Viele Motorradfahrer haben am Sonntag einen Gottesdienst gemeinsam mit Gutachern unter freiem Himmel begangen.Foto: Jehle Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Pastor Bengt Riedel hat beim Open-Air-Gottesdienst für Motorradfahrer starke Bilder gefunden

EC-MOT ist seit 30 Jahren mit Jesus auf Motorrädern unterwegs. Mehr als hundert Motorradfahrer haben am Sonntag den Gottesdienst gemeinsam mit Gutachern beim Landgasthaus Engel unter freiem Himmel begangen.

Gutach. Die Gläubigen gaben ein buntes Bild ab mit Bikern in Motorradkluft und sonntäglich gekleideten Einheimischen.

In seinem Willkommensgruß ging Christian Kimmich, Leiter von EC-MOT, kurz auf die derzeitige Debatte um den Motorradlärm ein. "Es gibt solche und solche Motorradfahrer", stellte er Pauschalurteile infrage. Gemeinsam mit der Initiative Motorrad und Kirche (MuK) sei ein Positionspapier zum Motorradlärm veröffentlicht worden, in dem sich die Initiatoren mit lärmgeplagten Anwohnern solidarisch erklären. "Wir engagieren uns für ein gutes Miteinander", betonte der Pastor.

Solidarität mit lärmgeplagten Anwohnern

Aufgrund der behördlichen Lockerungen hinsichtlich der Corona-Pandemie könne nun ein zweiter Motorradfahrer-Gottesdienst im Jubiläumsjahr abgehalten werden. "Wir freuen uns über die Lockerungen, nehmen sie aber nicht locker", verwies Kimmich auf unter anderem einzuhaltende Sicherheitsabstände.

Besondere Freude bereitete es Kimmich, den Wunsch einer Seniorin erfüllen zu können. "Carola fährt kein Motorrad sondern einen Rollator und sie wünschte sich, zwischen zwei richtigen Biker zu sitzen", verriet Kimmich und gerne platzierten sich daraufhin rechts und links der Dame gestandene Motorrad-Ritter.

Hausherr Samuel Reichert, freute sich darüber, dass auch viele Gutacher gekommen waren und begrüßte stellvertretend Bürgermeister Siegfried Eckert und Pfarrer Dominik Wille. Letzterer war stilgerecht mit dem Moped, einer Zündapp Baujahr 1968, zum Gottesdienst getuckert. Der Oldtimer stand selbstbewusst zwischen den Maschinen von Engelwirt Reichert, einem XXL-Tourer von Honda und der eleganten Cagiva Navigator von Kimmich.

Der unterschiedliche Umgang mit begrenzter Lebenszeit

"Cool, so viele Leute", freute sich Pastor Bengt Riedel, der aus dem Pfinztal bei Karlsruhe gekommen war. In seiner Predigt ging er auf Grenzerfahrungen in Corona-Zeiten und den Umgang mit der limitierten Lebenszeit ein. Die einen entscheiden sich vielleicht, dem Lebensmotto "carpe diem" (nutze den Tag) nachzueifern und andere leben eher dem heutigen Zeitgeist "yolo" (you only live once – du lebst nur einmal) entsprechend. "Kette geben und für den nächsten Adrenalinschub leben oder jeden gefahrenen Kilometer pro Stunde auskosten?", war eine seiner verwendeten Metaphern im Biker-Jargon.

Die große Mehrzahl verdränge das Limit, das dem Menschen gesetzt sei, so Riedel. Alt werden nur die anderen, meinte Riedel und fügte freimütig hinzu, dass für ihn mit seinen 27 Jahren dieses Thema ebenfalls in weiter Ferne liege.

Doch auch, wenn der Drehzahlmesser übertüncht werde und der Tacho auf Null stehen bleibe, ändere dies nichts an der Begrenztheit der Lebenszeit. "Jesus will, dass wir ein Leben ohne Kolbenfresser führen, weise die Kupplung ziehen, den Gang einlegen und durchziehen – Amen", fand der junge Pastor beim Gutacher Gottesdienst starke Bilder.

Die Kollekte geht nach Malawi und nach Kenia

Riedel wird Anfang kommenden Jahres mit seiner Frau nach Malawi gehen und dort unter anderem mit Jugendlichen arbeiten. Die Hälfte der Kollekte des Gottesdienstes war für ihn und seine neue Aufgabe bestimmt. Die andere Hälfte verwendet Bernhard Schreiber vom Verein "Women For Women" für das gleichnamige Projekt, das in Kenia alleinstehenden Frauen durch Bereitstellung einer Milchkuh eine Lebensgrundlage schafft.

Schreiber war Teil des Duos "Bene und Bettina". Die beiden umrahmten den Gottesdienst mit Gitarre und Gesang wunderbar musikalisch.

Die kulinarische Versorgung mit warmem Mittagessen durch den Engel erfolgte auf Spendenbasis. Die Spenden für das Essen kommen laut Samuel Reichert nach Abzug der Unkosten ebenfalls den beiden Projekten zugute.

Organisatorisch ist der EC-MOT ein überregionaler Arbeitskreis, der den EC-Jugendverbänden in Baden-Württemberg angegliedert ist. Der EC arbeitet unter dem Dach der evangelischen Kirche, ist in der Praxis jedoch überkonfessionell. EC steht für "Entschieden für Christus".