Seit Oktober arbeitet Renate Delakowitz nicht mehr in der Oberschopfheimer Einrichtung. Kirchenmusiker Martin Groß will ihre Kündigung nicht einfach hinnehmen und schrieb einen Offenen Brief an den Bischof. Foto: Bohnert-Seidel

Kirche: Kirchenmusiker Martin Groß schreibt Offenen Brief / Empört über Kündigung der Erzieherin

Friesenheim - Harsche Kritik gab es bezüglich der Kündigung einer Erzieherin, die auf einem Konfessionswechsel gründet. Friesenheims Kirchenmusiker Martin Groß geht nun einen Schritt weiter, er fordert den Erzbischof auf, sein Amt niederzulegen.

Renate Delakowitz, Erzieherin in der Kindertagesstätte St. Elisabeth, musste sich am 30. September von ihren Kollegen und Kindern verabschieden. Delakowitz hatte von der römisch-katholischen Kirche zur alt-katholischen Kirchengemeinde gewechselt, was für den Träger der Kita, die Erzdiözese, Grund war, ihr zu kündigen. "Wenn jemand, wie im Fall von Frau Delakowitz, aus der römisch-katholischen Kirche austritt, ist die Loyalitätsvoraussetzung gegenüber dem Arbeitgeber nicht mehr erfüllt", begründete der Pressesprecher des Erzbischöfliches Ordinariats, Michael Hertl, das Vorgehen.

Groß will Kündigung nicht einfach hinnehmen

Es folgten zahlreiche kritische Worte in öffentlichen Sitzungen des Gemeinderats, eine Online-Petition, ein Brief des Elternbeirats an den Erzbischof und im Kirchengemeinderat wurde darüber lange diskutiert. Auch der Friesenheimer Kirchenmusiker Martin Groß zeigte sich empört und brachte dies an die Öffentlichkeit.

Einfach hinnehmen könne man ein solches Vorgehen nicht. "Ich werde nicht locker lassen, gegen diese Form der Unfreiheit vorzugehen", sagte er gegenüber der LZ im Juli und bekräftigt dies nun, zwei Wochen nachdem Delakowitz nicht mehr in der Oberschopfheimer Einrichtung arbeitet, mit einem Offenen Brief an den Erzbischof Stefan Burger erneut. "Sie hatten lange genug Zeit, Ihre Position persönlich und öffentlich zum Kasus Delakowitz darzustellen. Viele Menschen sind anhaltend empört, dass der Erzieherin nach einem Konfessionswechsel unter Ihrer Verantwortung gekündigt wurde und warten auf eine persönliche Stellungnahme dazu", schreibt er.

Auf die gestellten Fragen und Argumente der zahlreichen Schreiben habe der Bischof laut Groß entweder gar nicht, ausweichend oder gar abweisend reagiert. "Sie haben Renate Delakowitz auch nicht rehabilitiert, nachdem Sie diese durch Ihre Kündigung respektlos behandelt haben", prangert er an.

Weiter mutmaßt Groß in seinem Offenen Brief, warum Erzbischof Burger bislang nicht geantwortet habe: "Sie hätten wohl auch zugeben müssen, dass Sie nicht auf dem Boden der Lehre Jesu stehen und, dass Sie gegen den Geist der Ökumene verstoßen.

Viele meinen, dass Sie so Ihr Bischofsamt, mit dem Sie vorgeben, in der Nachfolge Jesu im Sinne der apostolischen Sukzession zu stehen, nicht mehr ehrlich und glaubwürdig ausüben können." Wo Groß bislang immer nur seinen Ärger kund getan hat, kam er bei seinem Brief nun mit einer Forderung: "Ich schreibe Ihnen dies als Mitglied der Römisch-Katholischen Kirche: Geben Sie bitte Ihr erzbischöfliches Amt auf, treten Sie als Bischof zurück!"

Erzbischöfliches Ordinariat kann Empörung nachvollziehen

"Das Erzbischöfliche Ordinariat kann die Empörung, Unverständnis und auch Enttäuschung einiger Menschen über die Kündigung einer Kita-Erzieherin nachvollziehen, insofern sich die Erzieherin über viele Jahre durch eine engagierte Arbeit ausgezeichnet hat.

Umso mehr haben es auch Stiftungsrat und Pfarrer bedauert, dass sie sich zu einem Austritt aus der Katholischen Kirche entschlossen hat. Denn sie wusste sehr genau, was dieser Austritt für ihre Anstellung in einer katholischen Kita bedeutet", schrieb Michael Hertl, Pressesprecher des Erzbischöflichen Ordinariats in eine Stellungnahme im August. Die Nachfrage, ob die Erzdiözese eine Stellungnahme zum Offenen Brief von Groß abgeben wollen, wurde jedoch verneint.

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