Tierarzt Martin Straube ist Fledermausexperte. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Fledermäuse: Martin Straube referiert

Der Fachvortrag "Fledermäuse – verborgene Nachbarn" hat mehr als 50 Zuhörer ins evangelische Gemeindehaus in Gutach gezogen. Die Gäste bekamen einen bilder- und informationsstarken Einblick in die Welt der nachtaktiven Handflügler.

Gutach. Der Obst- und Gartenbauverein als Veranstalter hatte dazu den Tierarzt und Fledermaus-Experten Martin Straube eingeladen. Straube informierte über die wichtigsten beziehungsweise im Bestand bedrohtesten der rund 30 in der Ortenau vorkommenden Fledermaus-Arten. Natürlich durfte auch die durch die "Sauschwänzle-Bahn" zu bundesweiter Berühmtheit gekommene Mopsfledermaus nicht fehlen.

Hochspezialisierte Spezies ist perfekt auf Beute eingestellt

Mit Ausnahme der Zwergfledermaus, die einem auch schon in der Dämmerung begegnet, fliegen alle Arten ausnahmslos in der Dunkelheit. Die Schnittstellen mit der Welt der Menschen liegen für diese Arten einzig in den Orten, welche die flugfähigen Säuger als Rückzugsorte auswählen: Dachböden, unter Kirchendächern, kleine Spalten hinter Fensterläden oder unter Firstziegeln.

Als hoch spezialisierte Spezies mit einer 50 Millionen Jahre andauernden Evolution sind die Fledermäuse perfekt auf ihre Beute eingestellt: So gibt es Arten, die aufgrund ihrer großen Ohren sprichwörtlich einen Käfer über den Waldboden laufen hören können. Andere weisen überdimensionierte Nasen auf, um damit besonders kräftige Ultraschallrufe aussenden zu können. Afrikanische Arten haben ihre Ohren dahingehend perfektioniert, dass sie hoch über der nächtlichen Savanne hören können, wenn ein Artgenosse einen Schwarm fliegender Ameisen aufgetan hat.

"Große Hufeisennase" ist in Deutschland beinahe ausgerottet

Straube informierte, dass die Reproduktionsrate der Fledermäuse bei unter einem Kind pro Jahr und Weibchen liegt. Partnerwahl und Vermehrung sind ähnlich hoch spezialisiert wie die Ernährungsgewohnheiten.

Die Kinderaufzucht obliegt alleine den Weibchen, die sich zu diesem Zweck in Kolonien von bis zu Tausend Tieren zusammenschließen. Schließlich gilt es, für acht bis zehn Wochen alle Energie in den Nachwuchs zu stecken. Anders als die Männchen, die an kalten Tagen die Körpertemperatur herunterfahren um Energie zu sparen.

Als hoch spezialisierte Art leiden die Fledermäuse besonders unter den menschengemachten Veränderungen ihrer Lebensumgebung. Das (seit 1973 verbotene) Insektizid DDT in der Landwirtschaft und mit dem Holzschutzmittel Lindan behandelte Dachböden dezimierten bis in die 80er-Jahre viele Populationen. So gilt die größte europäische Art, die Große Hufeisennase, in Deutschland bis auf eine Kolonie in der Oberpfalz als ausgerottet. Das Insektensterben, die Lichtverschmutzung, breite Straßen, ausgeräumte Landschaften, Windkraftanlagen, die moderne Architektur ohne Einflugschneisen und Schlupflöcher sowie Kollisionen mit schnell fahrenden Autos in der Nacht gefährden die Populationen.

Um dem entgegen zu wirken, können Windräder technisch durch intelligente Abschalt-Algorithmen optimiert werden. Hausbesitzer können Nistkästen und Bretter als Quartiere anbieten sowie mit der Artenvielfalt im Hausgarten das Nahrungsangebot erhöhen. Darüberhinaus könne man die Experten von der AG Fledermausschutz unter Telefon 0781/8 05 90 79 kontaktieren, wenn man bei sich zu Hause ein Fledermausquartier entdeckt. Auch berichtete der Referent, dass Fledermauskot ein hochgradig guter Dünger ist.

Abschalt-Algorithmus bei Windkraftanlagen: Fledermäuse jagen nur bei milden Temperaturen und wenig Wind. Mit einer Abschaltautomatik bei beispielsweise Temperaturen über zehn Grad Celsius bei gleichzeitigen Windgeschwindigkeiten unter sechs Metern pro Stunde kann so die Todesrate auf etwa zwei Fledermäuse pro Jahr und Windkraftanlage gesenkt werden.

Verabschiedung: Zu Beginn der Veranstaltung verabschiedete Peter Hagmeyer, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins, die langjährige Referentin Heidrun Holzförster. Holzförster eröffnete 1988 mit einem Referat über "Stickstoff im Hausgarten" im Gasthaus Sternen die Gutacher Reihe der Fachvorträge für die Obst- und Gartenbauvereine im Bezirk Hausach/Wolfach.

Nachfolger: Ihr Nachfolger im Landratsamt Fabian Ladwig, gelernter Garten- und Landschaftsbauer mit Studienschwerpunkt Gemüsebau, wird ab April die Vortragsreihe übernehmen.