Kinder können im Rahmen des Lernerlebnis "Über Wasser" mehr über die historische Nutzung erfahren – und selbst Mühlräder bauen. Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Freilichtmuseum gibt Einblick in historische Wassernutzung / Mühlräder vereinfachen die Arbeit

Wasser ist wichtig zum Leben – damals wie heute. Aber wie haben Menschen früher Wasser genutzt? Und wo kam es her? Museumspädagogin Claudia Binswanger vom Freilichtmuseum Vogtsbauernhof gibt Einblick in die historische Wassernutzung.

Gutach. Wasserhahn auf und schon fließt das kühle Nass – was heute ganz selbstverständlich ist, war in früheren Zeiten ganz anders. "Wasser war früher wie heute lebenswichtig", so Binswanger. Höfe wie der 1612 erbaute Vogtsbauernhof seien vor allem dort entstanden, wo es Zugang zu einer Quelle gab. Um das Wasser in die Nähe des Hofs zu leiten, wurden Holzrohre genutzt. Vergraben in einer bestimmten Tiefe faule das Holz nicht, so die Museumspädagogin. War die Versorgung sichergestellt, hatte Wasser im und um den Hof viele wichtige Zwecke.

In der Viehhaltung: "Natürlich musste auch damals gewährleistet sein, dass das Wasser sauber ist", erklärt sie mit Blick auf die Viehtränke, in die ein Teil des Quellwassers läuft. Darum haben stets zwei bis drei Forellen in der Viehtränke geschwommen. "Wenn es denen nicht gut ging, wusste der Bauer sofort, dass etwas nicht stimmt",so die Museumspädagogin. Möglicherweise sei dann ein Tier an der Quelle verendet.

Im Haushalt: Das Wasser am Brunnen wurde aber auch schon zum Kühlen von Lebensmitteln – vor allem Milch – genutzt. Im "Milchhäusle" bleiben die Kannen, die mit dem Boden im Quellwasser stehen, kühl. Fast, wie ein kleiner Kühlschrank. Ein paar Meter weiter, am Lorenzenhof, steht das "Milchhäusle" gar in der Sonne. Im Inneren ist es trotzdem kühl, wie ein beherzter Griff ins Wasser beweist. Wasser hatte aber auch in der Religion Bedeutung: Im Lorenzenhof gibt es in der Stube ein Weihwasserbecken.

Zurück zum Vogtsbauernhof: Außer für die Tiere wurde Wasser freilich auch für den Haushalt verwendet – "nur für die Toilettenspülung nicht", erklärt Binswanger grinsend. "Dafür war es viel zu kostbar", sagt sie. Sehr wohl wurde das Wasser aber zum Wäschewaschen genutzt, was der große Waschstein beweist. Heute wirft man die schmutzige Kleidung in die Maschine und holt sie sauber wieder heraus. Damals war das Waschen körperlich sehr anstrengend. Im Steintrog wurde die Wäsche mit Buchenasche eingeweicht, dann kam das Waschbrett zum Einsatz. Danach mussten die Frauen das Wasser aus dem klatschnassen Stoff wringen. Im Gegensatz zu heute sei damals auch nur einmal im Monat gewaschen worden.

Brandweiher: Da die Schwarzwaldhöfe hauptsächlich aus Holz und Stroh bestehen, sei die Brandgefahr stets hoch gewesen, erklärt Binswanger. "Wenn ein Hof brannte, war das eine große Katastrophe und das Gebäude kaum noch zu retten." Darum hatte jeder Hof einen Brandweiher in der Nähe, aus dem im Ernstfall in einer Menschenkette Löschwasser geholt wurde. "Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass dann noch viel zu retten war", so Binswanger. Auch heute haben Höfe in den Außenbereichen noch Brandweiher, aus dem die Feuerwehr im Brandfall Wasser zum Löschen entnimmt. Alkohol: Einen wichtigen Beitrag leistet Wasser auch bei der Herstellung von Alkohol. Der war damals nicht nur zum Trinken da, sondern galt auch als gängiges Zahlungsmittel. "Für einen Liter Kirschwasser bekam man früher ein gutes Paar Schuhe", erklärt Rita Vitt, die gerade den Ofen im Back- und Brennhäusle befeuert. Bei der Destillation von Alkohol brauche es Wasser zur Abkühlung des Dampfs, erklärt Vitt. Das Prinzip sei heute noch das Gleiche.

Flößerei: Auf die Flößerei im Kinzigtal werfen wir im Fortgang der Serie noch einen gesonderten Blick (siehe Info).

Antrieb: Aber auch für verschiedene Arten von Antrieben wurde Wasser verwendet – vor allem für Mühlräder. Und die treiben wiederum anderes an. Gleich neben dem Vogtsbauernhof steht beispielsweise die Klopf- und Plotzsäge von 1673, mit der Bretter gesägt wurden. An der Hanfreibe wird ein etwa 400 Kilo schwerer Stein vom Mühlrad in Bewegung gesetzt, der die getrockneten Hanfpflanzen weich macht. So lassen sich die Fasern heraustrennen, aus denen Kleidung oder Seile entstehen. Auch bei der Herstellung von Mehl war Wasserkraft wichtig, wie Jonas Spinner den Museumsbesuchern in der Hausmahlmühle zeigt. "Wasserkraft ist eben die Kraft, die man hier hatte", erklärt Binswanger. In anderen Regionen sei auch Windkraft genutzt worden, um beispielsweise Mühlen anzutreiben.

Schulklassen, die mehr über die historische Wassernutzung erfahren möchten, können dies übrigens im Rahmen des Lernerlebnis "Über Wasser" tun. Dabei handelt es sich um ein Angebot für Schulklassen der Klassenstufen Drei bis Sechs. Weitere Infos gibt es im Internet auf der Seite des Freilichtmuseums unter www.vogtsbauernhof.de.

Im Rahmen der Schwabo-Sommerserie "Unser Wasser im Kinzigtal" beschäftigt unsere Redaktion sich mit Fragestellungen rund um den Einfluss, den die Kinzig, die Wasserversorgung und die Trockenheit auf das Leben im Tal haben. In 13 Teilen, die jeweils samstags und mittwochs erscheinen, beleuchten wir verschiedene Aspekte des Lebens mit (oder ohne) das Wasser. Am Samstag, 18. August, geht es um die Wolfacher Kinzigflößer und die Frage, wie mithilfe des Wassers Tradition gepflegt wird.