Ökumene: Katholische und evangelische Kirchengemeinden treffen sich zum Ideenaustausch

Gutach. Zwei Konfessionen in einer Kirche? Nachdem es in Gutach im vergangenen Winter bereits eine Simultankirche auf Zeit gab, bei der die katholische Kirche ihre Gottesdienste in der evangelischen Peterskirche feierte, steht nun eine ähnliche Idee im Raum.

Ein nicht-öffentliches "Spitzengespräch" soll am kommenden Dienstag, 23. Juli, alle Beteiligten an einen Tisch holen, berichtet Christoph Nobs, Pfarrer der katholischen Seelsorgeeinheit Hausach-Hornberg, zu der auch die Gutacher Kirchengemeinde gehört, im aktuellen Nachrichtenblatt.

Darin heißt es unter anderem, dass es beim Treffen mit "Vertretern der höheren Kirchenleitungen" Vorabklärungen für "eine eventuell künftige kirchliche ökumenische ›Simultan-Infrastruktur‹" geben werde. Das sagen die Pfarrer: "Beide Konfessionen – die evangelische und die katholische – stehen vor ähnlichen Problemen mit ihren Kirchengebäuden und den beiden Pfarrheimen", heißt es im Mitteilungsblatt. Die Kirchengemeinden hätten erhebliche Schwierigkeiten, ihre großzügigen Infrastrukturen zu finanzieren. Gemeint sind damit die für das recht kleine Gutach "relativ großen Immobilienkapazitäten beider Konfessionen, die alle nicht ausgelastet sind", wie Pfarrer Christoph Nobs auf Anfrage des Schwarzwälder Boten erklärt. "Aufs Ganze gesehen ist die kirchliche Infrastruktur für Gutach überdimensioniert, unterbelegt und künftig nicht mehr durchzuhalten", wird im Amtsblatt ausgeführt.

Und weiter: "Vor diesem Hintergrund wurde die Idee entwickelt, künftig nur noch eine Kirche und ein Pfarrheim zu betreiben in gemeinsamer ökumenischer Nutzung. Wie das genau aussehen könnte und welche rechtlichen und sonstigen Maßnahmen dazu erforderlich sind, wird Gegenstand des ökumenischen Spitzengesprächs sein."

Die Idee kam laut Nobs in einer ökumenischen Ideen- und Gesprächsgruppe auf, die es seit vergangenem Herbst in Gutach gibt. In dieser werden unter anderem Kapazitäten und Ressourcen eruiert oder terminliche Angelegenheiten geklärt. In diesem Rahmen kam auch die ökumenische Nutzung der Pfarrheime und Kirchen auf.

In einer E-Mail betont Nobs aber, dass es sich derzeit nur um einen "eventuellen Lösungsweg" handelt, der sich noch im Anfangsstadium und bislang nur auf Ortsebene befindet. Von einer höheren kirchlichen Ebene, das heißt im Fall der Katholiken das Erzbistum Freiburg, gebe es "bisher noch keine klaren Äußerungen, geschweige denn Zusagen". Nobs sei es jedenfalls wichtig, dass die Öffentlichkeit von Anfang an transparent über die Idee informiert werde.

Pfarrerin Marlene Schwöbel-Hug, die die Vakanzvertretung in der evangelischen Kirchengemeinde Gutach inne hat, wollte auf Anfrage unserer Redaktion vor dem Treffen noch keinen Kommentar abgeben. Am "Spitzengespräch" werde sie teilnehmen, so die Pfarrerin. Die katholische Kirchengemeinde sei mit der Idee an sie herangetreten.

Das sagen die Pfarrgemeinderäte: Alfredo Sánchez Casado, Pfarrgemeinderatsvorsitzender der katholischen Seelsorgeeinheit, möchte diese Idee im Vorfeld des Treffens ebenfalls nicht kommentieren.

Rosemarie Armbruster von der evangelischen Kirchengemeinde war für eine Stellungnahme am gestrigen Dienstag nicht zu erreichen.

Das sagt das Erzbistum: Das Erzbistum Freiburg stand der Anfrage unserer Redaktion am Dienstag offen gegenüber, konnte diese aus Zeitgründen jedoch noch nicht in vollem Umfang beantworten, so Pressesprecher Michael Hertl. Das sagt der Kirchenbezirk Ortenau: Pfarrer Frank Wellhörner, Dekan im evangelischen Kirchenbezirk Ortenau und dort zuständig für die Regionen Offenburg und Kinzigtal, berichtete auf Anfrage, dass er an dem Treffen teilnehmen werde. "Ich bin gespannt drauf, wie die Gespräche vor Ort verlaufen", sagt Wellhörner. Für den Dekan sei es vor allem interessant "wie weit die Ökumene vor Ort gewachsen ist".