Renate Buchgeister und Helmut Steidel diskutierten über die Bedeutung des Sonntags. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: KAB diskutiert spricht über Kommerzialisierung des christlichen "Ruhetags" / Viele Teilnehmer

Der Schutz des Sonntags als Tag der Ruhe und Erholung ist politische wie gesellschaftliche Aufgabe. Das war der Tenor bei der KAB-Veranstaltung, die am Donnerstagabend unter dem Motto "Ohne Sonntag nur Alltag" stand.

Haslach. Überraschend viele Gäste waren ins Gemeindehaus St. Sebastian gekommen, um den Ausführungen von Haslachs katholischem Pfarrer Helmut Steidel und der Diözesan-Sekretärin Renate Buchgeister aus Freiburg zu folgen.

Steidel informierte zunächst über den ersten Entstehungs-Strang des Sonntags aus dem jüdischen Sabbat, der auf dem dritten der zehn Gebote fußt. Warum gerade dieses Gebot für die Juden eine so zentrale Rolle spielt, war schnell erklärt: "Der Sabbat lädt dazu ein, für eineinhalb Tage aus der Arbeit auszusteigen, sich auszuruhen und die andere Seite des Mensch-Seins in sich zu entdecken und ins Spiel zu bringen." Jesus und seine Jünger seien Juden gewesen, die Feier des Sabbats hätte ganz selbstverständlich dazu gehört.

Nach Jesus’ Tod und Auferstehung hätten sich die Menschen am ersten Tag der Woche, dem Auferstehungstag und heutigen Sonntag, in den Häusern der Christen getroffen, um das Brot zu brechen und Wein zu trinken, von Jesus zu sprechen und ihm zu gedenken. "Das war ein neues und ganz entscheidendes Element im Christentum", erklärte der Pfarrer.

Etwa 120 Jahre lang seien der Sabbat und der Sonntag nebeneinander gefeiert worden, danach habe sich der Sonntag als Feiertag langsam etabliert. Heute sei der Sonntag aus dem gleichen Grund wichtig wie damals. "Die Christen feiern Gottesdienst, um sich zu versammeln und im Glauben gestärkt zu werden."

Der Gottesdienst sei ein sehr deutlicher Ausdruck des Glaubens, der Sonntag sei der Knoten, der die christlichen Gemeinden zusammenhalte. "Eine Gemeinde, die sich sonntags nicht mehr zum Gottesdienst versammelt, wird auf Dauer zerfallen", gab Steidel zu bedenken.

Dienst an den Christen und der Gesellschaft

Der Sonntag sei ein Dienst der Christen an der Gesellschaft. Ohne sie gebe es keinen Sonntag und keine Feiertage wie beispielsweise an Ostern. Heute brauche es eine Sonntagskultur in den Familien. Nur mit kirchlichen und staatlichen Geboten alleine sei der Sonntag nicht zu retten.

Diözesan-Sekretärin Buchgeister sah in der fortschreitenden Industrialisierung den grundlegenden Wandel des Sonntags. Damit sei er zunehmend zum Arbeitstag geworden. Anhand der Historie und den gesetzlichen Regelungen erklärte sie den Schutz des Sonntags. "Deutschland ist das einzige EU-Land, in dem die Sonn- und Feiertagsruhe verfassungsrechtlich festgelegt ist", betonte sie und verwies gleichzeitig auf die gesellschaftlich notwendigen Ausnahmen wie beispielsweise im Rettungs- oder Pflegedienst. "Aber es kann nicht sein, dass wirtschaftliche Interessen der Händler eine grundsätzliche Sonntags-Öffnung rechtfertigen", befand Buchmeister. Studien würden belegen, dass die Gesundheit leide, wenn es keinen Sonntag mehr gebe. Sonntags-Schutz sei Freiheits-Schutz.

In der Diskussion mit den Besuchern wurde deutlich, wie schwierig es mitunter sein kann, den Sonntag an sich als Ruhe- und Feiertag einzuhalten. Während für die einen der wöchentliche Rhythmus unersetzlich war, verwiesen die anderen auf eine zunehmend komplexe Arbeitswelt und gesellschaftliche Veränderungen. Dass ein wöchentlicher Ruhetag notwendig sei, darüber waren sich aber alle einig. Für Pfarrer Steidel stand fest: "Wir müssen die Dinge mit Maß und differenziert betrachten und handhaben. Aber den Sonntag frei zu geben wäre ein Dammbruch."