Der Haslacher Stadtrat fällte die Entscheidung in der Stadthalle. Dort konnten die Abstandsregeln im Zuge der Corona-Pandemie eingehalten werden. Foto: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

B 33: Fragestunde gehört den Kritikern / Mehrheit im Stadtrat sieht die Umfahrung auf einem guten Weg

Haslach bekommt die B 33-Umfahrung. Die Entscheidung für die Bündeltrasse hat der Stadtrat am Dienstagabend mit 15:3 Stimmen gefällt (wir berichteten). Die Fragestunde gehörte dagegen den Kritikern.

Haslach. Wolfgang Schmid, ehemaliger Grünen-Stadtrat und Vorsitzender des Vereins "Lebenswertes Kinzigtal", trat als erster ans Mikrofon. Er kritisierte unter anderem, dass keine Bürgerversammlung stattgefunden habe. Dazu entgegnete Bürgermeister Philipp Saar, in der Veranstaltung des Regierungspräsidiums sei lange und ausgiebig informiert worden. 800 Bürger hatten an dieser teilgenommen – "eine Information hat stattgefunden", so Saar.

Oft wurde die Frage laut, was das Gremium sich davon verspreche, die Trasse an diesem Abend und "ohne Optionen" zu beschließen. Einige Bürger hielten die Entscheidung für verfrüht. Saar erklärte dazu, politische Prozesse müssten irgendwann in ein Ergebnis münden – und die fragliche Diskussion dauere mehr als 40 Jahre an. Er stellte auch klar, dass eine hundertprozentige Zustimmung zur Bündeltrasse unter den Bürgern nicht erreicht werden könne. "Politik besteht aus Kompromissen", meinte er.

Haslach wird zum "Tor zum Schwarzwald"

Ein Betrieb sieht seine Existenz infrage gestellt, weil er nach Umbau der Straße am Ende einer Sackgasse steht. Auf der anderen Seite, so Saar, erhalte er in der aktuellen Situation immer wieder negative Rückmeldungen von Firmen aus Haslach und der Umgebung. Dadurch, dass Mitarbeiter in Haslach im Stau stehen, bleibt für die Unternehmen buchstäblich Geld auf der Straße liegen. "Wollen wir für alle drumherum nur ›das Nadelöhr‹ sein?", fragte Saar, der sich sicher war, dass die Stadt deutlich mehr sein könne. Zum Beispiel das "Tor zum Rheintal und zum Schwarzwald", wie er später sagte.

Zunächst beantragten die Grünen eine Vertagung und Einberufung einer Einwohnerversammlung. Sie hielten die Terminierung inmitten der Corona-Pandemie für problematisch. Ihr Hauptkritikpunkt war jedoch die aus ihrer Sicht fehlende Bürgerbeteiligung. Nach der Präsentation des "Hochglanz-Videoclips" und ein paar spontanen Fragen habe keine Erörterung mehr stattgefunden. Der Antrag wurde ohne Diskussion abgelehnt.

Bollenbachs Ortsvorsteher Andreas Isenmann (CDU) erklärte, der Beschluss sei mitnichten ein Blankoscheck für die Straßenplaner. Haslach sei in die richtige Richtung unterwegs. Sehr erfreulich sei, dass das Regierungspräsidium dem Ortschaftsrat bereits bei einigen Kritikpunkten entgegenkommen würde.

Joachim Prinzbach (FW) erinnerte an das lange Ringen und den Stillstand nach dem Ratsbeschluss für die Tunnelvariante, bis wieder Bewegung in die Planung der Bündeltrasse kam. Nach der Informationsveranstaltung zur modifizierten Variante habe es viele positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung gegeben. "Wir waren der Entscheidung noch nie so nah wie heute. Es ist eine historische Chance für Haslach und Umgebung", sagte er.

"Der Durchbruch gelang mit der Entwicklung der Bündeltrasse", fasste Herbert Himmelsbach (SPD) zusammen. Er rief noch einmal die vielen Verbesserungen entgegen der ursprünglichen Variante ins Gedächtnis. Wie seine Kollegen machte er deutlich, dass Details in der weiteren Planung noch besprochen werden müssten. Die Grundsatzentscheidung sei richtig und wichtig.

Dieser wolle sich auch die CDU-Fraktion geschlossen anschließen, sagte David Eisenmann. Die Lösung sei sicher nicht perfekt, aber gut – "und wir lassen uns sicher nicht von schönen Präsentationen blenden", sagte er. Es sei unverantwortlich, immer weiter zu pokern und zu hoffen, dass sich dadurch ein besseres Ergebnis für Haslach erzielen lasse. Vielmehr müsse das Gremium jetzt ein Signal senden.

Martin Schaeffer (Grüne) stellte sich mit seiner Fraktion gegen die "Jetzt-oder-nie-Idee". Die Fraktion bleibe dabei: Es brauche Zeit.

Bei den drei Gegenstimmen der Grünen beschloss das Gremium, der Bündeltrasse im Grundsatz zuzustimmen.

  Altbürgermeister und Ehrenbürger Heinz Winkler: Mehr als 30 Jahre lang hat Winkler die Geschicke der Stadt geleitet und für die Umfahrung gekämpft. "Ich gratuliere dem Stadtrat zu der deutlichen Entscheidung", sagte er auf Anfrage unserer Zeitung. Die Trasse sei noch verbesserungsfähig, aber er sei davon überzeugt, dass der Rat und die Verwaltung sich dafür einsetzen würden. "Wir sind richtig glücklich heim gegangen", sagte Winkler über den Abend. Er war mit seiner Ehefrau Bärbel sowie den langjährigen Wegbegleitern Karla Mahne und Roland Wacker am Abend vor Ort.

Bürgermeister Philipp Saar: "Die Entscheidung für die Bündelungstrasse war nach mehr als 40 Jahren Diskussion überfällig", so Saar. Es freue ihn, dass die überdeutliche Mehrheit des Rates "Kompetenz, Sachverstand und Realitätssinn bewiesen hat und durch dieses Votum die dringend notwendige Entlastung für die Menschen in unserer Stadt und im Kinzigtal endlich auf den Weg gebracht ist".