Wendelinus Wurth hat einen neuen Gedichtband veröffentlicht. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Autor Wendelinus Wurth aus Gutach veröffentlicht neuen Gedichtband "Hinter de bletsch"

Der Gutacher Verleger, Autor und Lehrer "im Unruhestand" Wendelinus Wurth hat einen neuen Gedichtband veröffentlicht. "Hinter de bletsch" ist eine Sammlung von Tier- und Pflanzengedichten, die auch mit dem Menschen zu tun haben.

Gutach. "Ich bin ein offener Geist, habe alle Sinne offen und orientiere mich an der Außenwelt", erklärt Wurth seine Inspiration. Er schreibe Dinge auf, die ihn interessieren oder auch "niggle", also stören würden.

"Die Gedichte sind im Idealfall Sprungbretter zu eigenen Assoziationen des Lesers", meint Wurth und blickt auf den Ursprung des neuen Gedichtbands: Vor langer Zeit habe er den Kindervers "hinterem huus – uf em platz – schwarzi katz – wisser latz – uf de hatz – macht e satz – in de pratz – s isch e ratz – nei – a muus" geschrieben, der dann aber lange liegen geblieben sei. Etwas später wäre das Gedicht "ufdrillt" zur Ackerwinde entstanden und etwa zur gleichen Zeit 2006 das Gedicht zum gemeinen Leinkraut. "Wer wagt sich in d hehli ni in s leewemillili wer weiß schu um d sießi versteckt hinter de bletsch wu lockt oraaschig s gmeine leinkrut", steht zu lesen und erklärt eine der Bedeutungen des Titels.

Denn "bletsch" ist zum einen die alemannische Bezeichnung für die extrem großen Blätter von Pflanzen. Zum anderen ist es aber auch die Bezeichnung eines Gesichtsausdrucks, den man im Kinzigtal unter anderem als "Lätsch" kennt.

Hinter beidem lässt sich vieles entdecken, wie hinter den tiefsinnigen Gedichten von Wurth. Vor zwei Jahren habe er den Kindervers und die Pflanzengedichte hervorgeholt und es sei ihm aufgefallen, dass sie ähnlich lang waren. Also habe er die Idee gehabt, "etwas" daraus zu machen. Etwa zwei Monate lang hatte er sich hinter den Schreibtisch gesetzt und fleißig geschrieben. 16-zeilige, tiefgründige Pflanzengedichte und einsilbig gereimte Tier- und Menschengedichte, die allesamt auf Erinnerungen und Erfahrungen des Autors beruhen. Als die Texte fertig waren, wurden sie nach alter Väter Sitte durch Wurth in der "Folio"-Schrift handgesetzt. "Auf diese Art haben wir vor 25 Jahren die ersten zehn Gedichtbände des Drey-Verlags selbst gesetzt", erzählt der Autor und Mitbegründer des Verlags.

Das typische für diese alte Kunst sei die Gestaltung in schwarz-weiß. Auch die Illustrationen von Mitverleger und Kunstpädagoge Franz Handschuh wären etwas Besonderes. Während er mit den Tieren schnell zurande gekommen sei, wären die Pflanzen etwas schwieriger gewesen. Am Ende seien Pflanzen gepresst und Einzelteile via Kopierer teilweise sehr verändert worden. Durch die Drucktechnik wäre bei der Erstauflage von 300 Büchern jedes einzelne ein Unikat, weKleinigkeiten il sich die Bücher in unterscheiden würden.

Bei dem Projekt habe in erster Linie die Freude am eigenen Anfertigen eines Buches von Anfang bis zum Ende gestanden. "Hinter de bletsch" ist entweder direkt beim Drey-Verlag erhältlich und kann über die ISBN-Nummer von jeder Buchhandlung besorgt werden.

Mitverleger Markus Manfred Jung schreibt über den Autor: "Dass Wendelinus Wurth ein sensibler und scharfsinniger Beobachter der Natur ist, weiß man von seinen Haikus her, für die er schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Gedichte Wurths zeigen über das feinsinnige Beobachten hinaus, in der Anverwandlung an das Menschliche die Selbstverständlichkeit der Einheit in der Natur, die als Lebensgefühl ja leider am Verschwinden ist. Spielerischer, als Reimefinder und manchmal sogar Reime-Erfinder zeigt sich der Autor bei den Tier- und Menschengedichten, die als fröhliche Zungenbrecher nicht nur für Kinder ein Genuss sind."