Noch steht das »Ortenauhaus« an zentralem Platz in Durbach, ab 2021 soll es jedoch nach Gutach umziehen. Foto: Freilichtmuseum

Kultur: Ausschuss stimmt für Versetzung von Durbach nach Gutach / Kreis soll Corona-Verluste tragen

Offenburg/Gutach - Das Leitungsteam des Gutacher Freilichtmuseums hatte am Donnerstag Grund zur Freude: Neben viel Lob von den Kreisräten gab es vom Kulturausschuss auch grünes Licht für das nächste Großprojekt und einen Verlustausgleich von 850 000 Euro.

Förderung der Außenbereiche möglich

Margit Langer , Geschäftsführerin des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof, ist die Freude am Donnerstag anzuhören: In Durbach hat sich ein Rebhaus als krönender Abschluss der Nord-Erweiterung des Museums gefunden. "Dieses Haus stellt für uns einen Glücksfall dar", erklärte sie gegenüber dem Kultur- und Bildungsausschuss.

Wenn es nach Museumsleitung und Kreisverwaltung geht, soll das Fachwerkhaus ab April 2021 Stück für Stück nach Gutach umziehen. Als "Ortenauhaus" soll es Repräsentant für die Heimat des Museums sein.

Das aus den Jahren um 1775 stammende Rebhaus steht derzeit in der Durbacher Ortsmitte. Dort soll es in den kommenden ein bis zwei Jahren einem Neubau Platz machen. Daher eile es, erläuterte der wissenschaftliche Leiter des Museums, Thomas Hafen.

Meist seien dererlei Häuser bereits abgerissen oder saniert. "Saniert heißt dann meistens bis zur Unkenntlichkeit entstellt", konstatiert der Experte. Das Haus entspreche allem, was sich das Museum wünsche. Zudem habe es eine bewegende Geschichte und sei in einem für sein Alter bemerkenswert guten Zustand.

"Das schöne Projekt hat eine Schattenseite: Es kostet Geld", eröffnete Jutta Gnädig, Dezernentin für die zentrale Steuerung in der Kreisverwaltung, ihre Ausführungen. Rund 1,87 Millionen Euro wird die Versetzung wohl kosten. Dazu kommen die Rekonstruktion eines Weinkellers, eine Winzerstube und die Außenanlagen hinzu. Alles in allem rechne man laut Gnädig mit 2,56 Millionen Euro.

Die Versetzung selbst wird wohl mit 65 Prozent vom Land gefördert, eventuell ist zusätzlich eine Förderung der Außenbereiche möglich. Die übrigen 1,35 Millionen Euro seien für das Museum nicht zu stemmen, erläuterte die Dezernentin. Geplant sei deshalb, dass die Hälfte davon der Kreis trägt. Das Museum werde seine Hälfte – aufgrund der Ausfälle wegen Corona – durch Kredite finanzieren.

Museum macht bis 2020 jährlich kleine Gewinne

"Das Museum ist nicht nur pädagogisch und kulturell eine hochwertige Perle", erklärte Landrat Frank Scherer. Aufgrund der eingeschlagenen Strategie handele es sich auch um ein Museum, das bis zuletzt jedes Jahr einen kleinen Gewinn abgeworfen habe. "Damit es so bleibt, müssen wir weiter in neue Attraktionen investieren." Rein wirtschaftlich werde sich das lohnen, ist sich Scherer sicher.

Der Meinung waren auch die Kreisräte, von allen Seiten gab es Lob für die Leistung des Teams rund um Langer. Das zu Beginn der Corona-Krise geschätzte Defizit für 2020 hatte das Museum von 1,2 Millionen Euro auf nun 850 000 Euro gedrückt. Darum empfahlen die Ausschussmitglieder dem Kreistag nicht nur, für das Projekt "Ortenauhaus" zu stimmen, sondern auch einen Zuschuss in Höhe des erwarteten Verlusts durch den Kreis zu genehmigen.

Das Konzept

Im Erdgeschoss des »Ortenauhauses« ist die Nachbildung der originalgetreuen Wohneinrichtung vom Zustand von 1961 geplant – so, wie es zuletzt bewohnt wurde. Mit dem Kontrast wolle man möglichst auch an die Gegenwart anknüpfen, erklärte Museumschefin Margit Langer. Das Obergeschoss soll Ausstellungen dienen. »Ein Großprojekt wird die Multimediainstallation im Keller zum Thema Wein«, erläutert Langer.