Marah Ozdamir, ihr Mann Samer Altarif sowie ihre Kinder Zaid, Bana und Sham feiern zusammen mit Martina Hamm Weihnachten. "Jeder betet auf seine Art", sagt die 36-Jährige. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Weihnachten: Eine syrische Familie feiert zusammen mit Pfarrgemeinderätin Martina Hamm

Frieden, Sicherheit, Zukunft, Liebe, gegenseitige Rücksichtnahme und Teilhabe – all das sind Begriffe, die Marah Ozdamir mit Weihnachten verbindet. Heute feiert die Familie gemeinsam mit Pfarrgemeinderätin Martina Hamm.

Friesenheim. Die Familie Samer Altarif und Marah Ozdamir mit ihren drei Kindern stammt aus Syrien. Sie gehört der islamischen Religion an. "Jeder betet auf seine Art", sagt Marah Ozdamir. Der gegenseitige Respekt und die Lust, das Christentum kennenzulernen, sind in dieser Familie selbstverständlich.

Die drei Kinder sprechen schon perfekt deutsch

Die 36-Jährige zeigt auf das Esszimmerfenster und lacht. Lichterketten leuchten zwischen Pflanzen hindurch. Auf dem Tisch steht eine Adventskerze, und Tochter Bana malt auf einem Blatt Papier Christbaumkugeln aus. Das Blatt hat die Lehrerin ausgeteilt. Aber Bana hat auch eine Tannenbaumkarte in 3 D-Optik gebastelt. Ihre Geschwister Zaid und Sham wollen mitgestalten.

Ganz selbstverständlich gehört dieser Teil der deutschen Kultur mittlerweile auch zur Familie. Dankbarkeit gegenüber all den Menschen, die ihren zugewandt sind, die sie bei ihrer Integration in Friesenheim und der Gesellschaft begleiten, schwingt in jedem Satz mit. Die Kinder sprechen perfektes Deutsch, die Eltern sind auf dem Weg dahin.

In Syrien haben die fünf ihre Großfamilie zurückgelassen. Dort – in Deir ez-Zor – unterrichteten Samer Altarif und seine Frau; sie Englisch, er Sport. Als jedoch im März 2012 der Islamische Staat (IS) die Herrschaft an sich gerissen habe, herrschte Gesetzlosigkeit. Schulen wurden geschlossen. Familie Altarif zog von einem Dorf zum anderen. Sicherheit fanden sie keine. Vor allem keine Sicherheit für ihre Kinder, und die Familie fühlte sich im eigenen Land fremd. 2015 haben sie sich an einen Schlepper gewandt, der sie in die Türkei brachte. Sämtliche Ersparnisse wurden aufgebraucht. Erschöpft und dennoch erleichtert, in Sicherheit zu sein, lebt die Familie seit Oktober 2015 in Deutschland. Im Dezember 2015 zählte die Familie zu den ersten Bewohnern im Pfarrhaus in Oberschopfheim. Sofort besuchten sie Deutschkurse, schlossen Freundschaften und wurden irgendwie sesshaft. Seit Oktober 2016 wohnt die Familie bei Petra Wülfroth in Friesenheim. Mittlerweile hat Samer Altarif seine Weiterbildung zur Fachkraft für Haustechnik als einer der besten des Kurses abgeschlossen. Jetzt ist der 39-Jährige auf der Suche nach einem Arbeitsplatz im Umkreis. Ehefrau Marah ist mitten in der Ausbildung zur Pflegehelferin im Emmaus. "Ich lehre zwar kein Englisch", meint sie humorvoll. "Dafür wird mir ganz schön viel Dialekt beigebracht", fügt sie lachend hinzu.

Die Eheleute sprechen von einer großen Umstellung, aber sie lieben es, mit Menschen zusammenzuarbeiten und nehmen aktiv am Gemeindeleben teil. Mit Blick auf ihre Kinder sei das Leben selbst ein Weihnachtsfest. Die Kinder sind mittlerweile so gut in Deutschland integriert, dass sie Wörter aus dem Arabischen vergessen und mit ihren Eltern deutsch sprechen. Heute ist für die Familie ein besonderes Fest im Kreis von Martina Hamm, die Begleiterin und innige Freundin der Familie geworden ist.

2012 haben Samer Altarif und Marah Ozdamir mit ihren Kindern Bana (9), Zaid (7) und Sham (5) ihre Heimatstadt Deir ez-Zor in Syrien verlassen. Drei Jahre wanderten sie von Dorf zu Dorf auf der Flucht vor dem IS. Im Oktober 2015 kam die Familie über Griechenland, Kroatien und Österreich nach Deutschland.