Foto: Bohnert-Seidel

Kanäle und Wasserleitungen in Schuttern erneuert / "Sünden der Vergangenheit" bringen außerplanmäßige Kosten

Schuttern - Die Sanierung der Dienstgartenstraße mit Ölgärtle in Schuttern ist beendet. Auf 260 Metern Gesamtlänge sind Kanäle und Wasserleitungen erneuert worden. Die Kosten liegen in der Summe bei 651 000 Euro.

Preis wie für ein gutes Stück Autobahn 

"Dafür bekomme ich normalerweise ein gutes Stück Autobahn", kommentierte Bürgermeister Erik Weide in einem kurzen Pressegespräch die Kosten bei der offiziellen Übergabe der beiden Straßen im Bürgersaal. Die Kosten teilen sich auf in reine Baukosten von 490 000 Euro sowie Ausgaben für die Entsorgung von Aushub in Höhe von 161 000 Euro.

Gründe für ein Aufreißen von Straßen und umfangreicher Sanierung basieren in Friesenheim so gut wie immer auf einem maroden und dringend sanieru ngsbedürftigen Zustand von Kanal und Wasserleitung. Von höchster Dringlichkeit war so auch die Sanierung der Dienstgartenstraße mit dem Straßenabschnitt Ölgärtle. Dass die Kanalisation schadhaft war, das stieg den Anwohnern schon einige Jahre förmlich in die Nase. Nach 60 Jahren war der Kanal so brüchig und beschädigt, dass sich die Asphaltdecke gesenkt hatte. "Das Abwasser ist gestanden", erzählte Ortsvorsteher Hans-Jürgen Kopf. Gut alle drei Wochen musste der Kanal von einer Fachfirma gereinigt werden. "Die Gerüche waren kaum zumutbar", so Kopf. Trotz eng geschnürtem Haushalt und Arbeitsaufwand im Bauamt mit Sanierungsstopp für alle Straßen, durfte in Schuttern gebaut werden.

Zügige Bauweise und unvorhergesehene Sonderentsorgung des Aushubs 

Frank Wilhelm, der von Seiten des Bauamtes die Baumaßnahme in den vergangenen sieben Monaten begleitet hatte, erinnerte nicht nur an die zügige und gute Bauweise, sondern auch an das unvorhergesehene kontaminierte Aushubmaterial. Eigentlich war die Baumaßnahme kostenmäßig auf zwei Haushaltsjahre in der Summe mit 490 000 Euro gut verteilt und kalkuliert. Normales Prozedere vor jeder Ausschreibung und Baumaßnahme ist die Entnahme von Bodenproben. In Schuttern hatten unterschiedliche Proben "grünes Licht gegeben". Nachdem jedoch das Aushubmaterial auf dem Lkw-Parkplatz am Ziegelweg in Friesenheim zwischengelagert worden ist, haben weitere Bodenproben Klumpen und Reste von altem Teer zu Tage gebracht. Die Erde musste gesondert entsorgt und recycelt werden, was zu außerplanmäßigen Ausgaben in Höhe von 161 000 Euro geführt habe.

Sünden der Vergangenheit 

Dass die Sanierung der Straße viel Geld kostete, liege wohl auch an den Sünden der Vergangenheit, bemerkte Bürgermeister Weide. Dennoch hätten die Verantwortlichen damals nach dem aktuellen Stand der Technik entschieden. Dass ein Rohr jetzt eingesackt sei, habe die Gemeinde zum umgehenden Handeln gezwungen. Letztlich haben die Anwohner einen neuen Asphaltbelag sowie neue Randeinfassungen erhalten. Die Kosten für die Sanierung sind über den Haushalt der Gemeinde Friesenheim gedeckt. Bürgermeister Weide merkte an: "Es gibt Kommunen, da werden die Anwohner bei Straßensanierungen zur Kasse gebeten. Beim zweiten Mal kostet das bei uns nichts."

Umgehungsstraße bleibt bestehen 

Es wurden 260 Meter Mischwasserkanal erneuert, alle Hausanschlüsse bis zur Grundstücksgrenze ausgetauscht und die alten Graugusswasserleitungen zurückgebaut sowie eine neue Wasserleitung und neue Hausanschlussleitungen verlegt. Zum Schluss erhielt die Straße eine neue Asphaltdecke mit passender Randeinfassung.

Über den Zeitraum der Baumaßnahme wurde eine Art Baustraße zwischen Ölgärtle und Herrenstraße eingerichtet. Diese Baustraße bleibt und wird mit einem Blühstreifen eingerichtet. Langfristig gilt sie als Unterhaltungsweg für den angrenzenden Bach, der immerhin zur Oberflächenentwässerung in diesem Bereich dient.