Trockenheit und Käferbefall sorgen für immer größere Lücken im Wald bei Friesenheim.Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Baumsterben: Hitze und Schädlinge ziehen Bäume in Mitleidenschaft / Schadensbericht weckt Sorgen

Förster Christian Junele zieht in seinem Zwischenstandsbericht zum Friesenheimer Wald ein erschreckendes Resümee. Bis zum Winter werden noch viele weitere Bäume fallen müssen

Friesenheim. Die Geräuschkulisse des Waldes wird derzeit immer wieder von dröhnenden Motorsägen durchschlagen, deren monotoner und unbarmherziger Klang durch die Wege schallt. "Das Ökosystem steht vor dem Kollaps", sagt Förster Christian Junele. Aus gutem Grund ist der Revierleiter Junele unzufrieden, denn der Wald ist das Sorgenkind Friesenheims. Von einem gesunden Baumbestand der Zukunft sei schon lange keine Rede mehr. Spätestens seit Schlagwörter wie Klimawandel und die damit verbundene Trockenheit auf sich aufmerksam machen.

Schadensbericht weckt große Bedenken

Jüngst hat Junele bei einem Treffen an der Lendersbachhütte einen kurzen Wald-Schadensbericht abgegeben. In den vergangenen Wochen waren seine Mitarbeiter ausschließlich mit Fällungen betraut. "Allein im Oberschopfheimer Wald haben wir knapp zwei Hektar Bäume gefällt", erklärt Junele. Fichten, Tannen und Kiefern seien dem Käferbefall zum Opfer gefallen. Doch damit nicht genug: "Demnächst sind die Buchenbestände dran", so Junele. Bis zu einem Hektar dürften bis zum Winter 2020 am Boden liegen.

Der Wald ist durchzogen von sonnenverbranntem Blattwerk und ausgetrockneten Trieben. Wasser, das normalerweise von der Wurzel bis in die letzte Triebspitze transportiert wird, kommt nicht mehr oben an. Kraftlos sind die Bäume, weil der Boden zu wenig Wasser hergibt. In Juneles Zwischenbericht folgt eine Rangfolge der Regenfälle. "Im Januar, Februar, März, Mai gab es nur die Hälfte des notwendigen Niederschlags. Im April gab es quasi gar keinen", so Junele. Was vielleicht dem Hausgarten und der Wassertonne im Hof oder an der Hauswand ausreicht, ist für den Wald der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Im Juni habe es zwar geregnet, aber bei weitem nicht ausreichend. Das Jahr 2020 sei in seiner Katastrophenmeldung bezüglich Stress im Wald und den damit verbundenen Ausmaßen an Käferbefall und langfristigem Absterben mit dem Jahr 2015 vergleichbar. "Aber es scheint mir noch schlimmer", so Junele. "Wir werden große Teile des Waldes verlieren", bilanziert der Förster. Schließlich habe der Wald bislang die Folgen der vergangenen Trockenperioden noch nicht einmal verkraftet. Die Arbeit im Wald gleiche wohl dem berühmten Helden Sisyphus aus der griechischen Mythologie – mit dem Unterschied, dass die Waldarbeiter mit der Säge kaum hinterher kommen und sich mittlerweile jedes Jahr eine weitere Waldkatastrophe anbahnt.

Normalerweise gilt für den Wald: Wo Bäume gerodet werden, folgen umgehend Neupflanzungen. "Leider gibt es nicht die Mengen an Pflanzen, die wir brauchen", stellt Junele fest. "Oder ich kaufe 500 Setzlinge zu völlig überhöhten Preisen", erklärt er. "Diese Aufforstung wird uns so nicht gelingen, wie sie dringend notwendig ist", betont der Revierleiter.

In den vergangenen 12 Monaten wurden im Friesenheimer Wald vier Hektar Bäume gefällt. Die Ursache dafür ist die extreme Trockenheit und der dadurch bedingte Käferbefall.