In der nördlichen Verlängerung zur Lourdesgrotte in der Talstraße in Oberweier beabsichtigt die katholische Kirchengemeinde Friesenheim eine Klagemauer zu errichten. Die Breite des bisherigen Fußwegs bleibt erhalten. Foto: Bohnert-Seidel

Bauantrag der Kirchengemeinde löst große Diskussionen aus

Dem Antrag der katholischen Kirchengemeinde Friesenheim auf den Bau einer Klagemauer an der Lourdesgrotte in Oberweier ist vom Gremium zugestimmt worden. Der Rat hatte jedoch lange darüber diskutiert.

Oberweier. Ein eher unscheinbares Thema, der Antrag der katholischen Kirchengemeinde auf Errichtung einer Klagemauer an der Lourdesgrotte, brachte bei der Sitzung des Ortschaftsrats von Oberweier Grundsatzdiskussionen ans Tageslicht. Ortsvorsteher Richard Haas warb um Sachlichkeit und die Klärung der Fakten, nach Verkehrssicherungspflicht und rechtlicher Machbarkeit einer Klagemauer. "Dass letztlich so massive Bedenken vorgebracht werden, hatte ich nicht erwartet", zeigte sich Haas erstaunt

In die Sitzung sind Franz Seitz und Hubert Stuber gekommen. Seitz warb im Ortschaftsrat um die Ablehnung des Antrags neben der Lourdesgrotte. "Im christlichen Glauben passt eine Klagemauer nicht neben eine Lourdesgrotte", so die Argumentation der Familien Seitz, Stuber und Weiler. "Wer sich beklagen möchte, hat die Möglichkeit dies unserem Seelsorgeteam oder dem Pfarrer mitzuteilen", erklärte Seitz.

Pfarrgemeinderat Michael Groß und Karin Stuber, Mitglied im Gemeindeteam, stellten das Projekt Klagemauer von knapp einem Meter Höhe und vier Meter Breite vor. Am Anfang war die Idee nach einem besonderen Ort für Oberweier, der hier auch die Identität der Pfarrgemeinde in Oberweier symbolisiere. Oberweier sei ein Ort, der am Wald endet und so an der Lourdesgrotte zur Stille einlädt, erklärte Stuber. Die Klagemauer richte sich auch an jene Menschen, die nicht unbedingt den Kirchgang suchten und trotzdem das Bedürfnis nach Stille, Innehalten und Gebet verspürten.

Ratsmitglied Richard Kopf vermutete eine mögliche Konkurrenz zur Kirche. Wenn Alternativplätze eröffnet würden, könne die Kirche bald schließen. Susanne Stahl wünschte sich eine Vertagung des Themas. "Wohin sollen wir das verschieben, wenn die Kirche ein Mäuerchen aufstellen will und damit weder verkehrsbehindernd wirkt noch jemanden belästigt", erklärte Andreas Bix. Ob eine Klagemauer Sinn mache oder nicht, dafür sei der Pfarrgemeinderat und nicht der Ortschaftsrat zuständig. Die Idee findet auch Wolfgang Kienzler nicht schlecht, aber die Klagemauer gehöre nicht zum Christentum. "Zunehmend wird es zum Problem, dass das Christentum verdrängt wird. Moscheen werden errichtet und die Christen ins passive Glied gedrückt", so Kienzler. Von Grundsatzdiskussionen zu den Religionen wollte Ortsvorsteher Haas Abstand nehmen. "Der Ortschaftsrat soll bei den Fakten bleiben", sagte Haas.

INFO

Nutzung des Orts der Stille

Geplant sind Flyer zur Information und eine Anleitung zum Nutzen der Klagemauer. Sorgen, Klagen, Ängste, Ärger, Dank, Bitten oder Freude werden auf Zettel notiert und in die Ritzen der Klagemauer gesteckt. Einmal im Jahr werden diese Zettel ungelesen eingesammelt und im Osterfeuer verbrannt. Menschen seien so eingeladen, ihre Sorgen und Nöte im wörtlichen Sinne loszulassen.