Roland Wöhrle ist viel unterwegs.Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Sport: Drachenflieger Roland Wöhrle wurde in diesem Jahr mit seinem Verein auch Erster in der Bundesliga

Roland Wöhrle aus Gutach startet für die Drachenflieger des DGFC Südschwarzwald. Der Verein ist außerordentlich erfolgreich und wurde Erster in der Bundesliga. Für den Schwabo blickt der Gutacher auf das Jahr 2020 zurück.

Gutach (red/cko). "Wir haben in unserem Verein, den man auch gemeinhin als ›Kandelclub‹ bezeichnet, einige gute bis sehr gute Drachenflieger, berichtet Wöhrle. Das sei Grundvoraussetzung für ein gutes Abschneiden in der Bundesliga. Jedes Wochenende zwischen Mitte März und Mitte September wird gepunktet, die drei weitesten Flüge eines jeden Clubs gehen in die Wertung ein.

Alle drei Meisterschaften in diesem Jahr gewonnen

"Mitte der Saison haben wir die Führung übernommen, diese kontinuierlich ausgebaut und zum Schluss souverän gewonnen", so der Gutacher. Was ihn aber noch mehr freut, ist der erstmalige Sieg in der Vereinswertung. Bei 123 teilnehmenden Clubs hatten bisher meist die bayrischen Vertreter die Nase vorn. Somit hat dieses Jahr gelb-rot über blau-weiß dominiert. Neben den Mannschaftswertungen gibt es noch drei Einzelwertungen. Auch hier gewinnt, wem die weitesten Streckenflüge gelingen. Das können zum einen Flüge in eine Richtung sein, oder Dreiecksflüge, welche höher bepunktet werden, sofern man es "wieder nach Hause" schafft. Diese Flüge werden von einem GPS-Fluginstrument aufgezeichnet und vom Deutschen Hängegleiterverband (DHV) insbesondere auf luftrechtliche Bestimmungen kontrolliert und ausgewertet.

"Ich hatte dieses Jahr das Glück alle drei Meisterschaften zu gewinnen", berichtet Wöhrle. Konkurrenz kam meistens aus Bayern, bei über zweihundert Teilnehmern in jeder Rangliste war sein Dreiecksflug vom Kandel zum Schimpansen auf der Schwäbischen Alb in Burladingen, dann in den Nordschwarzwald über dem Murgtal und wieder zurück an den Kandel letztendlich siegbringend. Dieser Flug dauerte länger als sieben Stunden, dafür waren mehr als 30 Aufwinde nötig. Die Auswertung ergab eine geflogene Strecke von 217 Kilometern.

"Internationale Wettbewerbe sind in diesem Jahr leider fast gänzlich ausgefallen", bedauert der Drachenflieger. Der Einsatz mit der Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Italien in den Abruzzen fiel Corona genau so zum Opfer wie viele Staatsmeisterschaften. Leider gehörte dazu auch die geplante German Open am Kandel.

Einzig das Frühjahrsmeeting in Meduno am südlichen Alpenrand fand als "Herbstmeeting" mit Verspätung noch seine Ausrichtung. Über seinen dortigen zweiten Platz freut sich der Gutacher heute noch. Die Canarian Open, die kommende Woche hätte stattfinden sollen, wurde auf Februar 2021 verschoben.

Auch nach 37 Jahren ist jeder Flug besonders

Drachenfliegen bietet immer wieder wunderschöne Erlebnisse, ist Wöhrle von seinem Sport begeistert. Sei es der Kontakt mit Vögel jeder Größe, Flüge über fantastische Landschaften oder einfach nur die rettende Thermik in niedriger Höhe zu finden, kurz vor der ungewollten Außenlandung. "Ein Fliegerkollege hat mal gesagt: ›Wer das Leben als eine Aneinanderreihung sich vermindernder Höhepunkte versteht, der ist nie geflogen‹". Der Gutacher kann dem nur zustimmen.

Nach nunmehr 37 Jahren Drachenfliegen freut er sich immer noch über jeden Flug, auch wenn er noch so kurz oder unbedeutend ist. "Aber das Schönste ist das Glücksgefühl, vogelgleich durch die Luft zu schweben, Aussichten zu genießen und am Schluss des Fluges wieder sicher zu landen", beschreibt Roland Wöhrle seinen Sport.

Roland Wöhrle ist aktuell auf der Weltrangliste FAI 1 unter den zehn Besten. FAI heißt "Fédération Aéronautique Internationale" und ist der weltweite Dachverband für die Fliegerei. Als FAI 1 Klasse werden die Flexiblen Drachen bezeichnet, also die klassischen Drachen, die in den 70er-Jahren weltweitbekannt wurden. Mit Beginn der 90er-Jahre begann die Ära des Gleitschirms, FAI 3. Ende des Jahrzehnts bekamen die Flexiblen Drachen dann Konkurrenz von den Starrflüglern, FAI 5 – eine Bauweise aus Verbundwerkstoffen, die sich allerdings weltweit bei den Piloten nicht durchsetzen konnte.