Sie haben den Flutopfern im Ahrtal tatkräftig geholfen: Alexander Rosemann (von links), Christoph Dreier, Asriel Unterweger, Silas Reichert und Ruben Rieker. Foto: Fotos: Kornfeld

Katastrophenhilfe: Gutacher sind vom Einsatz im Ahrtal zurück / Sie haben viel menschliches Leid gesehen

Der Gutacher Silas Reichert und sein Cousin Asriel Unterweger wollten den Flutopfern eine Woche lang helfen. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag sind sie nach vier Wochen aus dem Ahrtal zurückgekehrt.

Gutach. Gemeinsam mit einem anderen Unternehmen hatten sie sich mit zwei Bulldogs, zwei Baggern und anderem schweren Gerät aufgemacht, nachdem sie die Bilder der Verwüstung in den Medien sahen, um zu helfen (wir berichteten).

Geröll aus dem Fluss entfernt

In Walporzheim an der Ahr luden sie ihre Gerätschaften ab und fingen an, mit dem Schreitbagger das Flussufer abzuräumen, berichtet Silas Reichert dem Schwabo. Brücken waren von der Flut zerstört, die Teile lagen im Fluss und mussten entfernt werden, damit sich ein erneutes Hochwasser nicht aufstauen kann. In der Region gibt es normalerweise erst im September oder Oktober Hochwasser.

Bei dem Einsatz lernten Silas Reichert und Asriel Unterweger die Helfer Christoph Dreier, Ruben Rieker und Alexander Rosemann kennen. Gemeinsam ließen sie im Gespräch Erlebtes und das, was ihnen die Betroffenen erzählten, Revue passieren. Sie erzählen von Menschen, die nichts Eigenes mehr hatten, als den Schlafanzug, in dem sie von der Flut überrascht wurden, und die ihnen trotzdem zu essen brachten und von Kindern, die ihnen aus Dankbarkeit Bilder auf Steine malten.

Sie erzählen auch von einem Ferienbauernhof, der lange nicht erreichbar war; eine Brücke war zerstört und auf der anderen Seite versperrte ein Hangrutsch den Weg. Die Frau habe kurz nach der Flut ein Kind bekommen. Die Helfer bauten eine Furt oder Rampe, so dass der Hof mit dem Geländewagen wieder erreichbar ist. Das Haus sei noch erhalten geblieben, das Futter für die Pferde habe die Flut mitgenommen.

Wegebau für die Feuerwehr

"Wir haben auch einmal nachts schnell Wegebau betrieben und für die Feuerwehr eine Zuwegung gemacht, damit sie ein Dorf mit Frischwasser versorgen konnten", erinnern sie sich. Sie berichten von einem 73-Jährigen, der 13 Stunden lang auf seinem Dach auf Hilfe wartete, und von einem Jäger, der sein Haus vor dem Schlafengehen mit Sandsäcken abdichtete und dann aufwachte, als sein Hund in sein Bett geschwommen kam. Das Wasser stand schon so hoch.

Als Baggerfahrer sei man an vorderster Front, "man weiß erst einmal nicht, ob der Gummistiefel, den man in der Schaufel hat, leer ist oder nicht", deuten sie an. Und sie haben vieles weggebaggert, tote Hunde, Gasflaschen, von denen eine explodierte, und mehr. "Es war Krieg und die Waffe war Mutter Natur", sagt Dreier. Ganze Häuser seien weggeschwommen, vier Campingplätze und auch Friedhöfe einfach weg.

Circa 1,5 Millionen Tonnen Kraftstoffe allein von den Tankstellen sollen im Fluss gelandet sein. Hinzu komme der Treibstoff der weggespülten Autos und das Heizöl aus den überfluteten Häusern. Die Ahr leuchte heute noch in Regenbogenfarben. Eine Kläranlage direkt an der Ahr war überflutet. Die Kanalisation fließe teilweise direkt in den Fluss, berichten sie. "Man kann es nicht in Bilder fassen, die Gerüche und das alles", sagt Dreier.

Die Zeit sei wie im Flug vergangen, berichten die Helfer. Sie seien morgens um 7 Uhr aufgestanden und irgendwann nachts ins Bett gegangen. Geschlafen haben sie in der ersten Woche bei einer Privatperson auf Matratzen im Hausgang, in der zweiten und dritten Woche in einem zur Verfügung gestellten Seecontainer und in der letzten Woche zu sechst in einem Hotelzimmer. Fließendes Wasser habe es zuerst nicht gegeben, warmes Wasser bis zum Schluss nicht.

Dabei sei Walporzheim "schon gut aufgeräumt", es gebe warme Duschen und Verpflegung auf dem Dorfplatz. In anderen Bereichen sei noch keine Hilfe gewesen.

Hauptsächlich mittelständische Unternehmen aus ganz Deutschland hätten im Flutgebiet sofort geholfen. Er habe sich bemüht, einen Auftrag für ein Projekt vor Ort zu bekommen, habe vor zwei Wochen ein Angebot abgegeben, aber noch nichts gehört. Die Bürokratie verlangsame die Hilfe, so Silas Reichert.

"Es war schwierig zu gehen, weil man die Arbeit sieht, die dort noch zu machen ist", sagt Silas Reichert. "Aber wir müssen auch an die eigene Firma denken, ohne die wäre das ja gar nicht gegangen. Ohne das Gerät hätten wir nicht helfen können. Wir müssen unsere Bestandskunden halten", sagt Reichert zur Rückkehr.