Benjamin Armbruster ist seit August Wassermeister in Haslach. Foto: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Wassermeister Benjamin Armbruster zeigt, wie das Wasser von der Quelle in die Haushalte kommt

Trinkwasser aus dem Hahn ist selbstverständlich. Doch welche Technik und Arbeit dahinter steckt, macht erst ein Blick hinter die Kulissen deutlich. Wassermeister Benjamin Armbruster erklärt, wie das Wasser aus der Quelle ins Haus kommt.

Haslach. Wo das Haslacher Trinkwasser herkommt, weiß der Wassermeister der Stadtwerke genau. "Das ist ein echtes Regionalprodukt", erklärt Armbruster, der seit April Wassermeister ist. Anfang dieses Monats hat er die Aufgabe von seinem Vorgänger Josef Schweiß übernommen. Armbruster ist unterwegs ins Quellgebiet im Mühlenbacher Dietental. Von dort bezieht Haslach den größten Teil des Trinkwassers. An dem Bergrücken, der parallel zum Kinzigtal verläuft, finden sich im Kirchenwald zahlreiche Quellen, von denen 15 für die Trinkwasserversorgung eingefasst sind. Der andere Teil stammt aus der Kleinen Kinzig, erklärt der 28-Jährige. Er ist mittlerweile am Quellschacht K angekommen. Der Fassungsbereich der Quellen wird etwa einmal im Monat kontrolliert, erklärt er, während er den schweren Deckel hochstemmt. "Regelmäßige Kontrollen sind wichtig", sagt er mit Blick in den Schacht. Ddie Quellen seien anfällig. Wenn zum Beispiel ein Baum entwurzelt wird oder starker Regen fällt und Oberflächenwasser eindringt. Darum sei der Bereich um die Quellen auch Wasserschutzgebiet. Wenn etwas nicht stimmt, werde es an das Landratsamt gemeldet. Ob das Wasser so nah an der Quelle wohl kalt ist? Armbruster lacht. "Erfrischend", sagt er. "Hier oben hat es etwa zwölf Grad, wenn es in Haslach ankommt, ungefähr 20."

Das Wasser aus den Quellen im Dietental läuft im Quellsammelschacht M zusammen. Wirklich spektakulär schaut das nicht aus – ein paar Rohre, es riecht leicht nach Schwimmbad. "Hier wird das Wasser mit Chlor gereinigt", so Armbruster. Das sei nicht bedenklich, die Mengen seien verschwindend gering. Zum Vergleich: Während im Schwimmbad 0,5 bis ein Milligramm Chlor zum Einsatz kommen, sind im Trinkwasser gerade einmal 0,10 Milligramm. Der Grenzwert liegt bei 0,30 Milligramm Chlor.

Strenge Kontrollen sichern die Qualität

Damit der Druck in den Leitungen sinkt, wird das Wasser durch eine Druckunterbrechungsschacht ausgeleitet. Vom Quellsammelschacht im Dientental bis nach Haslach braucht das Wasser nun etwa zweieinhalb bis drei Stunden.

Weiter gehts auf der Tour zur Wasserbehälter Rotkreuz. Dort befinden sich zwei große Behälter, in denen das Wasser aus den Quellen und das der Kleinen Kinzig zusammenfließt. Darin befinden sich jeweils rund 500 Kubikmeter Wasser. Und dort ist auch auch die Entsäuerungsanlage, in der das Wasser mittels Kalkstein gefiltert wird. Übrigens würde er merken, dass im Sommer mehr Wasser verbraucht wird, zum Beispiel zum Gießen. "Gestern hat es zum Beispiel geregnet, und heute hat man gesehen, dass weniger Wasser verbraucht wurde", so Armbruster. Am Wasserbehälter wird auch der Chlorgehalt gemessen. Einmal automatisch, einmal mit der Hand mittels Photometer.

Übrigens gilt das Wasser in Haslach als sehr weich, so Armbruster. Und der Nitratwert sei so gering, dass es sich sogar für Babynahrung eigne. "Leitungswasser kann man bedenkenlos trinken", so der Wassermeister, der in Zell lebt. "Immerhin unterliegt es noch strengeren Kontrollen als Mineralwasser."

Übrigens ist er als Wassermeister auch für Rohrnetz zuständig, erklärt Armbruster. "Von der Quelle bis ins Haus", sagt er und lacht. Und darunter fallen beispielsweise auch Rohrbrüche.

Rohrbrüche durch Abhorchen lokalisieren

Dafür gibt es rund um die Uhr einen Bereitschaftsdienst, den er sich mit den Kollegen teilt. "Meist finden wir die Rohrbrüche aber selbst durch Abhorchen der Leitungen", erklärt er zurück bei den Stadtwerken. Auf einem Computer kann er das Rohrnetz überwachen, sieht auf einem Blick Hochbehälter und Übergabestationen. Und auch, ob zum Beispiel nachts, wenn eigentlich wenig Wasser verbraucht wird, ein hoher Wert zu sehen ist. "Das könnte dann auf einen Rohrbruch hindeuten." Um die Leitungen abzuhorchen, werden Sensoren auf Schieber und Hydranten aufgesetzt. Durch genaues Hinhören kann er dann den Rohrbruch lokalisieren. Für den 28-Jährigen ist Wassermeister ein spannender Beruf. Obwohl er noch vieles lernen müsse, räumt er ein. "Mein Vorgänger kennt das Rohrsystem genau, da brauche ich noch etwas Erfahrung."

Im Rahmen der Schwabo-Sommerserie "Unser Wasser im Kinzigtal" beschäftigt unsere Redaktion sich mit Fragestellungen rund um den Einfluss, den die Kinzig, die Wasserversorgung und die Trockenheit auf das Leben im Tal haben. In 13 Teilen, die jeweils samstags und mittwochs erscheinen, beleuchten wir verschiedene Aspekte des Lebens mit (oder ohne) das Wasser. Am Samstag, 25. August, beschäftigen wir uns mit Sagen rund um die Flüsse Wolf, Gutach und Kinzig.