Versorgung: Vorstandssprecherin der Bürger-Energiegenossenschaft sieht Probleme für das Ehrenamt

Lahr/Friesenheim. Die Bürger-Energiegenossenschaft E-Werk Mittelbaden hat am Mittwoch zur Hauptversammlung in die Sternenberghalle in Friesenheim eingeladen und einen positiven Rechenschaftsbericht vorgelegt. Seit der Gründung vor sechs Jahren ist Brigitta Schrempp Sprecherin des Vorstands. Aktuell wurde sie mit ihren Vorstandskollegen Frank Kunzelmann und Tatjana Demeusy für weitere drei Jahre im Amt bestätigt.

Frau Schrempp, wie funktioniert die Bürger-Energiegenossenschaft? Ist jedes Mitglied an der Gewinnausschüttung beteiligt?

Jedes Mitglied ist beteiligt. Die Arbeit für die Genossenschaft geschieht auf ehrenamtlicher Basis. Jeder bringt sich neben seinem Beruf ein. Viel sind wir auch draußen unterwegs. Operative Tätigkeiten werden teilweise ausgelagert an das E-Werk oder Badenova. Alle kaufmännischen Aufgaben sind im Ehrenamt verankert.

Ist eine Dividende garantiert?

Ja, in diesem Jahr auf jeden Fall. Die Höhe hängt natürlich mit den Erträgen zusammen. Gäbe es ein Jahr keinen Wind oder keine Sonne, fällt auch der Ertrag aus. Aber bisher hat es noch in jedem Jahr eine Gewinnausschüttung gegeben.

Wie zeitgemäß ist das Modell einer Bürgerenergiegenossenschaft?

Als wir 2012 die Genossenschaft gegründet haben, war sie ein sehr zeitgemäßes Modell. Wir haben Bürger in die Energiewende mitgenommen und gute Erträge erwirtschaftet. Leider behindert mittlerweile die Gesetzeslage ehrenamtliches Engagement und spielt den Großen mehr oder weniger in die Hände.

Ist es eine große Herausforderung allen Mitgliedern gerecht zu werden?

Unbedingt. Bei 1039 Mitgliedern ist das schon eine enorme Herausforderung. Jedes Mitglied hat bisweilen seine eigene Vorstellung.

Was ist Ihr eigener Anspruch als Vorsitzende einer so mitgliederstarken Genossenschaft?

Mein Anspruch war, sicher spreche ich da auch im Namen meiner Vorstandskollegen, eine Ausgewogenheit zwischen Ökonomie und Ökologie hinzubekommen. Das eine geht nicht ohne das andere. Gemeinsam wollen wir aktiv teilhaben an der Energiewende.

Die Windenergie in unseren Breiten gerät immer wieder in Kritik. Setzen Sie etwas dagegen?

Ich bin für die Windenergie, wenn sie im Verhältnis steht. Leider beinhaltet sie einen starken Zubau, meist von Waldflächen. Hinzu kommt die Unterhaltung von Wegen und Netzen. Da müssen wir schon mit Argusaugen aufpassen, ob der Bau gerechtfertigt ist. Nicht jede Anlage ist auch ertragreich. In unseren Breiten befinden wir uns nicht unbedingt im windstarken Gebiet. Prädestinierte Standorte haben wir bereits mit Windkraft versehen.

Zum Beispiel?

Zu nennen wären die Brechtaler Schanze und das Kambacher Eck.

Ist eine Erweiterung der Bürgerenergiegenossenschaft angedacht?

Nein, zur Zeit nicht. Erst, wenn uns wieder gute Projekte anlaufen.

Haben Sie aktuell neue lukrative Projekte im Fokus?

Wir sind dran, wenn dann läuft es eher auf eine Fotovoltaikanlage hinaus.

Warum?

Gemessen an der Rendite ist das eine gute Sache. Eine Fotovoltaikanlage ist jedoch abhängig von der geeigneten Größe. Sehr glücklich sind wir über unser Photovoltaikanlage in Offenburg/Waltersweier. Diese passt sehr gut zu uns und ist im vergangenen Jahr hinzugekommen.

Wie schaffen Sie eigentlich Ihr Arbeitspensum bei den zahlreichen Ehrenämtern und als Chefin eines Unternehmens?

Gerade weil ich Chefin bin, kann ich mir schon etwas Zeit herausnehmen. Das Hauptgeschäft für die Bürger-Energiegenossenschaft geht in der Hauptarbeitszeit über die Bühne. Lediglich Vorstandssitzungen werden an einem Freitag- oder Samstagabend anberaumt.

  Die Fragen stellte Christine Bohnert-Seidel.

Die Bürger-Energiegenossenschaft E-Werk Mittelbaden wurde im Oktober 2012 gegründet. Derzeit hat sie 1039 Mitglieder. Für das Geschäftsjahr 2017 wird eine Dividende von 3,7 Prozent ausgeschüttet. Die Bilanzsumme beträgt 5,7 Millionen Euro, das eingesetzte Kapital: 4,7 Millionen Euro. 2017 wurde 1,14 Millionen Euro in die Fotovoltaikanlage Offenburg-Waltersweier investiert.