Tempo 30 auf der B 3 durch Friesenheim: Nicht alle Anwohner der Kronen- und Adlerstraße sind mit dem Ergebnis zufrieden. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

LZ-Check: Anwohner der B3 sind mit Tempo 30 nur teilweise zufrieden / Reduzierung soll Lärm mindern

Tempo 30 in Friesenheim – die einen fühlen sich reich beschenkt, die anderen abgehängt: Die Lahrer Zeitung hat sich bei den Anwohnern umgehört, ob sich durch die Tempo-Reduzierung etwas verändert hat.

Friesenheim. Im August 2019 ist der Lärmaktionsplan aus dem Jahr 2016 der Gemeinde Friesenheim umgesetzt worden. Voraussetzung für den Plan waren Messungen, die das Planungsbüro Fichtner vorgenommen hatte. Viele Anwohner bewiesen einen sehr langen Atem. Unterschiedlich fällt nun die Bewertung der Betroffenen aus. Die Geschwindigkeitsreduzierung sei auf der Bundesstraße 3 mit der Adler- und Kronenstraße nicht in allen Straßenabschnitten als Entlastung spürbar.

Es ist leiser geworden, aber der Stau an der Ampel bleibt

Sobald es auf der Autobahn staut, oder es wie jüngst zu einer Sperrung der Auffahrt bei Lahr kommt, sei dies deutlich in Friesenheim zu spüren: "Es war unerträglich", sagt Friedlinde Königsmann aus der Adlerstraße. Ob die Lastwagen nun 30, 40 oder 50 fahren, es seien zu viele und "das macht krank", ist sich Königsmann sicher. Sie wünsche sich das Kippenheimer Modell auch in Friesenheim: "Dort haben sie das Nachtverbot für Lastwagen doch auch hinbekommen. Nur in Friesenheim klappt das nicht", ärgert sich Königsmann. Schmerzhaft spürbar sei auf der B 3 auch die Herabstufung der B 36 zur Landstraße.

Auch Harry Reichmann ist von der neuen Regelung nicht voll und ganz überzeugt: "Von den Fahrgeräuschen ist es vielleicht etwas besser geworden, aber an der Ampel staut es sich nach wie vor zurück – der Lärm bleibt folglich gleich."

Etwas anders sehe es in der Kronenstraße aus. Sieglinde Schreiner ist froh über Tempo 30. "Es ist noch immer entsetzlich laut, aber immerhin komme ich wieder aus dem Hof", erklärte sie. Die Temporeduzierung habe eine gewisse Aggression beim Anfahren herausgenommen. Als Vermieterin einer Ferienwohnung habe sie vor der Tempoänderung immer wieder die Rückmeldung erhalten: "Dass es so schlimm ist, hätten wir nicht gedacht."

Positiv blickt auch Hildegard Kohler aus der Friesenheimer Hauptstraße auf die Tempo 30: "Es ist leiser geworden. Dass zehn Kilometer pro Stunde von 40 auf 30 so viel ausmachen, hätte ich nicht gedacht."

Sich vollkommen vernachlässigt fühlen sich Anwohner in der Bahnhofstraße. Hier bleibt es bei Tempo 50. "Die Situation ist nur noch frustrierend und enttäuschend. Wir sind das absolut letzte Glied in der Gemeinde", sagt Reinhard Erb.

Dass an der Bundesstraße in Oberschopfheim Tempo 30 in der Nacht nicht kommen wird, erstaunt Anwohnerin Ulrike Beck kaum. Für Tempo 30 würde sie auch nicht auf die Barrikaden gehen. Die Versetzung des Ortsschilds weiter Richtung Friesenheim habe schon für eine Tempo-Reduzierung gesorgt. Viel schlimmer empfindet sie den Lärm von der Leutkirchstraße.

Vom Bauamt ist zu erfahren, dass aktuell nur Tempo 30 angeordnet werden könne, wenn "Gründe der Verkehrssicherheit gegeben sind oder vom Lärm eine gewisse Anzahl von Menschen betroffen sind". Das Verhältnis von Lärm und Betroffenheit sei nirgendwo so hoch wie in der Friesenheimer Hauptstraße sowie der Adler- und Kronenstraße. Für die Bahnhofstraße und auch andere Straßenabschnitte, die mit Tempo 50 zu ringen haben, gilt, dass der Gemeinderat bei einer weiteren Fortschreibung des Lärmaktionsplan Tempo 30 fordern werde. Sinnvoller wäre es laut dem Bauamt jedoch, sich bei den Abgeordneten von Land- und Bundestag für eine Änderung der Straßenverkehrsordnung stark zu machen. Die Verkehrsordnung sehe aktuell Tempo 50 auf allen Straßen als Standard vor. Wäre Tempo 30 Standard in der Straßenverkehrsordnung, müsste niemand mehr Lärmaktionspläne erstellen.

Der Lärmaktionsplan der Gemeinde Friesenheim wurde im Jahr 2016 aufgestellt. Demnach waren vom Straßenverkehrslärm mit mehr als 65 Dezibel insgesamt 410 Anwohner betroffen. Weitere 550 Personen zeigten sich von mehr als 55 Dezibel betroffen.