Nachdem am Wochenende zuvor ein Spieler des SV Oberweier (blaue Trikots) in Grafenhausen mutmaßlich von Zuschauern rassistisch beleidigt worden war, setzten der OSV und der SC Orschweier vor dem Spiel am Sonntag ein Zeichen gegen Rassismus. Mittlerweile ermittelt wegen des Vorfalls am Rande des Kreisliga-A-Spiels die für Staatsschutzangelegenheiten zuständige Kriminalinspektion 6 des Offenburger Polizeipräsidiums. Foto: Bohnert-Seidel

Kreisliga A Süd: Nach rassistischer Beleidigung eines Oberweierer Fußballers wird die Polizei aktiv

Grafenhausen - Das abgebrochene Kreisliga-A-Spiel zwischen Grafenhausen und Oberweier beschäftigt auch die Polizei. Weil Zuschauer einen OSV-Spieler rassistisch beleidigt haben, ermittelt derzeit die für Staatsschutzangelegenheiten zuständige Abteilung.

Behörde für Staatsschutz ermittelt gegen Fußballspieler 

Die rassistische Beleidigung eines dunkelhäutigen Spielers beim A-Ligisten SV Oberweier beschäftigt nun auch die Polizei. Wie das Offenburger Präsidium auf LZ-Anfrage bestätigte, hat sich die Kriminalinspektion 6 aufgrund der Berichterstattung in der regionalen Presse eingeschaltet. Die Kriminalinspektion 6 ist zuständig für Staatsschutzangelegenheiten, also unter anderem auch rassistisch motivierte Straftaten.

Die Behörde wurde "aufgrund des eventuellen Vorliegens eines Offizialdelikts mit Staatsschutzhintergrund proaktiv tätig", erklärt Polizeisprecher Yannik Hilger. Entsprechende Maßnahmen seien eingeleitet worden. Nähere Details, etwa ob die Identität der Tatverdächtigen bekannt ist, könne man derzeit nicht nennen, so Hilger mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen.

Noch keine Anzeige gestellt

Ein Offizialdelikt ist eine Straftat, die auch ohne entsprechende Anzeige von den Ermittlungsbehörden verfolgt wird. Ob ein solches im konkreten Fall vorliegt, wird derzeit geprüft. Denn eine Beleidigung kann grundsätzlich nur von der Staatsanwaltschaft verfolgt werden, wenn ein Strafantrag des Geschädigten vorliegt und ist damit ein Antragsdelikt.

Eine Anzeige lag laut Hilger Stand Dienstagmittag nicht vor. Thomas Ziegler, Sportvorstand beim SV Oberweier, bestätigte, dass der Verein bislang keinen Strafantrag gestellt hat. Man wolle zunächst das Sportgerichtsverfahren abwarten, so Ziegler.

Bezirkssportgericht will Fall sauber aufarbeiten

Dieses läuft derzeit parallel zu den Ermittlungen der Polizei. Man wolle den Fall sauber aufarbeiten, sagte Karsten Rendler, Vorsitzender Bezirkssportgericht, auf LZ-Anfrage. Daher könne er noch keine Aussage darüber treffen, wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist. Das Sportgericht muss zum einem klären, wie die abgebrochene Partie – Oberweier hatte nach den Tumulten (siehe Info) entschieden, nicht weiterzuspielen – zu werten ist. Zudem muss entschieden werden, welche Personen in welchem Maße bestraft werden.

Davon unabhängig wäre auch ein strafrechtliches Verfahren möglich. "Als mögliche Sanktion sieht der Straftatbestand der Beleidigung nach Paragraf 185 Strafgesetzbuch Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis einem Jahr vor. Allerdings kann die Tat nur auf einen Strafantrag des Verletzten hin verfolgt werden", teilte Ralf Langenbach, Pressesprecher und Erster Staatsanwalt bei der zuständigen Freiburger Staatsanwaltschaft mit. Dort wurde man noch nicht tätig, derzeit liegt der Fall noch bei der Polizei.

SV Grafenhausen äußert sich nicht 

Der SV Grafenhausen ließ eine LZ-Anfrage zu den neuen Entwicklungen bis Redaktionsschluss unbeantwortet. In der Stellungnahme vom 13. Oktober hatte der Verein geschrieben, dass man sich nicht an weiteren Spekulationen beteiligen werde. Auch die Konsequenzen gegen die betreffenden Zuschauer werde man vereinsintern und nicht in der Öffentlichkeit besprechen, erklärte damals der Vorsitzende Michael Hägle auf Nachfrage.

Das sind die Hintergründe 

Bei der Kreisliga-A-Süd-Partie zwischen dem SV Grafenhausen und dem SV Oberweier am 11. Oktober wurde ein dunkelhäutiger Spieler aus Oberweier von Grafenhausener Zuschauern rassistisch beleidigt. Das hatten beide Vereine am Dienstag nach dem Spiel in einer Stellungnahme bestätigt und sich klar von Rassismus distanziert (wir haben berichtet). Auf dem Platz soll es zuvor zu einer Auseinandersetzung zweier Spieler gekommen sein, die in Tätlichkeiten und einer Roten Karte für einen Grafenhausener mündete. Schon zu diesem Zeitpunkt soll der OSV-Spieler von einem Zuschauer rassistisch beleidigt worden sein, so der Verein.

Laut OSV-Schilderung wurde das Spiel in der Folge zunehmend ruppiger, um die 40. Minute herum flog der Oberweierer Spieler mit Gelb-Rot vom Platz. Beim Verlassen des Spielfelds sollen zwei Zuschauer auf den Spieler zugelaufen sein und erneut rassistische Parolen gebrüllt haben, schildert der SV Oberweier. Daraufhin sei die Situation eskaliert und "Fäuste flogen auf beiden Seiten". Einem Spieler der OSV-Reserve soll dabei zweimal ins Gesicht geschlagen worden sein. Oberweier entschied sich nach den Tumulten, das Spiel nicht wieder aufzunehmen.