Das Heidelberger Ensemble Amaryllis und Musikerin Simona Umarov zogen die Zuhörer in ihren Bann. Foto: Jehle Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Chor Amaryllis und Lautistin Simona Umarov begeistern Publikum in Gutacher Peterskirche

Wieder einmal ist es der Gutacher Chorakademie gelungen, hochkarätige Vokalisten und Instrumentalisten in die Peterskirche einzuladen. Unter dem Titel "Abendmusik" interpretierte das Heidelberger Ensemble Amaryllis Perlen geistlicher Chormusik.

Gutach. Mit ihrem virtuosen Spiel auf der Théorbe, einem im 17. Jahrhundert in Italien entwickelten Lauteninstrument, vertiefte Simona Umarov den besonderen Charakter des Konzertabends. Eineinhalb Stunden konnten die Zuhörer dem Trubel des Alltags entgehen und den musikalischen Kostbarkeiten aus der Renaissance bis in die frühe Barockzeit lauschen.

Das Programm war anspruchsvoll und wurde mit viel Freude auf hohem Niveau interpretiert. Dirigent Florian Stricker hatte tief in die Schatztruhe der Chorliteratur gegriffen und ein Programm aus Werken mehrerer Jahrhunderte zusammengestellt.

Eine großartige Einstimmung boten Kyrie, Gloria und Agnus Dei der Missa "O quam gloriosum" von dem Komponisten und Priester Tomás Luis de Victoria (1548 bis 1611), der als der größte spanische Vertreter der klassischen Vokalpolyphonie gilt. Unter dem klaren und präzisen Dirigat von Stricker erreichte das Ensemble eine wunderbar abgestufte Dynamik, in der sich die Interpretation der Vokalisten zwischen großer Zartheit und leidenschaftlichem Ausdruck bewegte.

Überaus einfühlsam und voller Hingabe führte anschließend Simona Umarov die Zuhörer in die Klangschönheit der Lautenwerke von Johannes H. Kapsberger (1580 bis 1651), Bellerofonte Castaldi (1581 bis 1649) und Alessandro Piccinini (1566 bis 1638).

Vom energischen Forte bis zum sanften Pianissimo erklangen in der Peterskirche die gefühlvollen und intensiven Töne, die die Lautistin dem wunderbaren Instrument entlockte.

Herzstück des Programms waren die vier Kompositionen des Briten Henry Purcell (1659 bis 1695). Seine Werke zeichnen sich durch komplexe kontrapunktische Textur und bußfertige Feierlichkeit aus.

Die im Programmheft enthaltenen Übersetzungen der Liedtexte war in dem Zusammenhang wichtig für das Nachvollziehen der musikalischen Inhalte. So erschloss sich dem Zuhörer das inbrünstig gesungene "Help us, O God" (Hilf uns, Oh Herr) in dem Lied "Lord, how long wilt thou be angry" bis hin zum freudigen Lobpreis.

Anspruchsvolle Musik auf hohem Niveau

Zum Abschluss des Konzertabends erwies der Chor seine Referenz dem Komponisten Josef Gabriel Rheinberger (1839 bis 1901). Sein Werk "Cantus Missae" gilt als eine seiner schönsten Messen, die der seinerzeit sehr angesehene Hofkapellmeister und späte Vertreter der Vokalmusik im Geiste der Renaissance komponierte.

Für die Konzertbesucher war der Abend ein großer Hörgenuss, den sie mit Sicherheit nicht so schnell vergessen werden und für den der Chor mit großem Applaus belohnt wurde. Erst nach der zweiten Zugabe entließ dass begeisterte Publikum das Ensemble.

Das jährliche Konzert des Projektchors der Chorakademie ist seit mehr als 20 Jahren ein kultureller Höhepunkt im Gutacher Veranstaltungskalender. Aus ganz Deutschland reisen Sänger und Instrumentalisten für das Projekt ins Gutachtal. Der Kontakt zu dem Heidelberger Ensemble Amaryllis ist laut Jürgen Bärmann, Vorsitzender des "Fördervereins für kulturelle Veranstaltungen" durch zwei Sänger entstanden, die in einem der Konzerte mitwirkten. Die musikalische Leitung der Chorakademie hat seit diesem Jahr der Mainzer Domkantor Michael Kaltenbach.