Der Gemeinderat bezweifelt mehrheitlich die Rentabilität von Windrädern in Friesenheim. Auf dem Rauhkasten/Steinfirst sind seit Sommer vier Anlagen in Betrieb. Foto: Bohnert-Seidel

Keine Mehrheit für zusätzlichen Standort im Wald

Die Windkraftanlage auf dem Rauhkasten/Steinfirst soll die einzige im Friesenheimer Wald bleiben. Der Gemeinderat lehnte am Montag die Ansiedlung auf den Teilflächen Schnaigbühl und Geigenköpfle ab.

Friesenheim. Noch im Jahr 2015 hatte sich der Gemeinderat einstimmig für die Windkraftnutzung und Standorte im Friesenheimer Wald ausgesprochen. Sechs Flächen stünden dafür auf den Bergrücken zur Verfügung. Untersucht wurden Standorte auf dem Rauhkasten/Steinfirst, Schnaigbühl, Ganshart/Geigenköpfle, Scheibenberg, "Ebene" und "Auf dem Schutz". Einstimmig sprach sich das Gremium damals für die Flächen Rauhkasten/Steinfirst, Schnaigbühl und Ganshart/Geigenköpfle aus.

Jetzt stellte Bastian Finkenzeller von der Baurechtsbehörde die Teilfortschreibung des Regionalplans Südlicher Oberrhein mit den ergänzten Vorranggebieten für Naturschutz und Landschaftspflege im Schwarzwald ausführlich vor. Am Montagabend ruderte der Gemeinderat jedoch mit zehn zu zehn Stimmen bei drei Enthaltungen zurück. Explizit wurden die Bereiche Geigenköpfle und Schnaigbühl auf der Gemarkung Friesenheim und Hohberg abgelehnt. Das Gremium sprach sich einstimmig für die Ausweisung von Naturschutz- und Landschaftspflegegebieten aus.

Bürgermeister Erik Weide zeigte sich etwas erstaunt über die Haltung des Gemeinderats, weil er sich eigentlich an der Fortschreibung und Vorstellung der Vorlage am Beschluss des Gemeinderats aus dem Jahr 2015 orientiert hatte. Deutliche Ablehnung kam von der CDU-Fraktion mit Ewald Schaubrenner: "Wir sind der Meinung es ist jetzt genug mit Windenergie." In der Region seien derzeit 24 Anlagen installiert, was ausreichend sei.

"Wir können nicht zulassen, dass unsere Schwarzwaldhöhen – unser touristisches Merkmal – unnötig weiter mit Windkraftanlage verspargelt werden", führte er aus. Zu viel Waldfläche werde gerodet. Es fehle ein politischer Plan, der Geld für den Netzausbau zur Verfügung stelle. Überschüssige Energie aus dem Norden müsse in den Süden transportiert werden. "Windkraftanlagen sollen dort gebaut werden, wo sie wirtschaftlich betrieben werden", erklärte Martin Mussler (FW). Das sei weder auf dem Schnaigbühl noch Geigenköpfle der Fall.

Joseph Hugelmann (GLU) betonte: "Heute Abend zieht es mir buchstäblich die Schuhe aus." Der Gemeinderat habe nicht kapiert, dass er seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten müsse. "Es regt mich auf, wenn jetzt von Zerspargelung gesprochen wird, wenn in der Ebene eine Zerspargelung mit Strommasten schon längst stattgefunden hat." Außerdem müsse über die Rentabilität von Anlagen der Investor entscheiden. Bürgermeister Weide bestätigte, dass interessierte Investoren ständig anriefen. Hugelmann betonte: "Es ist kleingeistig zu sagen, man muss die Windräder woanders aufstellen."

Brigitta Schrempp (CDU, sie ist auch Vorsitzende der Bürgerenergiegenossenschaft) erklärte, dass bislang nur die Windkraftanlage Brechtaler Schanze wirtschaftlich arbeite. Eine höhere Rentabilität könne in der Region durch Fotovoltaikanlagen erzielt werden. Wer weiß, welche Technik in zehn Jahren vorliege, erklärte Markus Rottler (SPD). Er hätte sich die Option gern offen gehalten. "Wie kann die CDU sagen ›elf Prozent Windkraft in Deutschland ist genug‹, wenn wir 100 Prozent brauchen", ärgerte sich Michael Walter (GLU).

INFO

Vier Windräder stehen schon

Der Windpark auf dem Rauhkasten/Steinfirst wurde bereits im Juli offiziell eröffnet. Gemeinsam mit der Firma Enercon haben die Stadtwerke Gengenbach vier Windenergieanlagen auf den Gemarkungen von Gengenbach, Friesenheim und Hohberg aufgebaut. Das Projekt hat rund 21 Millionen Euro gekostet. Die Gewerbesteuereinnahmen teilen sich die drei betroffenen Gemeinden.