Die Autoren Jürgen-Peter Stössel (von links), Jochen Weeber und Emma Guntz mit Verleger Wendelinus Wurth und Musiker Christoph Haarmann bei der Dreykönigsmatinee Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Drey-Verlag präsentiert Neuerscheinungen bei Matinee am Dreikönigstag im Gasthaus Löwen

Die Neuerscheinungen des Gutacher Drey-Verlags sind während der Dreykönigsmatinee im Gasthaus Hirsch vorgestellt worden. Musikalisch umrahmt von Christoph Haarmann präsentierte Verleger Wendelinus Wurth Titel und Autoren.

Gutach. "Das Jahr hat mit Thomas Weiß und seinem Buch ›Im Wort Laut‹ begonnen", erklärte Wendelinus Wurth. Parallel dazu sei der Gedichtband von Jürgen-Peter Stössel mit dem Titel "Es ist Zeit, dass ich wieder einmal an den Dachs denke" erschienen. Für Stössel ist es bereits der zweite Gedichtband im Drey-Verlag. Vor fünf Jahren war er schon einmal zur Vorstellung seines Bands "Mit dem Rücken zur Luft" eingeladen gewesen.

Dem Autor oblag die Lesung aus seinem Gedichtband, das in sechs Kapitel unterteilt wurde. Rückblickend auf die Kindheit las er vom toten Mann und der Wachholder-Legende, wo dem Enkel der Herbst erst im sauren Kraut schmeckt. In seinem Buch zieht Stössel eine Bilanz von Themen, die ihm in den vergangenen fünf Jahren wichtig waren. Dazu gehören allgemeine Gedichte ebenso wie existenzielle Themen. Die Natur und die Tiere stehen im Mittelpunkt.

"Auf der Rückfahrt von Gutach ist mir das folgende Gedicht eingefallen", schickte der 80-Jährige seinem "Lungenlied" voraus und las: "Zwei Flügel – noch von Motten nicht zerfressen. Das Knochengerüst hebt und senkt sich." Er spielt in seinen Gedichten mit Fachbergriffen, findet im "Apfel-Alphabet" das "A und O" der Atemschrift und macht sich tiefsinnige Gedanken um den Migrationshintergrund.

Am Ende seines Bands überschreibt Stössel Gedichte großer Schriftsteller wie Goethe oder Schiller.

Jürgen-Peter Stössel, Jochen Weeber und Emma Guntz sind die Autoren

Die weitere Neuerscheinung des Drey-Verlags war Jochen Weebers "Das Wiehern des Seepferdchens", in dem sich unterschiedlich lange Geschichten zu einem Erzählband vereinen. Auch Weeber ist "Wiederholungstäter" im Verlag. Von ihm ist bereits "Herr Lundqvist nimmt den Helm ab" erschienen. Mit der titelgebenden Geschichte begann der Autor seine Lesung und verglich sein Herz vom Restaurant über die Imbissbude bis hin zum Fünf-Sterne-Hotel mit verschiedenen gastronomischen Formen. Und manchmal sei es ein Ticket-Schalter für frisch frittierte Träume, direkt aus dem Schneideraum im Hinterkopf.

In diesem Kopfkino-Festival wieherte dann auch das Seepferdchen. Der sarkastische Lieblingstext seiner Frau über die gewonnene 20-Euro-Wette um den sicheren Tod wurde mit einem imaginären Augenzwinkern vorgetragen und "Oskars erste große Rolle" fand großen Zuspruch bei den Zuhörern. "Das Zurückerinnern an die eigenen Kindheit ist ein positiver Fundus an Stücken für alles im Leben", endete Weeber.

Als dritte Autorin stellte Emma Guntz ihren grenzüberschreitenden Beitrag des Drey-Verlags vor, in dem sie bereits "Späte Widmung" veröffentlicht und an Anthologien mitgearbeitet hat. Der Titel "Noch" sei nach der Krankheit und Verabschiedung eines lieben Menschen entstanden und solle sich dem "nicht mehr" entgegen setzen: "Ich sehe noch - ich lebe noch – ich schreibe noch". Es sei das Sehen der kleinen Schönheiten beim Reifen und Sterben, beim Leben und Lieben, eingebettet in den von ihren Protagonisten Franz und Claudia geschaffenen Garten. Berührend las sie: "Heute entkommst du mir nicht, zischt böse das Alter, wirft seine Angel aus und landet den Widerhaken zwischen den Schulterblättern" oder "Lieber beugen als brechen, sagen die Bäume und tanzen hingegeben im Wind – aber nicht nach seiner Pfeife".

Zum großen Finale lud Verleger Wurth mit den fünf besten seiner wöchentlichen Dreizeiler im Amtsblatt ein und las beispielsweise: "Hunderte Auge luuge us’m Löschwasser-Weiher – d’Frösch vun übermorge."

Weitere Informationen: www.drey-verlag.com

Wendelinus Wurth erinnerte an die Anfänge des Drey-Verlages: "Vorgestern in acht Monaten, also am 4. August, mein Sohnemann ist gerade ein Jahr alt geworden, bin ich aufs Rathaus gegangen und habe den Drey-Verlag angemeldet." Damals wäre er mit seinen Mit-Verlegern Markus Manfred Jung und Franz Handschuh von vielleicht zehn Büchern ausgegangen, die im Gesamten verlegt werden sollten. "Mittlerweile sind wir bei 122 Büchern angekommen." Bürgermeister Siegfried Eckert gratulierte zum Verlags-Jubiläum und betonte: "Die Gemeinde schreibt Kunst und Erzählungen groß."