Das unverständliche Mediziner-Kauderwelsch der Ärztin in steter Zeitnot verunsichert Marta und Maria. Fotos: Jehle Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Jugendliche führen Musical in Festhalle auf / Chor-Projekt Adonia begeistert Besucher

Bibel mal anders: Temporeich und ausdrucksstark präsentieren die Adonia-Chöre mit dem Musical "Herzschlag" die Auferstehung des Lazarus von den Toten aus dem Johannes-Evangelium in die Moderne. Ein Chor ist in Gutach zu Gast gewesen-

Gutach. In der Festhalle erlebten rund 400 Besucher 70 Jugenliche auf ihrer viertägigen Tournee und waren begeistert.

"Wer von Ihnen hat schon einen Erste-Hilfe-Kurs besucht?", fragten die Krankenschwestern des Herz-Jesus Krankenhauses das verblüffte Publikum. Viele Hände gingen in die Höhe. Deren Anzahl verringerte sich drastisch nach der Frage, wer den Kurs in den vergangenen fünf Jahren besucht hat. "Oh je", seufzten die Schwestern und verordneten unverzüglich einen Crashkurs.

Darsteller treiben den Puls der Zuschauer musikalisch in die Höhe

Puls und Atemfrequenz der Besucher wurden erst mal ordentlich – sowohl musikalisch von der großartigen Band als auch den "Kursleitern" – in die Höhe getrieben. "Drücken, drücken 30 Mal, 30 Mal, pusten, pusten, zweimal pusten", hieß es in dem Stück "Notfall", bevor das Publikum sich setzen durfte und ein Erzähler mit Textstellen aus dem Johannes Evangelium die neutestamentarische Quelle der Lazarusgeschichte zitierte. Die Musical-Figur "Lazarus" war von der Notfallambulanz mit "Herzflimmern" in das Krankenhaus eingeliefert worden. Seine Schwestern "Marta" und "Maria" waren sehr besorgt.

Beeindruckend eingewebt in den biblischen Hintergrund des Stückes waren Betrachtungen darüber, wie plötzlich das Gewohnte zusammenbrechen kann und wie wertvoll das Leben ist. Auch ungute gesellschaftliche und sozialpolitische Entwicklungen werden in dem Musical aufgegriffen, wie etwa die nervige Wartezeit, die Lazarus Schwestern in der Notaufnahme verbringen: Bürokratie mit Formularen, eine Privatpatientin, die bevorzugt behandelt werden möchte, und eine Ärztin in steter Zeitnot, deren unverständliches Mediziner-Kauderwelsch Marta und Maria verstört.

Teilnehmer kommen bei Gutacher Gastfamilien unter

Die Schwestern haben "Immanuel" (Jesus) längst per SMS verständigt, doch er meldet sich nicht. Die beiden verstehen sein Schweigen nicht und schließlich stirbt "Lazarus". "Umsonst vertraut, umsonst geglaubt", wird das vergebliche Hoffen beklagt. Nicht einmal zur Beerdigung, großartig düster choreografiert, erscheint "Immanuel". "Wildfremde Leute heilt er, aber einen Freund lässt er einfach sterben", wird ihm vorgeworfen.

"Marta" jedoch verteidigt den Freund, auch wenn sie ihn nicht versteht. Sie behält recht, denn "Immanuel" kommt doch noch einige Tage später. "Wer lebt und mir vertraut, wird niemals sterben", verkündet er und so kann "Lazarus" zur Freude aller ins Leben zurückkehren.

"Immanuel" wird zum Superstar erkoren, was den Pharisäern gar nicht passt. Sie fürchten Kontroll- und Machtverlust und verhaften den Erlöser, dessen Todesurteil sofort vollstreckt wird. Womit die Pharisäer nicht rechneten, ist jedoch die frohe Botschaft Jesu. "Eines haben sie vergessen, Gott ist stärker als der Tod, das Ende ist der Anfang", wird kundgetan.

Die Kunde leitete ein grandioses farbenfrohes Finale ein, bei dem der Chor auch nach 90 Minuten unglaubliche Spiel- und Singfreude an den Tag legte.

Die 70 jungen Sänger hatten sich das dicke Lob von Musicalcamp-Leiter Lukas Zimmermann und Chorleiterin Lena Hess mehr als verdient. Ausdrücklicher Dank galt auch den vielen Helfern hinter den Kulissen.

Mit ermöglicht haben die tolle Vorführung zahlreiche Gutacher, die Kost und Logis für die Jugendlichen zur Verfügung gestellt haben. Hermann Billharz hatte eingangs den vielen Unterstützern und Helfern ausdrücklich gedankt und seiner Freude, das Musical in Gutach zu haben, Ausdruck verliehen.

Adonia wurde 1979 vom Schweizer Grundschullehrer Markus Hottiger gegründet. Seit 2001 gibt es das Projekt in Deutschland und 2004 wurde der Verein mit Sitz in Karlsruhe gegründet. Seither ist die deutsche Adonia-Arbeit finanziell und organisatorisch eigenständig. 2018 sind 59 Projektchöre mit rund 3800 Kindern und Jugendlichen aus ganz Deutschland zu insgesamt 200 Konzerten unterwegs. Die direkten Kosten der Singfreizeiten werden durch die Teilnehmerbeiträge gedeckt. Personalkosten, Mieten und Verwaltungskosten werden von einem Spenderkreis und den Konzert Kollekten getragen.