Experten aus Wissenschaft und Forschung informierten und berieten in einem offenen Workshop im Rathaus Grafenhausen über den grenzüberschreitenden Zustand des Rheins und der Rheinauenlandschaft, sowie über zukünftige Herausforderungen zum Schutz der Wasserstraße und der Rheinauen. Foto: Mutz

Deutsche und französische Wissenschaftler diskutieren im Grafenhausener Rathaus über den Lebensraum am Fluss

Grafenhausen. Wissenschaftler und Forscher aus Deutschland und Frankreich haben sich auf Einladung der Gemeinde Kappel-Grafenhausen im Bürgersaal zu einem Workshop mit dem Thema "Der Rhein – zukünftige Herausforderungen an einem europäischen Fluss" getroffen. Fünf Universitäten von Städten am Oberrhein – Basel, Strasbourg, Haute-Alsace, Koblenz-Landau und Freiburg – beteiligen sich an einem gemeinsamen Projekt mit dem Ziel, die Nachhaltigkeitsforschung zu stärken und die Basis für einen gemeinsamen Campus zu schaffen. Das gemeinsame Ziel ist es, europäische Vernetzungen mit Wissen und Forschung zu beleben und die Zusammenarbeit zu stärken. In mehreren wissenschaftlichen Referaten wurden Informationen vermittelt und Lösungsansätze dargestellt.

Anne Schulte-Wülwe-Leidig, Geschäftsführerin der internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR), referierte über die Erfolge und die zukünftigen Herausforderungen zum Schutz des europäischen Flusses.

Lebensraum am Rhein muss in vielen Bereichen verbessert werden

Nach der Chemiekatastrophe 1987 starteten die Staaten am Rhein das Aktionsprogramm mit dem Ziel, das Ökosystem wiederzubeleben und den Lachsen die Rückkehr in den Rhein zu ermöglichen. Die Wiederherstellung von Biotopen, die Anbindung von Auen, die Verbesserung der Gewässerstrukturen sowie die Beseitigung von Wanderhindernissen für Fische sind weitere Ziele von IKSR. Noch sei keine stabile Lachspopulation vorhanden, weil auch der Fischabstieg noch große Probleme verursache. Der Biotopverbund am Rhein müsse verbessert werden, bemerkte die Referentin.

"Leben mit dem Fluss" war das Thema von Karl Wantzen von der französischen Universität in Tours. Seine klare Einschätzung: "Die Dringlichkeit die Biodiversität zu erhalten wird immer größer". Die Oberrheinauen hätten sich stark reduziert, was noch ist, sei zum Teil in schlechtem Zustand. Überschwemmungen seien natürliche Phänomene, der Mensch müsse die Prozesse aber verstehen und danach handeln. Es sei zu überlegen, ob bestimmte Stadtteile an großen Fließgewässern zurückzubauen seien.

Laurent Schmitt von der Uni Strasbourg informierte über die Wiederherstellung eines Rheinarmes im Naturschutzgebiet Rohrschollen bei Strasbourg im Rahmen des europäischen Projekts "Life". Er zeigte die Erfolge der Redynamisierung auf. Ziel sei auch gewesen, typische Auenwälder mit Weichholz wie Pappeln und Weiden wieder anzusiedeln und nicht auentypisches Hartholz zu verdrängen. Christian Damm vom Karlsruher Aueninstitut für Technologie (KIT) zeigte am Beispiel der Rastatter Rheinauen auf, dass deren Lebensraum in vielen Bereichen bedroht ist. Der Baumbestand sei teilweise zu alt, viele typische Gewächse kämen fast nicht mehr vor. Dadurch verschlammen und veröden die Altrheinarme. Die Zustimmung der Region für den Erhalt der Auen sei vorhanden, "der Region liegen die Auen am Herzen", so der Referent.

Das lokale Wissen der Menschen der Regionen sei wertvoll und müsse in der Forschung beachtet werden, stellte Carmen de Jong von der Uni Strasbourg fest. Unter der Leitung von Bürgermeister Jochen Paleit und Albert Reif von der Uni Freiburg begaben sich Referenten und Gäste schließlich auf Besichtigungstour in das Naturschutzgebiet Taubergießen.