Bernd Jäger von der mit der Umsetzung beauftragten Firma erklärt Thomas Hafen die Sägekanten am "Effringer Schlössle" (großes Bild). Einer der über 600 Jahre alten Balken im Erdgeschoss, dem ehemaligen Stall (oben links) und der "neue" Herd in der alten Küche. Am alten Standort in Calw stand der Herd ohne Höhenausgleich direkt auf dem Boden, am neuen Standort Gutach vertrug es sich nicht mit dem Berufsethos des Ofensetzers, den Herd nicht ins Wasser zu setzen.   Foto: Dorn    

"Effringer Schlössle" wird dem Zeitstil entsprechend eingerichtet / Eröffnung am 24. März 2018

Das "Effringer Schlössle" auf dem erweiterten Gelände des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof ist fertig. Der SchwaBo berichtet in loser Folge über die Fertigstellung des Hauses mit seiner wechselvollen Geschichte.

Gutach. Burg, Pfarrhaus, herrschaftlicher Meierhof, Bauernhaus und Partyhaus: Das "Effringer Schlössle" in der Vorderen Gasse im Wildberger Ortsteil Effringen passte mit seiner wechselvollen Geschichte perfekt ins "Beuteschema" des wissenschaftlichen Leiters des Freilichtmuseums, Thomas Hafen, als es die Eigentümer 2015 dem Museum zum Kauf angeboten hatten.

Mit Baustrahlern und Taschenlampen ausgerüstet, inspizierten jetzt gut 25 Mitglieder des Fördervereins Freilichtmuseum Vogtsbauernhof im Rahmen einer Abendführung die nach Gutach translozierte Neuerwerbung.

Drei Höfe aus dem nördlichen Schwarzwald sind noch geplant

Seit Juli 2017 markiert das wuchtige Haus den westlichen Rand der 1,9 Hektar großen Erweiterungsfläche des Museums, auf der insgesamt drei Höfe aus dem nördlichen Schwarzwald ausgestellt werden sollen.

Für die übrigen zwei Bauplätze hat das Freilichtmuseum nach Aussage von Geschäftsführerin Margit Langer bereits mehrere Objekte in Beobachtung, konkrete Kaufentscheidungen sind aber noch nicht erfolgt.

Thomas Hafen erläuterte die neuesten Erkenntnisse zu dem Haus und Bernd Jäger, Geschäftsführer der mit dem Spezialtransport beauftragten Firma Jako, erklärte die Besonderheiten einer solch nicht alltäglichen Umsetzung eines ganzen Gebäudes.

Für den Transport wurde das dreigeschossige Gebäude behutsam in Quader mit Kantenlänge 3,50 Meter zersägt und die rund zehn Tonnen schweren Gebäudeteile (die Mauern haben eine Wanddicke von 70 Zentimeter) mit 32 Tieflader-Fahrten nach Gutach transportiert.

Die Sägekanten werden dem Gebäude als sichtbare Narben erhalten bleiben, die Statik aber nicht beeinflussen.

Bewohner arrangieren sich mit den schrägen Böden und Decken

Bereits am alten Standort hatte das Gebäude unter der Last der mehr als sechs Jahrhunderte sich langsam nach innen gebogen, die Bewohner hatten sich aber wohl mit den schrägen Böden und Decken arrangiert, wie der Blick in die "gute Stube" im ersten Obergeschoss eindrücklich zeigt.

Die ältesten Balken datieren aus dem Jahr 1406, Tierknochenfunde in den Gewölbekellern in Calw (die aus Kostengründen nicht mit umgezogen werden konnten beziehungsweise in Gutach im Grundwasser ertrunken wären) lassen derzeit sogar eine Datierung des Hauses auf das 11. Jahrhundert zu.

An seinem neuen Standort wird das "Effringer Schlössle" der Öffentlichkeit erstmals am 24. März 2018 vorgestellt werden, bis dahin haben Hafen und seine Mitarbeiter alle Hände voll damit zu tun, die Räume einzurichten.

Einrichtung soll authentisch aus dem Jahr 1971 sein

Das Gebäude wird möglichst authentisch auf das Jahr 1972 eingerichtet werden, das Jahr also, in dem die letzten Bewohner das Haus.

Neben den noch original erhaltenen Möbeln suchen die Historiker nach Möbeln jener Zeit, die der Erinnerung der Kinder am nächsten kommen. Die Erinnerungen der Geschwister sind hier mitunter nicht immer deckungsgleich, je nach eigener seinerzeitiger Körpergröße empfanden die Kinder in der Erinnerung nach 40 Jahren beispielsweise einen Kohleofen mal als zu klein, mal als zu groß. Als dritte und letzte Kategorie werden Einrichtungsgegenstände auf "alt gemacht" werden müssen, so werden alle Textilien neu im Look der frühen Siebziger Jahre angeschafft.

Wem das Interieur des Hauses dann noch nicht reicht, für den hat der Förderverein dann auf dem Hof noch eine Überraschung bereit.