Noch im August wies die Beflaggung auf die Fusionierung hin, inzwischen prangt auch das "Gear Motion"-Logo an der Außenfassade. Für das Unternehmen in Haslach ist nun jedoch endgültig das Ende der Fahnenstange erreicht. Foto: Archiv: Kornfeld

Unternehmen schließt Standort Mitte 2018. 100 Mitarbeiter betroffen.

Haslach - Erst die Streichung von Arbeitsplätzen, dann eine Umfirmierung, jetzt ist Schluss: Bebusch macht dicht. Die Haslacher Firma, die erst kürzlich mit dem Unternehmen Gear Motion fusionierte, schließt zur Mitte des kommenden Jahres.

Erst Ende Juni hatte Bebusch gemäß Handelsregistereintrag mit Gear Motion fusioniert (wir berichteten). Die Firma gehörte seither zur "GMTec Group". Schon damals hieß es, dass die klassischen Bebusch-Produkte nun vermehrt in Ungarn produziert werden würden. Die dortige Firma behielt nach damaligem Stand auch den Titel – weiterproduziert wird unter dem Namen Bebusch also. Nur nicht mehr in Haslach.

Unruhe hatte es im Betrieb schon länger gegeben. Spätestens seit im Sommer des vergangenen Jahres die Werkzeugsparte komplett geschlossen und 33 Mitarbeiter entlassen wurden, war klar, dass das Unternehmen sich in Schräglage befand. Zwar hatte es immer wieder verhalten positive Nachrichten aus dem Unternehmen gegeben, nun aber kommt das Ende sogar noch schneller als erwartet. Eigentlich hatte es für den Standort eine Garantie bis Ende 2018 gegeben. Betriebsratsvorsitzender Bernd Gätje sagte im Gespräch mit dem SchwaBo am gestrigen Dienstag: "Da sehen Sie mal, was eine Standortgarantie nutzt."

Auf Anfrage des Schwarzwälder Boten gaben die Geschäftsleiter Peter Bold und Michael Kastrup gestern eine Presseerklärung heraus. In dieser schreibt Kastrup, dass am Montag zunächst dem Betriebsrat und anschließend den Angestellten die Schließung angekündigt wurde. Diese ist zum 30. Juni 2018 vorgesehen.

"In den vergangenen Jahren wurden umfassende Restrukturierungsmaßnahmen umgesetzt. Im Juni 2016 wurden zu diesem Zweck für den Standort Haslach ein Interessenausgleich und Sozialplan vereinbart. Der größte Teil der Maßnahmen wurde umgesetzt, so dass wir ein weiteres Einbrechen der Ergebnisse vermeiden konnten", blickt Kastrup in der Presseerklärung zurück.

Trotzdem herrscht Pessimismus in Haslach: "Allen Bemühungen zum Trotz haben wir auf Basis der ersten Planungsentwürfe für die Geschäftsjahre 2018 bis 2020 einen weiteren Verfall des Geschäftsvolumens festgestellt. Aufgrund der hohen Wettbewerbsintensität haben wir auch in diesem Jahr einen geringen Auftragseingang verzeichnet." Die Fortführung des Standorts Haslach sei "unter diesen Bedingungen akut gefährdet. Die Geschäftsführung sieht keine Möglichkeiten, durch weitere Restrukturierungsmaßnahmen die drohenden Verluste auszugleichen."

Haslachs Bürgermeister Philipp Saar war gestern irritiert über die Nachricht. Er wolle sich schnellstmöglich mit der Geschäftsführung in Verbindung setzen. "Bei allem, was die Mitarbeiter bislang an Zugeständnissen gemacht haben, bin ich gespannt auf die Gründe", sagte Saar.

Denn in der Vergangenheit haben die Angestellten im Unternehmen tatsächlich einiges darangesetzt, den Standort zu erhalten. So verzichteten sie beispielsweise auf gewerkschaftlich ausgehandelte Lohnerhöhungen. Der Betriebsratsvorsitzende erklärte, dass die Löhne nicht im vollen Umfang erhöht worden seien wie jeweils von den Gewerkschaften ausgehandelt. Auf Gehalt oder beispielsweise Weihnachtsgeld hätten die Angestellten dagegen nicht verzichtet.

Angestellte sind "völlig vor den Kopf gestoßen"

Und die Stimmung im Betrieb? "Die Leute fühlen sich völlig vor den Kopf gestoßen", sagte Gätje. Noch im Juli nach der Fusion habe es geheißen, dass das Werk in Haslach auch von Aufträgen profitieren sollte, die an anderem Ort gerade nicht ausgeführt werden könnten. "Und drei Monate später heißt es plötzlich, wir machen dicht", äußerte er sein Unverständnis.

In der Pressemitteilung heißt es zu den weiteren Schritten: "Die Geschäftsführung wird zeitnah die Notwendigkeit der Standortschließung mit dem Betriebsrat erörtern und die Verhandlungen eines Interessenausgleiches starten." Der Betriebsrat selbst will Anfang der kommenden Woche mit seinem Anwalt über den Interessenausgleich sprechen. "Ein neuer Plan muss her. 2016 ging es nur um 33 Stellen, jetzt ist die ganze Firma betroffen", erklärte Gätje. "Wir wollen für die Mitarbeiter das Bestmögliche rausholen."

Mittelfristig gedacht wären neue Anstellungen das Bestmögliche für die Mitarbeiter, wünscht Gätje sich. Aber er ist realistisch: "Jetzt geht es auch um viele langjährige Mitarbeiter, die so um die 60 Jahre alt sind. Die müssten bis zur Rente noch gut fünf Jahre arbeiten." Der Arbeitsmarkt dagegen ist für Personen dieses Alters nicht besonders vielversprechend. Aus Perspektive des Betriebsrats: "Da wird am Ende auch der Sozialplan wenig nützen."

Der Slogan von Gear Motion ist auf der Internetseite zu lesen: "Wir schaffen Perspektiven". Für die rund 100 Mitarbeiter, die in Haslach das Ende auf sich zukommen sehen, gilt das wohl nur noch bedingt.

INFO

Chronik

> 1954: Firmengründung

> 1977: Die Familie Knoblauch übernimmt die Leitung

> 2000: Übernahme durch die Firmengruppe Mohr

> 2008: Die KAP-Beteiligungs-AG übernimmt Mohr-Gruppe

> 2016: The Carlyle Group mit Sitz Washington übernimmt die KAP-Beteiligungs-AG

> August 2017: Es wird bekannt, dass Bebusch mit Gear Motion verschmilzt. Die Rede ist von Synergieeffekten, von denen das Werk in Haslach profitieren soll.

> 9. Oktober 2017: Die Mitarbeiter werden über die Schließung des Werks zum Juni 2018 informiert.