Julius Schaeffer (links) erklärt seiner künftigen Praktikantin Anna Bohnert und Umwelt-Student Tobias das Anlegen und die Zusammensetzung einer Obst-Insel. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Umwelt: Julius Schaeffer legt Obstwald auf der "Funi" an / Kooperation mit der Universität Freiburg

Haslach (stö). Der Haslacher Julius Schaeffer hat sich den Erhalt der Natur und deren Regeneration zur Aufgabe gemacht. Mit dem Anlegen des ersten Obstwalds auf der "Funi" zwischen der Mühlenbacher Heidburg und der Hofstetter Biereck setzt der 26-Jährige ein Zeichen.

"Es geht darum, der Natur beim Wiederaufbau zu helfen und mit der bestmöglichen Erzeugung von Lebensmitteln zu verbinden", erklärt Schaeffer. Dafür habe er auf einer Gesamtfläche von etwa einem Hektar nach der Mosaik-Zyklus-Theorie "Inseln" angelegt, auf denen jeweils unterschiedliche Zusammensetzungen gepflanzt wurden. Die Gemeinsamkeit bestehe in der Auswahl heimischer Pflanzen und zum Teil alter Sorten, die wurzelecht gezogen wurden.

"Besser wäre es, die Pflanze vor Ort aus dem Kern wachsen zu lassen. Dann ist die Zeit der Anpassung an den Standort sehr viel länger, bevor Früchte getragen werden", erklärt der junge Mann. Auch die Mulch-Materialien seien jeweils unterschiedlich gemischt und würden aus Pferde- sowie Hühner-Mist, Stroh, Holz-Häcksel, Kohle oder Sand bestehen.

Ein Stück weit werde in den Inseln experimentell gearbeitet, um möglichst viele Forschungsaussagen zu erhalten. Denn in enger Zusammenarbeit mit dem Forst-Lehrstuhl an der Freiburger Uni sollen die Erkenntnisse mit herkömmlichen wissenschaftlichen Daten verknüpft werden.

Im Sinne der Pflanzensoziologie seien Arten verschiedener Familien und Größen gepflanzt worden, die unterschiedliche Aufgaben im natürlichen Gesamtgefüge übernehmen. In einer Insel seien beispielsweise als "Trägerpflanzen" Zucker-Apfel, süße Vogelbeere, Granatapfel, Winterbrombeere und heimische Felsenbeere sowie die "Aufbereiter-Pflanzen" einer Braunweide-Kreuzung, roter Geißklee, Bockshauhechel und die rote Art des Deutschen Backenklees gepflanzt worden. Dass er dabei auch Unterstützung von den Haslachern Rudi Allgaier und Karl Heinz Wössner, Kräuterpädagogin Monika Heizmann sowie Waltraud Engel aus Biberach bekommen hatte, freut Schaeffer.

"Jede Insel hat eine stimmige Mischung, die man nicht auf ein starres Konzept herunterbrechen kann. Es geht hier in erster Linie um die Streuung von Erkenntnis", erklärt Schaeffer beim Rundgang über das zur Verfügung gestellte Gelände von Familie Schwarz. Diese hatte für ihren Sohn Marc-Evan ein landwirtschaftliches Arbeitsumfeld schaffen wollen. Nach Gesprächen mit Vater Thorsten und der Vorstellung seines Obstwald-Konzepts sei Unterstützung zugesagt worden.

Auch heimische Sonderfrüchte sollen sich wieder ansiedeln

"Es wurde ein Pflanz-Termin bestimmt und mit der Baumschule ›Ahornblatt‹ stundenlange Gespräche über die Pflanzenauswahl geführt", erzählt der 26-Jährige. Denn es sollte kein eindimensionaler Ansatz für Obst, Gemüse oder Wald sein, sondern ein ineinandergreifendes Angebot entstehen. Jetzt gebe es zum einen lichte Obst-Inseln, aber auch dichtere, höhere Wald-Inseln. Am Ende werde der Obstwald ein lichter Buschwald sein, in dem dann auch wieder heimische Sonderfrüchte wie die Sumpfbeere, Moosbeere oder Krähenbeere zu finden sein sollen.

Und während es im Obstwald auf der "Funi" ein Stück weit um den Ertrag und die Selbstversorgung in Verbindung mit Versuchen und Forschung gehe, stehe das Projekt auf seiner eigenen Fläche am Haslacher Schänzle unter anderen Vorzeichen. "Dort ist es ein reines Geschenk an die Natur. Dem Boden und der Umwelt wird Nahrung zum Aufbau gegeben, damit sich das Leben wieder voll entfalten kann." Der Ertrag komme von alleine, wenn der Boden und die Umwelt gut genug seien, ist sich Schaeffer sicher.

Julius Schaeffer hat in Freiburg Philosophie, Sprachwissenschaft und Pädagogik studiert. Als Hauptverantwortlicher gründete er dort eine biologische Verbrauchergemeinschaft, bei der es ausschließlich Lebensmittel von regionalen Biobauern zu kaufen gibt. Durch die Arbeit bei verschiedenen Pionieren der biologischen Landwirtschaft habe er praktische Erfahrungen gesammelt, die er mit seinem autodidaktisch erworbenen Wissen verbinde. Künftig will er neben der Beratung vermehrt zu Vorträgen und Gesprächsrunden rund um das Thema "Natur erhalten und regenerieren mit Kreuzungspunkten zur Ernährung" einladen.