Offenhaltung geschieht insbesondere über Weidetiere. Die Kinzigtäler Gemeinden haben verschiedene Ansätze. Foto: Symbolfoto: Müller

Die Gemeinden im Kinzigtal ergreifen Maßnahmen, um die Landschaftspflege zu fördern

Die Offenhaltung der Landschaft ist ein viel diskutiertes Thema im Kinzigtal. Die Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaft scheint oft im Widerspruch zur Landschaftspflege zu stehen. Der Schwarzwälder Bote hat in den Gemeinden nachgefragt.

Mittleres Kinzigtal. Einig sind sich die Gemeindeverwaltungen darüber, dass die Offenhaltung um ein wichtiges Thema ist. Nur wird es unterschiedlich angegangen.

Wolfach

Der Kirnbacher Schäfer Robert Pachollek pflegt private Objekte und kümmert sich um viele Wiesen, die im Zuge des großen Weidezaunprojekts 2016 eingezäunt wurden. "Es läuft bisher ganz gut, es wird viel bewirtschaftet und offengehalten", hebt Nicole Schmid, Verantwortliche des Landwirtschaftsbereichs, zufrieden hervor.

Drei Antragsverfahren für Zuschüsse laufen auch über die Stadt. Eines davon ist eine Besamungszulage, die Wolfach auch finanziert. Die anderen beiden sind Förderprogramme des Landkreises Ortenaukreis. Auch im Kleinen hilft die Stadt, zum Beispiel beim Arbeitseinsatz der Siedlergemeinschaft kleine Flächen etwa mit Freischneider pflegt. Da die Stadt dem Landschaftserhaltungsverband (LEV) Mittlerer Schwarzwald angehört, haben es Wolfacher leichter, Flächen zu finden, die sie zusätzlich bewirtschaften oder an andere abgeben möchten. Von einer "Mietbörse für landwirtschaftliche Flächen" spricht Schmid diesbezüglich.

Oberwolfach

"2015 wurden die Weichen für ein freiwilliges Mindestflurkonzept gestellt. Dafür wurden im Haushaltsjahr 2016 Mittel bereitgestellt und die Aufträge vergeben", erläutert Bürgermeister Matthias Bauernfeind. Dadurch hätten Land- und Forstwirte die Möglichkeit, mehr Fördergelder zu bekommen. Die Gemeinde bezuschusse auch das Mäh- und Mulchgerät. Ein baldiges Offenhaltungskonzept wird am kommenden Mittwoch, 18. Oktober, ab 19 Uhr in der Festhalle vorgestellt.

Hornberg

Die Umgebung von Hornberg besteht zu 70 Prozent aus Wald. "Wir sind bemüht, ein weiteres Zuwachsen der Täler zu verhindern", so Hauptamtsleiter Oswald Flaig. "Wir werden ein Offenhaltungskonzept erstellen, der Auftrag ist an ein Fachbüro gegangen", fährt er fort. Bisher gibt es Zuschüsse für Rindertransporte und der Zaunbau wird gefördert. Für 50 000 bis 70 000 Euro sollen Hanggeräte angeschafft werden.

Gutach

Thomas Blum vom Rechnungsamt teilt mit, dass die Gemeinde auf den Einsatz von Weiderindern setze. Dafür beteilige sie sich an Transportkosten und zahle eine Besamungszulage.

Bollenbach

Ortsvorsteher Andreas Isenmann kritisiert: "Einerseits erwartet die Bevölkerung, dass sich das Landschaftsbild nicht ändert, andererseits ist es den Landwirten kaum möglich, die Flächen wirtschaftlich zu bewirtschaften". Die Kommunalpolitik habe Maßnahmen ergriffen: Die Einrichtung von Weideflächen wird gefördert und es wurde ein Bergmäher gekauft, der ausgeliehen werden kann. "Die Offenhaltung kann nicht gegen die Landwirte funktionieren. Darum halte ich Ansätze wie Mindestflurkonzepte für problematisch", so Isenmann.

Hofstetten

2016 habe die Gemeinde ungefähr 23 000 Euro ausgegeben, um Landwirte im Außenbereich zu fördern, hebt Bürgermeister Henry Heller hervor. Im kommenden Jahr wird voraussichtlich ein Hangmäher angeschafft. Bezüglich des Dilemmas konkurrenzfähig zu sein und die Landschaft zu erhalten empfiehlt Heller die Spezialisierung auf Bio- und heimische Produkte. "Es ist alle Kraftanstrengung nötig und es gibt keinen Königsweg", betont er.

Fischerbach

"Wir haben insgesamt ungefähr drei Millionen Euro Förder- und Eigenmittel verbraucht, um Offenhaltung zu fördern. Begonnen hat das mit dem Sturm Lothar", erläutert Bürgermeister Thomas Schneider. In diesem Jahr nimmt Fischerbach wieder an der Weidezaunförderung teil und arbeitet mit "Leader" und dem LEV zusammen. "Es werden Grasfresser gebraucht", so Schneider. Wichtig sei es vor allem, das Leben in den Außenbereichen attraktiv zu machen, nur dann blieben die Landwirte, die die Landschaft pflegen und nur dann gebe es Tourismus.

Steinach

Bürgermeister Frank Edelmann äußert sich so: "Aktuell halten sich die Probleme der Offenhaltung (noch) in Grenzen, allerdings wird auf vielen Höfen die Nachfolge schwierig werden". Oft reiche die Bewirtschaftung als Einnahme nicht aus. Es wurden zusätzliche Tätigkeitsfelder wie Hofläden nutzbar gemacht. "Im Rat wurde beschlossen, dass wir mit dem LEV ein Offenhaltungskonzept unter Einbeziehung aller Akteure erstellen", sagt Edelmann. Regina Ostermann vom LEV Ortenaukreis werde gemeinsam mit dem Landwirtschafts- und Forstamt die Möglichkeiten vorstellen.

Hausach

"Vor einigen Jahren wurde in Hausach ein freiwilliges Konzept entwickelt das jedoch nicht rechtsverbindlich ist, darum konnte bisher auch keine Weidezaunförderung in Anspruch genommen werden", so Kerstin Göhring von der Gemeinde. Es gibt einen Arbeitskreis Offenhaltung/Mindestflur, der über jeden Antrag zum Thema berät.

Mühlenbach

Die Gemeinde ist Mitglied im LEV Ortenau, teilt Hauptamtsleiter Christian Hofstetter mit. Dieses Jahr wird ein Weidezaunprojekt auf 37 Teilflächen bei 95 Hektar durchgeführt, um die Landwirte zu entlasten und die Täler offen zu halten. Das grasende Vieh wird insgesamt durch 25 Kilometer Weidezaun eingegrenzt. Schließlich gewährt die Gemeinde Zuschüsse zu Transportkostenbeihilfe und Besamungskosten. Außerdem können Zuschüsse aus dem Bergbauernprogramm beantragt werden.

INFO

Der Verband

Der Landschaftserhaltungs verband (LEV) trägt in Abstimmung mit Behörden, mit privaten Grundstückseigentümern, Naturschutzverbänden sowie Mitgliedsgemeinden dazu bei, die Kulturlandschaft in der Ortenau zu schützen. Weitere Aufgaben sind zum Beispiel Offenhaltungsmaßnahmen und Vertragsnaturschutz und bei Konflikten zu vermitteln.