Sozialstation muss während Krise zeitweise Warteliste führen. Bedarf steigt merklich an.

Mittleres Kinzigtal - Geschlossene Tagespflegeeinrichtungen und ein gestiegener Bedarf an Hilfsmöglichkeiten bei der Betreuung Angehöriger: Das sind zwei Faktoren, wegen derer die Haslacher Sozialstation einen erhöhten Bedarf am Essen auf Rädern-Angebot verzeichnet.

"Essen auf Rädern ist in der Corona-Krise gefragter denn je", weiß Katharina Moser, Pflegedienstleitung bei der Sozialstation der Raumschaft Haslach. Und das Angebot ist nicht nur gefragt, sondern wird beziehungsweise wurde tatsächlich gebraucht. Beispielsweise, wenn Klienten von Tagespflegeeinrichtungen diese plötzlich aufgrund des Lockdowns nicht mehr besuchen konnten und anderweitige Angebote gebraucht wurden. Das Angebot der Sozialstation hat dabei derart an Bedeutung gewonnen, dass es teilweise sogar Wartelisten gab. "Wir stoßen an unsere Kapazitätsgrenze", berichtet Katharina Moser.

Nachfrage nahm durch Corona stark zu

Die Sozialstation bietet Essen auf Rädern seit mehr als 30 Jahren an. "Wir kochen alles komplett frisch und liefern die Essen warm aus", damit die Klienten nicht selbst noch den Herd einschalten müssen. Seit der Eröffnung des Alfred-Behr-Hauses, das sich direkt in der Nachbarschaft befindet, wird dort gekocht. Besonderen Wert legt das Team darauf, dass regionale Produkte verwendet werden (siehe Infokasten).

All das wäre ohne die Hilfe von Ehrenamtlichen nicht möglich. Unter der Woche organisiert und koordiniert die Sozialstation drei Touren, am Wochenende zwei – unterstützt vom DRK. Dieses stelle zwei Autos mitsamt ehrenamtlicher Fahrer, berichtet Katharina Moser dankbar. Auf zwei der Touren fahre die Sozialstation mit und verteile das Essen. Betreut werden Kunden aus der gesamten Raumschaft Haslach, außerhalb gibt es weniger Nachfrage. Dazu kommen Kindergärten in Haslach, Wolfach und Gutach.

Während Corona habe die Nachfrage um mehr als zehn Essen mehr pro Tag zugenommen, berichtet Moser. "Das ist für unsere Verhältnisse viel", gerade, weil die Warmhalteboxen recht teuer seien. Um die 200 von ihnen sind im Umlauf. Sie seien nachhaltiger als Styroporboxen, aber eben ein nicht zu vernachlässigender Kostenfaktor.

Und auch nach Ende des großen Lockdowns sind viele der neuen Kunden dabei geblieben, sodass die Sozialstation gut 90 Essen ausfährt – die Kindergärten nicht miteingerechnet.

Dienst als erster Kontakt zur Sozialstation

Corona ist aber nicht der einzige Grund dafür, dass das Angebot immer beliebter wird. "Die Familienstrukturen haben sich grundsätzlich gewandelt", weiß Moser. Dass mehrere Generationen gemeinsam unter einem Dach leben, ist inzwischen nicht mehr die Regel. Doch auch für Personen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht für sich allein kochen können, sei eine warme Mahlzeit am Tag sehr wertvoll, sagt Moser. Das erkläre auch den stetigen Bedarf am Angebot.

Das Essen auf Rädern sei zudem oft der erste Kontakt zur Sozialstation, so Moser. Wer sich noch damit schwer tue, dass Fremde regelmäßig ins Haus kommen und bei verschiedenen Dingen unterstützen, habe so einen ersten Kontakt. Teilweise sei das sogar die einzige regelmäßige Interaktion, die die Klienten hätten.

"Es ist egal, wo jemand wohnt – er hat Anspruch auf Unterstützung", stellt Moser dabei klar. Die Mitarbeiter sind je nach Tour zwei bis drei Stunden unterwegs und mancherorts erfordern steile Straßen kreative Lösungen. Aber das sei keinesfalls ein Ausschlusskriterium.

Das Essen auf Rädern der Sozialstation kostet 6,70 Euro, wobei es sich um ein Hauptgericht und eine Suppe handelt. Die Lieferung ist inbegriffen. Laut Moser stehen unter der Woche drei Mahlzeiten zur Auswahl, am Wochenende zwei. "Wir bieten es an, weil der Bedarf besteht", berichtet sie. Rechnen würde sich das Angebot nicht. "Gerade, was die Boxen betrifft, sind wir auf Spenden angewiesen", erzählt Moser – beispielsweise vom Haslacher Weihnachtsmarkt. "Dieser Bereich wird oft übersehen. Andere Teile der Versorgung stehen eher im Vordergrund."