Bei der Trauben-Annahmestelle in Friesenheim arbeiten Günter Siefert (links) und Helmut Büchele Hand in Hand, während Brigitte Fühner im Hintergrund Buch führt. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Weinlese: Nach dem heißen Sommer brauchen die Winzer jetzt fleißige Helfer in den Annahmestellen

Die Trockenheit und die Reife der Trauben zwingen die Winzer in diesem Jahr zu früher Ernte. In den Hallen sind viele Helfer gefragt, um einen Überblick über Bottiche und Liefermengen zu behalten. Einer von den Verantwortlichen ist Günter Siefert.

Friesenheim. Lang ist die Warteschlange vor der Winzerhalle in Friesenheim: Die heiße Phase der Weinlese hat begonnen. Maria Geiger verteilt einige Trauben um, damit alle Bottiche randvoll sind. Bernd Böhnemann assistiert ihr dabei und sorgt dafür, dass auch die Bottiche der anderen Winzer den Normen entsprechen.

Ein neuer Maschinenpark schafft in der Ortenauer Weinkellerei (OWK) einen nahtlosen Übergang zwischen frisch geernteten Trauben und anschließender Verarbeitung. Nach 20 Jahren Zugehörigkeit zur OWK bringt diese Neuerung auch den Friesenheimer Winzern eine Arbeitserleichterung an der Traubenabnahme. "Wir stechen die Bottiche nicht mehr", erklärt Günter Siefert, Chef an der Traubenabnahme in Friesenheim. Gemeint ist das Einstechen mit einem riesigen Holzstab und die damit verbundene Messung des durchschnittlichen Mostgewichts der Traube. "Zuckersüß sind die Trauben auf jeden Fall", stellt Winzerin Geiger fest.

Siefert zur Seite steht Helmut Büchele, der die Bottiche per Knopfdruck über eine Lastenkran an der Decke von einem Wagen auf den nächsten übernimmt. Nach einem festen Belegungsplan sind die Plätze auf den riesigen Sattelschleppern vorgegeben. Brigitte Fühner notiert die Anzahl und Böhnemann schaut draußen auf dem Platz, dass alles seine Ordnung hat.

Mittwochs um 19 Uhr sowie sonntags um 11 Uhr steht fest, welche Traubensorten geholt werden. Pro Woche ist mit fünf bis sechs Lesetagen zu rechnen. Winzer melden ihre Abgabemenge an. Damit geben sie die Richtschnur vor, an der sich die gesamte Planung in der Trauben-Annahmestelle orientiert. Hin und wieder ist noch etwas Platz auf dem Lastwagen. Über Gebühr werden die Zielvorgaben jedoch nicht überschritten. Darauf hat Günter Siefert ein wachsames Auge.

Herausragende Trauben in diesem Herbst

Winzerchef Richard Kopf ist dankbar für die Verantwortung, die der Friesenheimer ausübt. Ist der Herbst erst so richtig in Gang, braucht es diese Strenge. Die großen Winzer, die zehn bis 15 Tonnen mit ihrem Vollernter einfahren, liefern ohnehin direkt in Offenburg ab. Ein stimmiges Verhältnis zwischen sehr guter Qualität und sehr guter Ausbeute bringt höchste Zufriedenheit. Siefert, der selbst noch 35 Ar Reben zu versorgen hat, beschreibt die aktuelle Lage: "In diesem Jahr habe ich zur Qualitätssicherung so viele Trauben herausgeschnitten, wie ich 2017 geerntet habe." 2016 seien insgesamt 3344 Bottiche, 2017 nur 2068 abgeliefert worden. "Das vergangene war ein Trauerjahr für den Winzer", bilanziert Siefert. In diesem Jahr rechnet er mit exzellenter Ausbeute – allerdings ist das eigentliche Gewicht der Traube etwas geringer, die Bottiche rund 50 Kilo leichter als sonst. Weil in Friesenheim nur noch verladen und registriert wird, ist ihm das Gesamtergebnis noch unbekannt.

Seit 1998 bereichern die Winzer der Genossenschaft Friesenheim den Ortenauer Weinkeller durch rund 90 Hektar Rebfläche und die Trauben des Grau- und Weißburgunders. 45 Winzer aus Friesenheim und 20 aus Oberschopfheim liefern diese zur Weiterverarbeitung an den OWK, der inzwischen mit 353 Vertragswinzern und einer Gesamtfläche von 560 Hektar Reben der zweitgrößte Weinerzeuger in der Ortenau ist. Gegründet wurde er im Jahr 1953 in Offenburg.