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Stuttgarter Firma legt Strukturgutachten vor / Maßnahmen für 1,6 Millionen Euro vorgeschlagen

Friesenheim - Trockene Sommer und niederschlagsarme Winter bringen Friesenheimer Quellen an ihre Grenzen. Damit das nicht zum Problem wird, soll die Gemeinde rund 1,6 Millionen Euro investieren. Ob damit auch die Wassergebühren steigen, bleibt vorerst offen.

Strukturgutachten für Wasserversorgung in Friesenheim

Für die Verbesserung der Friesenheimer Wasserversorgung hat die Gemeinde jetzt ein Strukturgutachten an der Hand. Dieses hat die Stuttgarter Firma "RBS Wave" am Montagabend in der Sitzung des Gemeinderats vorgestellt.

Drei Brunnen für mehr Trinkwasser

Geplant ist die Ertüchtigung eines der beiden bestehenden Tiefbrunnens. Einer befindet sich sowieso im Dauerbetrieb, ein zweiter ruht mehr oder weniger und ein dritter soll nun neu geschaffen werden.

Auf lange Sicht bedarf es jedoch einer weiteren Optimierung von Hochbehältern sowie der Sanierung von Versorgungsleitungen. Der Tiefbrunnen im Kernort müsste zudem um weitere Wasserschutzzonen erweitert werden.

Kostenschätzung für 20 Jahre

In diesem findet sich auch eine Kostenschätzung für die kommenden 20 Jahre. Wichtig sei eine Planungsrate für kommende Investitionen in den Haushalt einzustellen, mahnte Bauamtsleiter Markus Reinbold.

Die Erschließung eines neuen Tiefbrunnens wird mit 480 000 Euro geschätzt. In der Summe wird die Instandsetzung der Trinkwasserversorgung mit knapp 1,6 Millionen Euro angegeben.

Ob die Investitionen in Zukunft zur Erhöhung der Wassergebühren führen wird, lässt die Verwaltung auf Nachfrage der LZ offen. Am Mittwoch war bis Redaktionsschluss keine Aussage von Bürgermeister Erik Weide zu bekommen.

Zwei große Änderungen geplant

Die zwei größten Maßnahmen zur Sicherung der Wasserversorgung sind auf lange Sicht die vollständige Einbindung des Tiefbrunnens in das bestehende Netz der Gemeinde sowie die Erschließung eines weiteren Tiefbrunnens im Gemeindegebiet.

Durch die Maßnahmen wäre die Gemeinde unabhängiger von niederschlagsbedingten Schwankungen. Vor allem in trockenen Sommern zeigten die Quellen aus dem Wald nur noch schwache Schüttungen, was den Ausgleich über die Wasserquellen im Tiefbrunnen erhöhe.

Beratung zu Maßnahmen in den kommenden Jahren

"Die Situation bedarf keiner Hektik", bilanziert Bürgermeister Erik Weide am Montagabend. Das Wasser werde der Gemeinde nicht ausgehen. Neue Quellen im Wald zu erschließen, sei unrealistisch, aber die Versorgung über Quellen in der Rheinebene dürfte gesichert sein.

Grundsätzlich sei die Wasserversorgung in einem guten Zustand, selbst hinsichtlich zu erwartender Sanierungspakete bleibe die Wasserversorgung garantiert.

Auch Reinbold betonte: "Wir brauchen überhaupt nicht in Panik zu verfallen." Das Strukturgutachten habe Erkenntnisse zutage gebracht, mit denen die Bauverwaltung rechnete. Einige Maßnahmen seien bereits im Haushalt verankert.

Sehr gute Wasserqualität in der Gemeinde

"Wir werden weder verdursten, noch an den Nitratwerten sterben", so Reinbold. Die Friesenheimer Wasserqualität sei sehr gut und lasse sich in keinster Weise beanstanden.

Über die Sicherung der Wasserversorgung und weitere Sanierungsmaßnahmen, die in den kommenden Jahren beraten werden, herrschte im Gemeinderat Einigkeit.

Fraktionen wollen unabhängige Wasserversorgung beibehalten

Alle Fraktionen betonten, dass die Wasserversorgung unabhängig bleiben sollte. Immerhin: Seit 1889 verfügt Friesenheim über eine eigene Wasserversorgung. Eine Einspeisung über Hohberg oder Lahr steht damit nicht zur Debatte.

Auch sollen mehr Wasserschutzgebiete ausgewiesen werden, anstatt das Wasser aufgrund möglicher Nitratbelastungen technisch aufzubereiten, so der Tenor der Gemeinderäte.

Das sagen die Gemeinderäte

  • Fred Kletzin, SPD, zeigte sich mit dem Strukturgutachten zufrieden. Die Hoffnung auf die Erschließung neuer Quellen, wie in seinem Antrag von 2017 formuliert, wurden zwar zunichte gemacht, aber "zur Not können wir auch einen eigenen Tiefbrunnen für die Gemeinde bauen".
  • Dietmar Kairies, GLU, dessen Fraktion die Erstellung eines Grundwasserbrunnens beantragt hat, zeigt sich mit der Alternative zufrieden. Künftig soll Rohwasser aus der Förderleitung vom Tiefbrunnen Friesenheim für die Bewässerung gemeindeeigener Flächen entnommen werden.
  • Julius Haas, CDU, brach eine Lanze für den Bauernstand. "Ich wehre mich entschieden dagegen, dass Landwirte wieder als Haupttäter für die Nitratwerte genannt werden", so der CDU-Gemeinderat. Jeder einzelne Bürger trage zu den hohen Nitratwerten im Wasser bei.
  • Ewald Schaubrenner, CDU, gab zunächst auch die Kosten zu bedenken. "Einige Maßnahmen sind mit erheblichen Kosten verbunden. Aber diese sind eher zweitrangig", erklärte er.
  • Peter Zimmermann, FW, betonte: "Es ist wichtig die Wasserversorgung Friesenheim auf die kommenden Jahre zukunftsfähig zu machen."
  • Christian Erb, FW, hat einen Tausch für jene Ackerflächen vorgeschlagen, die als Schutzgebiete ausgewiesen werden sollen. Ansonsten müsse dem Landwirt eine Entschädigung angeboten werden.