Gutach bekommt auf drei Abschnitten der B 33-Ortsdurchfahrt nächtliches Tempo 30- Foto: Jehle Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehr: Gemeinderat Gutach beschließt Geschwindigkeitslimit von 22 bis 6 Uhr

Eine nächtliche Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 soll den lärmgeplagten Gutachern zumindest die Nachtruhe sichern. In der Gemeinderatssitzung hat das Gremium denkbar knapp mit sieben zu sechs Stimmen die weitreichenden Maßnahmen beschlossen.

Gutach. Alexander Colloseus vom Ingenieurbüro Fichtner aus Freiburg erläuterte dem Gremium und den Zuhörern im Rathaus zunächst das Konzept: In Teilbereichen der Gemeinde sind Tempolimits auf 30 Stundenkilometer in der Nacht vorgesehen (siehe Info). Die Einbeziehung der gesamten langgestreckten Gemarkung sorgte für eine lebhafte Debatte im Rat.

Zuvor hatte Colloseus den rechtlichen Hintergrund sowie die Bewertung der Ist-Situation in Gutach beleuchtet. "Die Aktionsplanung erfolgt auf der Grundlage der EU-Umgebungslärmrichtlinie", führte der Ingenieur aus. Gutach mit rund 2200 Einwohnern erstrecke sich etwa acht Kilometer entlang der Bundesstraße 33 und weise nach den Zähldaten der Straßenverkehrszentrale 10 700 Kraftfahrzeuge in 24 Stunden auf, davon einen Lastwagen-Anteil von 10,3 Prozent. "Vor allem für die Nachtruhe ist das Tempolimit ein großer Schritt", stellte Colloseus fest.

Einig war sich das Gremium, allen voran Bürgermeister Siegfried Eckert, dass tagsüber der Verkehr fließen soll. "Wir haben die vergangenen zwei Jahre viele Varianten durchdebattiert", betonte Eckert. Das von ihm eingeholte Meinungsbild der Gemeinderäte spiegelte dies wider.

Gemeinderat Mike Lauble (CDU) schickte voraus, dass Gutach die schlechtesten Lärmwerte im Ortenaukreis aufweise und Handlungsbedarf bestehe. Er sprach sich für die nächtliche Geschwindigkeitsbegrenzung vom Ober- bis zum Untertal aus. Fraktionskollege Werner Heidig und Gerhard Wöhrle (SPD) schlossen sich dem an, auch unter dem Aspekt, dass die Einwohner außerhalb des Ortskerns keine Bürger zweiter Klasse seien.

Gremium fällt Votum mit sieben zu sechs Stimmen

Thomas Albrecht (FWV) befürwortete einen weniger "scharfen" Vorschlag und wollte die ein- beziehungsweise beidseitige Bebauung längs der B 33 berücksichtigt wissen. Er bevorzugte eine Schrittregelung, der auch Fraktionskollege Jürgen Wälde Vorteile abgewinnen konnte. Stefan Herr (FWV) befürchtete eine erhöhte Unfallgefahr in den wenigen frei gegebenen Straßenabschnitten, weil dann mehr überholt werden würde.

Rundweg gegen den Entwurf stimmte Gemeinderätin Susanne Heinzmann (FDP): "Das Problem ist der Schwerlastverkehr." Echte Entlastung würde ihrer Ansicht nach nur Alternativen bringen wie ein Nachtfahrverbot, Verlagerung auf die Schiene, Maut oder Umfahrung.

Ein Nachtfahrverbot wird es laut Colloseus auf einer Bundesstraße nicht geben, denn die Betriebe müssten von A nach B kommen können. Auch eine gemäßigte Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 40 in Teilabschnitten hielt er für wenig sinnvoll. Eine Absenkung des Lärms sei deutlich wahrnehmbar wie im Entwurf vorgeschlagen, so Colloseus.

"Es gibt keinen Königsweg", konstatierte Eckert, nachdem auch die Situation der Einpendler zur Arbeit beleuchtet wurde. Bei allem Für und Wider seien die Vorgaben und erstellten Werte klar. Die Hoheits-Entscheidung liege beim Gemeinderat, die Option alles so zu lassen wie es ist, gebe es allerdings nicht.

"Die Lärmwerte in Gutach sind so hoch, dass wir zu diesem Maßnahmenpaket gekommen sind", betonte Colloseus. Innerhalb der kommenden fünf Jahre sollen die Maßnahmen umgesetzt werden. Bereits erfolgt ist der Austausch der Fahrbahndeckschicht. Für einzelne Wohnhäuser entlang der B 33 ist laut dem Ingenieur eine Lärmsanierung in Form von Schallschutzfenstern denkbar. Es gebe keinen rechtlichen Anspruch darauf, doch seien Förderungen nach bestimmten Voraussetzungen möglich.

Im vom Gemeinderat gefassten Beschluss ist die Beteiligung der Öffentlichkeit enthalten. Bei der Einwohnerversammlung am Donnerstag, 12. März, stellt Colloseus den Lärmaktionsplan und die nächtlichen Tempo-30-Zonen in der Gutacher Festhalle der Bevölkerung vor.

Die im Lärmaktionsplan vorgesehene und vom Gemeinderat beschlossene Geschwindigkeitsbegrenzung ist auf Tempo 30 in der Nacht von 22 Uhr bis 6 Uhr ist vorgesehen an folgenden Abschnitten geplant:

Zwischen Einmündung der Kirnbacher Straße im Norden und dem Gebäude "Hausacher Straße 1"

Ortsdurchfahrt von der Straße "Kluser" im Norden bis südlich des Kindergartens

Zwischen dem Gebäude "Herrengarten 2" und dem Gebäude "Hornberger Straße 21"

Die Einhaltung des Tempolimits soll durch den Einsatz von drei Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen mit einer Kamera mit wechselndem Standort gewährleistet werden.

Die Auswertung der Lärmkartierung ergab, dass 65 Menschen in Gutach ganztägig sehr hohen Belastungen von mehr als 70 Dezibel (Schalldruckpegel), 93 Menschen in der Nacht von mehr als 60 Dezibel ausgesetzt sind. Ganztägig hohen Belastungen von mehr als 65 Dezibel sind 176 Menschen und 209 Menschen in der Nacht hohen Belastungen von über 55 Dezibel ausgesetzt.