49-Jähriger soll landwirtschaftliches Gelände angezündet haben. Foto: Symbolbild

49-Jähriger soll landwirtschaftliches Gebäude angezündet haben.

Offenburg/Friesenheim - Mehrfache Brandstiftung, gefährliche Körperverletzung und Missbrauch von Notrufen – der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft Offenburg. Seit Donnerstag verhandelt die zweite große Strafkammer des Landgerichts Offenburg darüber, ob der 49-jährige Friesenheimer in einer psychiatrischen Klinik untergebracht werden muss.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte zu den Zeitpunkten der Taten an einer psychischen Störung oder einer Psychose, ausgelöst durch Drogen, litt und damit schuldunfähig gewesen sei. Zum Auftakt fokussierte sich das Gericht auf die erste Tat, die der Friesenheimer begangen haben soll. Vorgeworfen wird ihm das landwirtschaftliche Gebäude seines Ex-Schwiegervaters in Brand gesetzt haben. "Gegen 23.30 Uhr hat er bei mir geklingelt, er war aufgebracht und nervös", erinnerte sich seine Ex-Frau an den Tattag. Sie hätte sofort gemerkt, dass er wieder Drogen konsumiert habe, "das sehe ich an den Augen und seinen Bewegungen". Denn Drogen – darunter Marihuana, Amphetamine, LSD und Haschisch – habe er regelmäßig konsumiert und wären auch der Auslöser gewesen, weshalb die Ehe zerbrach. "Beruhige dich jetzt erst einmal", habe die Ex-Frau gesagt und ihm die Couch zum Schlafen angeboten, woraufhin sie selbst schlafen gegangen sei. In der selben Nacht wäre sie von ihrer Mutter angerufen worden: "Bei uns brennt es!" Zu diesem Zeitpunkt sei der 49-Jährige nicht mehr im ehemaligen gemeinsamen Haus gewesen.

Zeugin zählt einige "seltsame" Beobachtungen auf

"Glauben Sie, dass ihr Ex-Mann hinter dem Brand steckt?", fragte der vorsitzende Richter Peter Stier, woraufhin die Zeugin einige "seltsame" Beobachtungen aufzählte: Zum einen habe der 49-Jährige nach der Brandstiftung die Tat zwar nicht eingeräumt, sich bei ihr jedoch entschuldigt. Zum anderen haben sowohl die Ex-Frau, als auch der später aussagende Ex-Schwiegervater die Angel des Beschuldigten im Gebäude entdeckt, in dem es brannte. Auch von den weiteren Taten wusste die Frau Bescheid und sagte fest entschlossen: "Alle Taten haben mit Menschen zu tun, mit denen er negative Erfahrungen gemacht hat. Meinen Vater beispielsweise macht er verantwortlich für unsere Scheidung."

"Seltsame" Begegnungen hätten auch drei Zeugen in der Tatnacht erlebt: Bei allen drei hätte der Beschuldigte im Zeitraum zwischen 3 und 4 Uhr morgens Sturm geklingelt. Den ersten Besuch habe die Cousine der Ex-Frau bekommen: "Er fragte mich immer wieder, warum sie sich scheiden lassen hat", so die 45-Jährige. Nachdem sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen habe, sei er weitergezogen. Die beiden weiteren Frauen hätten den Mann nicht gekannt. "Ich habe die Tür geöffnet und da saß ein zusammengekauerter Mann auf der Treppe. Er sagte mir, er sei von einem Schwarzen mit dem Fahrrad angefahren worden und bat mich, den Krankenwagen zu rufen", schilderte eine der beiden. Warum der 49-Jährige genau bei diesen Frauen um Hilfe bat, konnte sich keine erklären.

Seit Januar 2019 ist der Beschuldigte in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik untergebracht. Zur Beurteilung der Schuldfähigkeit hat das Gericht einen Sachverständigen hinzugezogen. Die Verhandlung geht am Dienstag, 28. Mai, ab 9 Uhr weiter.