe Info) initiiert wurde.

Im ersten Programmteil präsentierte sich die Grundschule mit Klepperle-AG, gemeinsamem Vorlesen und trommelndem sowie singendem Grundschulchor. Immer wieder gab es viel Applaus für die einzelnen Beiträge und erstmals sendeten die "Logo-Kindernachrichten" aus dem Haslacher Bildungszentrum. Mit aktuellen Themen wie dem Insektensterben, dem Bollenhut samt Tracht, dem Turnsport und dem originellen Wetterbericht hatten sich die Kinder einiges einfallen lassen. Abschließend wurde das Publikum in den Kanon des Grundschulchors eingebunden.

In der Programmpause wurde zur Manga-Ausstellung und den türkischen Spezialitäten der entsprechenden Arbeitsgemeinschaften eingeladen.

Selfie-Stick oder "Vollidiot mit Stock"?

Den zweiten Programmteil eröffnete Solist Jan Schmieder mit den "Regenbogenfarben" von Kerstin Ott. Mit verklingen des letzten Tons verschwand das Gitarren-Blättchen lässig in der Hemdtasche, bevor er sich über seinen Applaus freute.

Viel zu lachen gab es dann mit dem Improvisations-Theater, bei dem die Kinder zunächst Bilder bauten und dann ihr Lieblingsspiel "Freeze" auf die Bühne brachten. Das Publikum zählte nach jedem "Einfrieren" der Szene neu ein und gab damit das Signal zum weiteren Spiel – das jedes Mal eine völlig neue Wendung nahm.

Für einen Gänsehaut-Moment sorgte Johanna Hanske mit ihrem Geigenspiel "River flows in you", bevor sich Lucy Bosch selbst ein "Wortgefecht in zwei Texten" lieferte. Schon ihre Vorgeschichte zum ersten Text, der in der entsprechenden AG hätte entstehen sollen und an einer ausgedehnten Schreibblockade fast gescheitert wäre, war äußerst unterhaltsam. Am Ende schaffte sie es, sich auf mehr als drei Seiten über "so viel im Kopf und trotzdem keine Idee" heiß zu reden. Die paar Monate seit Schuljahresbeginn seien so anstrengend gewesen, weshalb sie jetzt dringend Urlaub benötige, leitete sie zu ihrem zweiten Text über und knüpfte nahtlos an. Die Postkarte wurde als sinnloseste Konversationsform enttarnt, der Selfie-Stick aus dem englischen frei als "Vollidiot mit Stock" übersetzt und zuhause als Ort definiert, wo sich das Smartphone von alleine ins W-Lan-Netz einloggt. Keine Frage: sie hatte sich den großen Applaus mehr als verdient – und lud postwendend für den 12. April zum nächsten Poetry-Slam-Abend im Haslacher Kastenkeller ein.

Mit Jan Schmieder und Max Giesingers "Zuhause" verabschiedeten sich die jungen Talente endgültig von der Bühne. Schade war am Ende eigentlich nur, dass nicht sehr viel mehr Gäste den Weg ins Bildungszentrum gefunden hatten.

Max Tanzer von der kommunalen Jugendarbeit und die pädagogische Assistentin Stephanie Boschert hatten die Idee zum Kleinkunst-Abend. Während Boschert für die Betreuung der AGs am Bildungszentrum zuständig ist, leitet Tanzer das Improvisations-Theater. "Damit haben sich die Idee zur Präsentation der AGs und der Kultur immer mehr gemischt, weil manche der Kinder einfach gerne auf einer Bühne stehen wollten", erklärte Tanzer am Rande. Mehr als 50 Kinder haben zum Programm beigetragen.