Erich Huck und Silvia Schmid spielten um 7 Uhr auf dem Rathausplatz in Friesenheim Foto: Bohnert-Seidel

"Maiwecken": Wiederbelebte Tradition soll Einwohnern in Corona-Zeiten Zuversicht und Hoffnung schenken

Friesenheim - Raus aus den Betten, hinein in die Wanderkluft: Die Botschaft einzelner Musiker war am 1. Mai in den frühen Morgenstunden unmissverständlich klar. Mit einem klaren Bekenntnis an das Band der Freude und Freundschaft über das Lied "Ode an die Freude" eröffneten Erich Huck und Silvia Schmid um 7 Uhr morgen auf dem Rathausplatz in Friesenheim ihren musikalischen Gruß zum 1. Mai. Obwohl der Rathausplatz leer und nur vereinzelt Fenster geöffnet waren, spielte das Tenorhorn-Duo spielte fröhlich auf.

In Friesenheim war der musikalische Gruß am Morgen eine Premiere. Das sogenannte "Maiwecken" mit Musik hat es dort schon seit vielen Jahren nicht mehr gegeben. Aber: "Was in diesen Zeiten geht, wird gemacht", sagt Erich Huck. Begonnen haben die beiden schon morgens um 6 Uhr in Oberschopfheim.

Dort drangen die Melodien durch die Häuserfronten. Der ein oder andere dürfte aus den Federn geholt worden sein. In Heiligenzell übernahmen das Wecken Helmut Britsch, Axel Reinbold und Bernhard Seitel. Das Trio erfreute mit der Melodie "Der Mai ist gekommen." Rauf und runter wird die Melodie gespielt. Der Klassiker zum ersten Mai wirkt in Heiligenzell wunder. Johann Steinebrunner in der Joseph-Schulz-Straße spielten sie gar ein Geburtstagsständchen. In Heiligenzell riefen die Menschen aus dem Fenster: "Oh, ist das schön von euch."

Die Männer haben bereits im vergangenen Jahr sehr zur Freude der Heiligenzeller gespielt. Selbstverständlich wird der notwendige Abstand eingehalten. "Den Menschen soll das Herz aufgehen", sagt Helmut Britsch.

Auch "Der Mai ist gekommen" erklang

Zuversicht und Hoffnung wollen sie schenken. "Mir ziege, blose und es basst", bringt Britsch die Vielfalt des musikalischen Trios auf einen Punkt. Helmut Britsch spielt das Akkordeon, Axel Reinbold die Trompete und Bernhard Seitel Tenorhorn. Alle zusammen sind leidenschaftliche Musiker mit einem großen Herz für die Musik und die Menschen.

Schon zum zweiten Mal fallen die Festlichkeiten zum 1. Mai ins Wasser. Das traditionelle Maibaumstellen musste abgesagt werden ebenso wie die geselligen Zusamenkünfte in Friesenheim, Schwanau und im Ried. Mit den Festen im Mai fehlen beliebte Treffpunkte und unverzichtbare Einnahmen für die Verein.

Da sollte am 1. Mai wenigstens am Morgen eine kleine Melodie der Hoffnung zu hören sein. "Der Mai ist gekommen", ist jedenfalls für Helmut Britsch ein starkes Lied, das seit Generationen in den Dörfern erklingt. Zwei Strophen spielen die Musiker jeweils.

"Und abends im Städtlein, da kehr ich durstig ein: Herr Wirt, eine Kanne, eine Kanne blanken Wein!", heißt es in der vierten Strophe. Auf den Wein mussten die kleinen Ensembles verzichten. Trunken vor Glück und Zufriedenheit kehrten sie dennoch heim.