Anlässlich eines Besuchs vom Stosswihrer "Club Kameleon" bei den Gutacher Hobbykünstlern entstand das Bild mit Jean-Philippe Naudet (links), Evelyn Fritsch (stehend) und Jean-Marc Fritsch im Gutacher Kurpark.Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: Gutachs Partnergemeinde im Elsass liegt im Risikogebiet / Schwieriger Alltag mit Ausgangssperre

Wie sieht eigentlich in Zeiten von Corona die Situation in Gutachs elsässischer Partnergemeinde Stosswihr aus? Darüber informiert der Gutacher Jean-Philippe Naudet in einem Bericht.

Gutach (red/wei). "Gutachs Partnergemeinde Stosswihr liegt bekanntlich im Südelsass. Seit wenigen Wochen gilt die ganze Region als Epizentrum der Corona-Pandemie in Frankreich. Ein Treffen der Pfingstlichen Freikirchen in Mülhausen bildete Ende Februar ein Startpunkt für Infektionen – so auch in der Gegend um Stosswihr", berichtet Naudet. Dor brachten nachweislich Teilnehmer aus den benachbarten Gemeinden Munster und Soultzeren das Virus ins Tal. Ein in Soultzeren kurz drauf veranstaltetes Pfarrgemeindeessen sorgte für eine rasche weitere Verbreitung.

"Weitere belastbaren Informationen sind schwierig aus dem Gebiet zu bekommen. Recherchen im Internet mit vergleichbaren Ergebnissen zu den täglichen deutschen Berichten nach Land, Kreis und Gemeinde sind dort nicht aufzufinden", informiert Naudet.

"Getestet werde das Virus dort kaum. Sogar Bürgermeister Michel Klinger kann auf Nachfrage keine sichere Antwort geben. Vermutet werden fünf bis sechs Corona-Fälle in der Partnergemeinde. Zwei Todesfälle älterer Mitbürger könnten womöglich auf das Virus zurückzuführen sein. – getestet wurden sie jedoch nicht, in der Statistik werden sie nicht berücksichtigt, da sie nicht im Krankenhaus starben. Bei Sterbefällen mit Verdacht auf Folgen einer Corona-Erkrankung sei mittlerweile die Kremation Pflicht in Frankreich", informiert Naudet.

Der schwierige Alltag mit der strengen Ausgangssperre, die ganz Frankreich seit Mitte März auferlegt worden ist, scheint den Alltag dort extrem zu belasten. Stosswihrs Bürgermeister Klinger erklärt: "Der Bauhof sowie die Forstarbeiter der Gemeinde bleiben zuhause und sind in Bereitschaft, um auf Notsituationen reagieren zu können. Unsere größte Sorge bleibt der Schutz der Bevölkerung. Die Wasserversorgung ist gewährleistet, die Kontrollen der Wasserqualität erfolgen wie vorgeschrieben."

Selbst geht der Bürgermeister noch vormittags täglich ins Rathaus. Dort werde telefonisch Personen in Schwierigkeit geholfen. "Die Informationen laufen schlecht. Wir dürfen lediglich eine Stunde spazieren gehen", so Klinger. Dafür benötigen die Bürger aufgrund der Ausgangssperre einen ausgefüllten Zettel und dürfen sich maximal einen Kilometer weg vom eigenen Haus aufhalten. Nach der Gemeinderatswahl hätte die Wahl des neuen Bürgermeisters (in Frankreich intern im Gemeinderat) am 20. März stattfinden sollen. Sie wurde vorerst auf den 15. Mai verschoben.

Trotzdem melden die Bürger aus der Partnergemeinde auch Gutes, fast Philosophisches, weiß Naudet: "Zumindest bleiben wir auf dem Land mehr oder weniger verschont", meldet Bürgermeister Klinger. Evelyne und Jean-Marc Fritsch, die nahe der sonst viel befahrenen Bundesstraße zum Tourismusmagnet "Col de la Schlucht" wohnen, erläutern: "Die Vögel singen dieses Jahr lauter. Wir hören den Brunnen und den Wind durch die Bäume wie sonst nie."