Firas Alshater hatte bei der Lesung in der Stadtbücherei die Lacher auf seiner Seite. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Interkulturelle Wochen: Syrer und Wahl-Berliner Firas Alshater stellt Bücher bei einer Lesung vor

Haslach. Die Freiheit und Demokratie in Deutschland zu erleben ist für Firas Alshater Grundlage seines Lebens – und sollte es seiner Meinung nach für jeden Menschen sein. Geflüchtet vor Folter und dem Krieg in Syrien, hat der Wahl-Berliner sich, seine beiden Bücher und seinen Youtube-Kanal in der Haslacher Stadtbücherei vorgestellt.

"Ich komme auf Deutschland zu", lautete der Titel der interaktiven Lesung, die aus Gespräch, Erzählung und kurzen Filmausschnitten bestand. Am Anfang stand ein kurzer Film, den Alshater kurz nach seiner Ankunft in Deutschland gedreht hatte. Er habe im Flüchtlingsheim gesessen, durfte nicht arbeiten – und wollte doch etwas tun.

Autor begeistert mit aufgeschlossener und freundlicher Art

"Ich kann nicht ›keine Angst haben‹, wenn ich den Klang der herannahenden Helikopter höre", und "wenn du ein Flüchtling und ein Aktivist bist, wirst du nie aufhören, Damaskus mit Berlin zu vergleichen", waren Kernbotschaften. Im Gespräch mit Jennifer Schmid, Integrationsbeauftragte der Stadt Haslach, gewährte er Einblicke in die Entstehung seines ersten Buchs "Ich komme auf Deutschland zu", sein Zweitwerk "Verstehe einer die Deutschen" ist seit zwei Wochen auf dem Markt.

Er sei aus der Türkei kommend ganz langweilig mit Visum nach Berlin eingereist – und las die Geschichte seines ersten Tags in Deutschland und seines Asylantrags vor. "Ich bin aus dem Krieg geflüchtet – ich bin in Sicherheit – ich muss mich freuen", redete er sich selber ein, denn mit dem Asylantrag seien die Auflagen nicht zu arbeiten, keinen Sprachkurs zu absolvieren und Berlin nicht zu verlassen verbunden gewesen. Dass sein erster Brief am folgenden Tag dann ausgerechnet die Steuer-Nummer gewesen sei, wurde äußerst unterhaltsam aufbereitet.

Beeindruckt hätten ihn der Wahlkampf 2017 – und die Tatsache, dass er ohne Angst vor Verfolgung, Verhaftung und Folter darüber in der Öffentlichkeit Witze machen dürfe. Auf die Frage, woher er die Manie, die Kraft und den Willen nehme, sich Deutschland derart anzueignen, erklärte der Autor: "Ich wollte auf nichts warten." Es gebe zwei Tage im Leben, die keiner ändern könnte: Gestern und Morgen. Also gelte es, den heutigen Tag zu gestalten und daran zu arbeiten. Er habe gelernt, dass die Deutschen für alles etwas länger bräuchten, dann aber nicht mehr zu stoppen seien. "Deshalb bin ich mir sicher: die Integration wird klappen – irgendwann", scherzte er und hatte die Lacher auf seiner Seite.

Nach der Pause gewährte er Einblicke in seine Filmprojekte im weltweiten Datennetz. Zu Beginn habe er herausfinden wollen, wer die Deutschen seien. Mit Beginn der Pegida-Bewegung 2014 habe es ihn interessiert, ob alle Deutschen plötzlich ausländerfeindlich geworden wären. "Ich habe noch keinen Rassisten getroffen", war sein Fazit – was allerdings auch an seiner aufgeschlossenen und freundlichen Art liegen könnte.

Nach der Veröffentlichung auf You-Tube sei die Erkenntnis, dass ein Flüchtling auch lustig sein könne, wohl so überwältigend gewesen, dass weltweit darüber berichtet wurde: Selbst im chinesischen Staatsfernsehen. Frei nach dem Motto "Alle Menschen lachen in der selben Sprache" reise er landauf, landab und mache seine Witze. "Mit Humor erreichst du Stellen, die politisch nicht zu erreichen sind", war er sicher.

"Wer in Syrien von Freiheit träumt, ist in Gefahr", erklärte Firas Alshater. An die Veröffentlichung seines ersten Buches sei er völlig erwartungsfrei herangegangen, mittlerweile wäre es in der fünften Auflage mit insgesamt 50 000 Stück erschienen. "150 Veranstaltungen und Lesungen sagen mir, dass wir das gemeinsam hinbekommen." Trotzdem wisse er, dass die Angst dort am größten sei, wo man nichts über die Bedrohung wisse – und genau das sei die Masche der Populisten. Weil so wenige Menschen direkt etwas mit Flüchtlingen zu tun hätten und sie kennen würden, würden Parolen so gut funktionieren. "Denn es gibt immer jemanden oder etwas, dass man nicht so gut kennt – aber von dem alle wissen."