Revierförster Christian Junele zeigte die Fraßgänge des Tannenborkenkäfers. Foto: Bohnert-Seidel

Exkursion: Friesenheims Förster Christian Junele zeigt Auswirklungen des Klimawandels im Wald auf

Förster Christian Junele wird nicht müde, jede Gelegenheit wird gern genutzt, um über die fatalen Zustände im Friesenheimer Wald aufzuklären. Dort könne man am besten sehen, was der Klimawandel anrichtet.

Friesenheim. "Wald im Wandel", unter diesem Motto hatte SPD-Bundestagsabgeordneter Johannes Fechner zu einer Führung durch den Friesenheimer Wald eingeladen. Revierförster Christian Junele hatte darüber informiert, wie sich der Klimawandel heute schon im Wald bemerkbar macht und welche Konsequenzen zu ziehen seien.

"Wissen wir welche Baumart bei rapider Erderwärmung noch in den 2050 stehen wird? Niemand vermag diese Frage zu beantworten", so Junele. Selbst die seit der letzten Eiszeit massive Hauptbaumart Buche sowie Fichten und Tannen dürften in den kommenden Jahrzehnten aus dem Forst verschwinden. Das Ausmaß des Klimawandels für die heimischen Wälder sei schon an diesen drei Baumarten zu messen. Der Führung durch den Friesenheimer Wald hatten sich neben Fechner weitere 15 Interessierte angeschlossen. Von der Vollmerhütte ging es über einen Rundweg auf knapp sieben Kilometer durch den Wald.

Förster setzt auf Bronzebirken

Spuren hinterlasse der Klimawandel seit mehr als 20 Jahren im Wald. "Friesenheims grüne Lunge zeigt sich als Paradebeispiel für Zerstörungen von Baumbeständen durch Dürre, Regenmangel und Hitze", erklärte Junele. Hinzu komme ein Käfer- und Pilzbefall, der dem letzten Aufbäumen von zum Teil mehr als 100-jährigen Buchen, Fichten und Tannen förmlich den Rest gebe. So hätten beispielsweise der Tannenborkenkäfer und der Krummzähnige Tannenborkenkäfer in der Summe 10 000 Festmeter Tannen, davon einige mehr als 140 Jahre alt, binnen drei Jahren im Friesenheimer Wald zu Fall gebracht.

Und das hat Konsequenzen für die Vermarktung: Zu viel vom Käfer befallenes Holz drängte auf den Markt, was einen herben Preisverfall nach sich gezogen habe. Frisch befallenes Käferholz sei in der Regel noch zu vermarkten. Nach einer Liegezeit von gut drei Wochen verfärbe sich das Holz blau bis schwarz und ließe sich nur noch für den nicht sichtbaren Innenbereich vermarkten. Lediglich der Handelskrieg zwischen Australien, Neuseeland und China führte zu einer erhöhten Nachfrage nach europäischem Holz.

Preise wurden in die Spitze getrieben, was jedoch beim Ur-Produzenten, dem Waldbesitzer, kaum ankomme. Die Gemeinde Friesenheim sei Mitglied der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwarzwald, um so bessere Preise auf dem Markt zu erzielen. Gewinne würden im Friesenheimer Wald jedoch seit dem Orkan Lothar im Jahr 1999 schon keine mehr erzielt. Vor Jahren habe Junele bereits die Pekannuss angepflanzt als Ersatz für die Esche, die dem Pilz Falsches Weißes Stängelbecherchen nahezu vollkommen zum Opfer gefallen ist. Im Friesenheimer Wald sind 25 Hektar abgestorben.

Relativ klimastabil sei die Esskastanie, die aus dem Mittelmeerbereich nach Deutschland gekommen sei. Recherchen ließen Junele auch die Bronzebirke als Baum mit Zukunft für den Friesenheimer Wald pflanzen. Die Bronzebirke vertrage 35 Grad im Sommer. Erste Erfolge über gutes Wachstum nach acht Jahren seien zu vermelden. Im Vergleich zur Buche werfe die Bronzebirke bei Trockenheit ihr Blattwerk ab und reguliere so ihren Wasserhaushalt. Den wasserführenden Zellen geschehe nichts. Bei der Buche führe Trockenheit buchstäblich zur Embolie und sie erhole sich kaum mehr. Kirschen und Birken setzten im Folgejahr wieder Blätter an. Die Buche nicht.

Der Friesenheimer Wald besteht zu 56 Prozent aus Laubholz, davon 36 Prozent Buche. 44 Prozent sind Nadelholz, wobei die klimastabilere Douglasie langfristig Fichten und Tannen ablöst. Der Wald zeigt sich mit 50 unterschiedlichen Baumarten vielfältig. 36 Prozent Buche, 13 Prozent Fichte, Tanne, Douglasie, ein Prozent Lärche, zwei Prozent Kiefer, sieben Prozent Eichen, Ahorn, Birken und drei Prozent Esskastanien.