Der Lyriker José F.A. Oliver (rechts) stellt seine neue Ausstellung im Hermann-Schilli-Haus im Gespräch mit Thomas Hafen, wissenschaftlicher Leiter des Freilichtmuseums, vor.Screenshots: Weimer Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Leselenz-Kurator und Lyriker José F.A. Oliver präsentiert 100 Collagen im Postkartenformat

In Zeiten von Corona haben auch Vernissagen ihren Weg ins Netz gefunden. Das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof präsentiert so beispielsweise die neue Ausstellung des Hausacher Lyrikers José F.A. Oliver in einem Online-Video.

Gutach. Der Leselenz-Kurator präsentiert derzeit seine Werkschau "Bildw:orte" mit mehr als 100 Exponaten im Postkartenformat im Hermann-Schilli-Haus auf dem Gelände des Freilichtmuseums. Dort sind sie bis zum 26. Juli für die Besucher des Museums zu sehen (siehe Info). In einem Online-Video berichtet Oliver im Gespräch mit Thomas Hafen, dem wissenschaftlichen Leiter des Freilichtmuseums, über seine Werke. Nebenbei sind die Aufbauarbeiten zur aktuellen Ausstellung zu sehen, die der Wolfacher Grafik-Designer Fabian Latka zusammen mit dem Team des Vogtsbauernhofs im Vorfeld realisiert hat.

"Andere Sprache" wird zum Ausdruck gebracht

Im Gespräch berichtet Oliver, dass es sich bei den vielen kleinen Bildern um Werke handelt, die in den vergangenen zweieinhalb Monaten entstanden sind. "Ich habe bereits in den frühen 80er-Jahren collagiert. Immer dann, wenn meine Sprache, mein dichterisches Schaffen ein Innehalten gebraucht hat", erklärt der Lyriker.

Die Corona-Krise sei eine solche "literarische Ruhezeit" gewesen, in der sich der Hausacher mit Farben, Formen und Kompositionen auseinandergesetzt habe, um so "eine andere Sprache" zum Ausdruck zu bringen. Oftmals hätten dem Lyriker einfach "die Worte gefehlt" – und das Collagieren sei ein Weg gewesen, um zu begreifen, was um ihm herum passiert.

Für das Postkartenformat entschied sich Oliver, weil die Arbeit an den Collagen einfach überall umsetzbar war. Dafür brauche es nur die kleinen weißen Karten, eine Schere, einen Klebestift – und die Formen, die ihm im Alltag begegnen. Und die können ganz gewöhnlich sein, macht Oliver deutlich und zeigt Collagen, auf denen sich Ausschnitte einer Deutschlandkarte oder von Bildern eines Stücks Kuchen oder einer Leberwurst befinden.

Diese verschiedenen Formen und Farben, denen er beispielsweise beim Aufschlagen einer Zeitschrift begegnet, komponiert Oliver in seinen Werken neu und lässt daraus Geschichten entstehen. "Dann male ich, indem ich klebe – dann schreibe ich, indem ich nichts sage und keine Wörter verwende. Und damit entsteht eine ganz eigene Kunst", beschreibt der Lyriker den Schaffensprozess. "Das Nicht-Wort", das bei der Arbeit in Form einer Collage entsteht, ist das, was ihm wiederum Worte schenkt, wenn er es betrachtet, so Oliver über seine Werke.

Zusammen ergeben die vielen Collagen eine Sammlung und Neukomposition von Bildmotiven. Jede für sich ist ein Unikat und bereitet Vorfreude auf den Besuch der Ausstellung.

Die Werkschau ist im Ausstellungsraum im Obergeschoss des Hermann-Schilli-Hauses im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach bis zum 26. Juli zu sehen. Die digitale Vernissage mit Impressionen und Kommentaren des Künstlers ist in den Sozialen Medien des Vogtsbauernhofs abrufbar, so unter www.youtube.com, Kanal "Freilichtmuseum Vogtsbauernhof". Das Freilichtmuseum hat bis zum 1. November täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.