Der Wochenmarkt lief weiter. Auch dort wurden die Besucher aber auf die neuen Regeln hingewiesen, wie unser Archivfoto aus dem März zeigt. Foto: Archiv - Kleinberger

Corona: Haslachs Bürgermeister Philipp Saar blickt auf die ersten Monate der Pandemie zurück

Haslach - Mit der Corona-Pandemie haben die Kommunen im Frühjahr plötzlich vor einer Problematik gestanden, die sich niemand hätte vorstellen können. Die Ereignisse überschlugen sich. Haslachs Bürgermeister Philipp Saar blickt auf eine aufregende Zeit zurück.

Unsicherheit als größte Herausforderung

Dass die Ausbreitung eines Virus das gesellschaftliche Leben in Deutschland komplett zum Stillstand bringen könnte, hätte zu Jahresbeginn niemand gedacht. Gerade zu Beginn sahen sich die Kommunen mit ständig neuen Verordnungen und Richtlinien konfrontiert.

Die größte Herausforderung zu Beginn sei die Unsicherheit gewesen, blickt Saar zurück. Die Anfangszeit war von Bildern aus Italien geprägt, insgesamt wurde von hohen Ansteckungsraten und einer hohen Sterblichkeit gesprochen. "Der Krisenmodus war sofort da", berichtet der Bürgermeister und lobt das Verwaltungsteam, das in Windeseile umgeschaltet habe.

So wurde schnell ein Krisenstab eingerichtet. Geschlossen wurde das Rathaus – anders als in anderen Kommunen – nie komplett, sondern nur für den spontanen Publikumsverkehr. Hinter den Kulissen wurde mit Hochdruck weitergearbeitet.

Die Informationen so schnell wie möglich an die Bürger weiterzugeben, sei seine oberste Priorität gewesen, so Saar. Und in Zeiten der Kontaktbeschränkungen funktioniert die Bürgernähe dann eben digital: Haslachs Bürgermeister informierte auf seiner Facebookseite regelmäßig per Video und bot sogar eine digitale Bürgersprechstunde an.

Informationen erreichen die Bürger schnell digital

Als Schulträger habe die Kommune eine Bestätigung in ihrer Digitalisierungsstrategie erfahren. Das Bildungszentrum habe dank des Einsatzes von Microsoft Teams und Co. einen nahezu reibungslosen Übergang geschafft. "Wir haben es verhältnismäßig gut hinbekommen, dass wenig Defizite entstanden sind", ist der Bürgermeister überzeugt.

Von Seiten der Bürger habe es wenig Kritik gegeben. Noch vor der Bundesregierung hat Haslach beispielsweise Gruppengrößen erst auf maximal 50, dann auf maximal 20 Personen begrenzt. Das Verständnis aus der Bevölkerung dafür sei sehr groß gewesen. Auch größere Kritikpunkte wie die Schließung der Kindergärten hätten sich nach kurzer Zeit eingespielt.

Was seine persönlichen Erfahrungen in der Krise betrifft, räumt Saar zunächst mit einem Missverständnis auf: Dass viele Veranstaltungen ausgefallen sind, bedeutet nicht, dass der Bürgermeister mehr Freizeit hatte. "Gerade in der Anfangszeit waren wir im Grunde 24 Stunden im Einsatz": Neue Verordnungen wurden teils Tage vorher presseöffentlich diskutiert, ohne dass diese den Verwaltungen vorlagen. Meist wurden sie gegen Abend veröffentlicht mit Inkrafttreten am Folgetag. "Das war teilweise doch sehr sportlich" so Saar, denn die Rückfragen kamen natürlich sofort. Ob per Facebook oder Whats-App, er habe oft bis in den späten Abend mit Bürgern kommuniziert.

Einschränkungen haben Auswirkungen auf Beruf und Privatleben

"Ich arbeite gern unter Druck, aber darauf hätte ich verzichten können", sagt der Bürgermeister. Rein privat war die Corona-Zeit auch nicht ohne: Kürzlich ist Saars Sohn zur Welt gekommen. Schwangerschaft und Geburt mitten in Corona – da war lange Vieles unklar: "Darf ich überhaupt zur Geburt mitgehen, welche Krankenhäuser stehen für solche Fälle überhaupt gerade zur Verfügung? Das war strapazierend", befindet Saar. "Auch, weil man dann nicht so für seine Partnerin da sein kann, wie man möchte." Die Situation sei also sowohl beruflich als auch persönlich sehr herausfordernd gewesen. "Aber wir haben alles erfolgreich hinbekommen."

Einen zweiten Lockdown in der Form wie im Frühjahr wird es in Saars Augen nicht geben. Das ganze Land herunterzufahren, "würden wir auch nicht noch mal verkraften", sagt er.

Besonders freut Saar sich darüber, wie gut die Haslacher in der Krise zusammengehalten haben. Bekanntlich hatte die Stadt eine Nachbarschaftshilfe eingerichtet, bei der sich diejenigen melden konnten, die Dienste wie beispielsweise das Einkaufen für Angehörige der Risikogruppen übernahmen.

"Es haben sich wirklich viele Helfer gemeldet", blickt er zurück. Und doch: "Wir haben am Ende nur wenige von ihnen gebraucht." Der Grund ist ein erfreulicher. Denn es habe in Haslach einfach so funktioniert, Nachbarn griffen sich "einfach so" unter die Arme. Das habe ihn sehr beeindruckt und mache ihn stolz auf die Gemeinde.