"Gärtnermeister vom Dienst" im Einsatz: Ewald Schaubrenner mit seinen 406 Sprösslingen. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Ewald Schaubrenner aus Oberschopfheim zieht Tabakpflanzen groß

Von Christine Bohnert-Seidel

Oberschopfheim. Für wenige Monate wird in Oberschopfheim wieder Tabak angebaut. Genau genommen sind es 406 Sprösslinge, die Ewald Schaubrenner in mühevoller Kleinarbeit aufzieht, die ihn zwischenzeitlich zum "Chefgärtner vom Dienst" machen.

"Die Mühe ist es mir wert", sagt er fröhlich. Im Vergleich zur großen Tabakgeschichte mit vielen Hektar Anbaufläche gleicht diese Menge eher einem Punkt in der Landschaft. "Der Tabak ist untrennbar mit Oberschopfheim verbunden", so Schaubrenner. Wenn der Oberschopfheimer von seiner jüngsten Arbeit spricht, wird auch ein Stück seiner Wurzeln spürbar. "Über viele Jahre lebten die Menschen mit und von dem Tabakanbau", erklärt Schau-brenner. Jede Familie in Oberschopfheim wurde in ihrer Vergangenheit von der Geschichte des Tabaks berührt. Mütter, Väter, Kinder – ganze Familien verdienten ihr Brot mit dem Tabak. In Nacht- und Heimarbeit drehten viele Mütter zwischen Familie und Landwirtschaft ihre Zigarren.

Oberschopfheims Tabakgeschichte ist eng mit dem Schnupftabakfabrikanten Freiherr von Lotzbeck verbunden. Der napoleonische Krieg führte 1810 zur Kontinentalsperre. Daher gingen Importe von Tabak zurück und Freiherr von Lotzbeck intensivierte die Förderung des Tabakanbaus im Ried und Friesenheim mit Oberschopfheim. Ortsansässige Firmen waren "Krämer und Co." und "Karl Feißt". Während des Ersten Weltkriegs entstanden namentlich geführte Kleinbetriebe von Heinrich Jäckle, Karl Burbach, Wilhelm Bantle, Wilhelm Schneeberger, Hermann Lögler, Emil Moser oder Josef Beiser. Doch durch die gefürchtete Blauschimmelkrankheit, der im Jahr 1955 ganze Ernten zum Opfer fielen, musste Oberschopfheims Tabakindustrie einen massiven Einschnitt hinnehmen.

"Einige kleine Unternehmen sind zusammengebrochen", erzählt Alex Kopf aus Ichenheim. Letzter großer Tabakanbauer war Stefan Röderer. Fortan setzten die Oberschopfheimer Landwirte verstärkt auf den Weinbau.

Vom "Tabakpapst", wie Ewald Schaubrenner Alex Kopf nennt, erhielt er seine Sämlinge für die Sorte Original Zigarrentabak "badischer Geudertheimer." Zu Hause im Wintergarten wurden die jungen Sprösslinge in kleinere Töpfe pikiert und Ende März in große Eimer gepflanzt.

Er erhält Unterstüzung von seiner Ehefrau Marianne, aber auch von DJK-Kollege Bernhard Malutzki, der mit ihm die Erde in den Eimern gelockert hat.

Der Tabak darf auf dem Ge- lände von Markus Lögler, wo das Kulturzelt für die Pflanzen eingerichtet ist, gedeihen. Am 22. und 23. Juni, wenn die Ernte bereits eingefahren ist, wird Maria Fels aus Ichenheim die Handwerkskunst des Zigarrenherstellens anlässlich 1250-Jahrfeier im Themenhof demons-trieren.