Verleger Wendelinus Wurth (von links), Heide Jahnke, Christoph Haarmann, Ulrike Ebert, Wernfried Hübschmann und Jean-Philippe Naudet gaben am Dreikönigstag einen Einblick in die Veröffentlichungen des Drey-Verlags. Fotos: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Autoren des Drey-Verlags stellen bei Matinee Bücher vor / Kunstverein stellt Jahresprogramm vor

Hinter dem Gutacher Drey-Verlag liegt ein ruhiges Jahr, in dem lediglich zwei neue Bücher erschienen sind. Bei der "Dreykönigsmatinee" stellte der Verlag drei Bücher vor. Christoph Haarmann umrahmte die Lesung musikalisch.

Gutach. Kunstvereins-Vorsitzender Jean-Philippe Naudet begrüßte die Gäste zur 13. Dreyköniglesung im Hasemann-Liebich-Museum und stellte kurz das neue Jahresprogramm vor (siehe Infokasten).

Für Verleger Wendelinus Wurth war es "ein bescheidenes Jahr im Drey-Verlag". Er stellte Ulrike Ebert als erste Autorin vor. "Sie ist keine Unbekannte in unserem Verlag. Nach ihrem Band ›im handcherum‹ mit alemannischen Gedichten hat sie jetzt mit ›Warnlaute vom Tag‹ Prosa veröffentlicht", machte Wurth neugierig.

Mit ihrem ersten Band entführte Ebert dann in die geheimnisvolle Wohnung einer Großmutter, deren Enkelkind in eine eigene Welt abtaucht. "Die ganzen Zimmer waren belegt mit diesen sprechenden Giganten, als seien sie Abkömmlinge einer anderen Welt", nahm sie die zahlreichen Gäste mit. Beim wöchentlichen Kaffeeklatsch wurde von der Großmutter und ihren Freundinnen um den häuslichen Missstand der anderen gestickt und gestichelt. Derweil machte sich das Enkelkind unsichtbar und heftete das Ohr an das Gespräch der Frauen.

Ulrike Ebert "entführt" ins Wohnzimmer einer Großmutter

In ihr neu erschienenes Buch führte Eberts Satz "Wir lesen Spuren bis zum Dachboden", womit sie die Erzählung über ein Frauenschicksal begann: Das Brausepulver hinterm kleinen Kiosk verursachte den ersten Schauer der süß-sauren Verwirrung und vom "Frosch im Garten" blieb nur "das feuchte Gefühl". In vielen Alltagssituationen sieht Ebert liebevoll unangestrengte Anlässe, um das Erwachsenwerden zu schildern und endete: "Die richtigen Worte zur rechten Zeit habe ich noch nicht gefunden."

Im vergangenen Jahr hatte Verleger Franz Handschuh die "Wiesentalgedichte" von Wernfried Hübschmann vorgestellt. Diesmal kam der Autor selbst zur Lesung und befand gleich zu Beginn: "Ein Buch ›erscheint" – das hört sich auch nach Drei Könige an."

Mit seiner Terzine führte er in die ihm eigene Art des Schreibens. "Der Winter geht im Schatten der Kamine – das Licht erwacht aus tödlicher Routine", las Hübschmann. Die Erklärungen des Autors zur Entstehung seiner Gedichte ließen verstehen, warum beispielsweise ein kleiner Fluss das Tal wie das Lesebändchen eines Buches teilt. "Ein aufgeschlagenes Buch, grüne Hügel in Ketten gelegt. Das Tal umblättern: warten", war nur einer der Gedankengänge. Den wesentlichen Sinn von Dichtung sah der Autor in der Verwandlung und schaffte mit seinen zwei Sonetten dichte Bilder.

Am Ende verabschiedete sich Hübschmann: "Königskerzen sind kalt geworden im Wind, der Nachtwind treibt die Sterne vor sich her – hinter den Fenstern wird der Tag zu Ende erzählt."

Heide Jahnke war erneut zu Gast bei der "Dreyköniglesung". Dieses Mal stellte sie ihr Buch "Des Käfers Menetekel" vor. Zu Beginn habe sie sich dem Wald beschreibend nähern wollen und so begann sie lesend: "Wald denkst du – denkst das Wort gedruckt. Doch wie gezogen gehst du dahin, wo die Bäume wachsen."

Heide Jahne stellt ihr Werk "Des Käfers Menetekel vor"

Steinerne Städte bezeichnete Jahnke als "Krebsgeschwüre des Waldes" und näherte sich ihm dann auch akustisch. Da rauschte und röhrte es, dröhnte die Säge, ächzte, krachte und splitterte es, bevor es still war. Christoph Haarmann setzte passende musikalische Akzente, während Jahnke in den Gängen des Borkenkäfers das Menetekel für die Forstverwaltung sah. Immer noch werde blauäugig und rotkäppig in den Wald getappt und nach Blumen gesucht. "Und wir wundern uns, wenn der Wolf seine eigenen Interessen vertritt", schlug sie einen tiefgründigen Bogen. Mit einer kleinen Gebrauchsanweisung für Waldgänger verabschiedete sie sich schließlich.

Zum Abschluss der Matinee stellte Wurth fünf seiner wöchentlich erscheinenden Dreizeiler vor.

Hinter dem Gutacher Kunstverein liegt ein ereignisreiches Jahr, das mit dem doppelten Feuerwerk aus Curt-Liebich-Gedächtnis-Ausstellung und Buchpräsentation sowie dem Fernseh-Beitrag über das Kunstmuseum endete. So jedenfalls bezeichnete es Vorsitzender Jean-Philippe Naudet. Für das laufende Jahr stellte er eine Verkaufs-Ausstellung im Frühjahr in Aussicht und erklärte die Sommer-Ausstellung der Malerkolonie unter dem Motto "Ungeschminkt". In der Adventszeit steht eine Foto-Ausstellung zum Thema Schwarzwald im Programm.