Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Friesenheimer Einzelhändler bangen um Existenz und rufen neue Einkaufsmöglichkeiten ins Leben

Von Selbstbedienung über telefonische Beratung bis hin zu Hol- und Bringdiensten: Der Friesenheimer Einzelhandel sieht sich gezwungen, neue Formen des Verkaufs anzubieten.

Friesenheim. Den Friesenheimer Einkaufshandel trifft die aktuelle Corona-Situation massiv. Über enorme Einbußen im Tagesgeschäft klagen so gut wie alle Betriebe. Unterschiedliche Maßnahmen kommen nun zum Tragen: Von eingeschränkten Öffnungszeiten, Kurzarbeit bis hin zu Schließungen. Wenige Geschäfte verfügen über einen Online-Shop und sehen sich deshalb gezwungen, neue Wege einzuschlagen. Telefonisch erreichbar sind in diesen Tagen alle Geschäfte. Der ein oder andere Friesenheimer Betrieb setzt auch auf Vertrauen in seine Kundschaft: Selbstbedienung ist bei den Floristikbetrieben Rosen Bähr, "Hobby-Ecke" oder "Decofloral" nun möglich. Einen Lieferservice gibt es bei den Bäckereien und Metzgereien. Der Mühlenhof in Oberweier kocht auf Bestellung zur Abholung.

Kurzarbeit wird noch mit flexiblen Arbeitszeiten abgefedert

Mit der Schließung von Verkaufsräumen ist die persönliche Beratung vor Ort nicht mehr machbar. Glücklich schätzt sich nun, wer einen Paketdienst im Betrieb unter gebracht hat. Noch werde dabei der ein oder andere Verkauf abgewickelt. "Aber ich weiß nicht, was passiert, wenn die Kurzarbeit und Verschuldung der Menschen noch stärker um sich greift", sagt Astrid Metzger von "Decofloral".

Die prekäre finanzielle Situation ist auch die Angst, die den Rest des Handels umtreibt. Umfassende Beratungen per Telefon oder über eine Online-Plattform sind bei Bühler-Einrichtungen möglich. Erstmals innerhalb der 60-jährigen Firmengeschichte bleiben die Ausstellungsräume geschlossen.

Petra Bohnert von Mode Kohler ist dankbar für die Kulanz ihrer Lieferanten. "Ein Telefonanruf genügte und sämtlicher Warenfluss wurde gestoppt", erklärte sie der Lahrer Zeitung. Bei aller Misere und aktuellen Schließung des Geschäfts wolle sie nicht jammern. "Ich befinde mich mit meinem Geschäft immerhin in meinen eigenen Räumen", sagt die Friesenheimerin und denkt an jene, bei denen Pacht und Miete weiterlaufen.

Beim Optik- und Schmuck-Fachgeschäft von Susanne Neher werde durch flexible Arbeitszeiten noch die Anmeldung zur Kurzarbeit abgefedert. "Die massive Ausbremsung macht allen Betrieben zu schaffen", sagt die Geschäftsführerin.

Die "Hobby-Ecke" hat ein weiteres Standbein mit der Trauerfloristik. "Wenn aber Kirchen und Friedhofskapellen geschlossen sind, nur zehn Personen am Grab sein dürfen, dann ist die Nachfrage natürlich auch in dieser Sparte stark rückläufig", erklärt der Inhaber Ulrich Vollmer.

Die meisten Einzelhändler sprechen von Einbußen, die jetzt kommen werden – auch, weil das Ostergeschäft auf Null steht. Erschreckend ist für alle die Dauer des Geschäftsstillstands. "Wir hängen alle in der Luft", sagt Vollmer. An eine eventuelle Verlängerung der aktuellen Situation in die Monate Mai und Juni will in Friesenheim niemand denken.

Die Friesenheimer Werbegemeinschaft besteht aus knapp 50 Mitgliedsbetrieben. Darunter sind unterschiedliche Branchen aus Handel, Gewerbe und Handwerk vertreten.