Wie es nun weitergehen wird mit dem alten Kloster in Heiligenzell ist noch unklar. Die Architektengruppe Planschmiede Hansert und Partner hat sich aus dem Vertrag zum Umbau in eine Kindertagesstätte zurückgezogen. Foto: Bohnert-Seidel

Kloster-Areal: Architektengruppe Hansert und Partner zieht sich nach Rufschädigung zurück

Friesenheim - Die Gemeinde Friesenheim muss sich ein neues Planungsbüro zum Umbau des alten Klosters suchen. Die Planschmiede hat sich wegen öffentlicher Rufschädigung aus dem Gemeinderat zurückgezogen.

Diskussion auf Sachebene war schlichtweg nicht möglich

Die Architektengruppe Planschmiede Hansert und Partner zieht sich aus dem Vertrag zum Umbau des Klosters in eine Kindertagesstätte zurück. Vorausgegangen ist eine für die Architektengruppe "in völlig unangebrachter Weise teilweise rufschädigend in öffentlicher Sitzung formulierte, fundamentale Kritik an unserer Arbeit", heißt es in einer Stellungnahme von Katrin Hansert, die die Gemeinde in den vergangenen drei Jahren bei der Entwicklung begleitet hat. Um nicht weiteren Schaden zu nehmen, ziehe sich die Planschmiede zurück.

Der Entwicklung vorausgegangen ist eine Sitzung des Gemeinderats vom 8. März sowie eine Sitzung des Ortschaftsrats vom 24. März, in der jeweils einzelne Räte massive Kritik an der Arbeit des Planungsbüros äußerten. Bauamtsleiter Markus Reinbold räumte jegliche Kritik mit Zahlen aus dem Raum. Worte wie Dilettantismus, potthässlich und unfähiges Büro standen von Seiten einiger Ratsmitglieder dennoch ungefiltert im Raum.

Gerne diskutiere das Büro auf konstruktiver Ebene über Kostenentwicklung und Gestaltung in Projekten, "die öffentliche Diffamierung unserer Arbeit als potthässlich und darüber hinaus die Arbeit unseres Büros als unfähig und dilettantisch zu bezeichnen, bewegt sich aber weitab von konstruktiver Kritik", so Hansert.

In ihrem Tätigkeitsbereich Architektur und Stadtplanung sei die Planschmiede nahezu jede Woche in Ratssitzungen, dabei werde sie durchaus manches Mal kritisiert, da sich bekanntlich über Gestaltung streiten lasse. "Allerdings waren wir entsetzt über den Ton, der uns entgegenschlug.

Eine Diskussion auf Sachebene war schlichtweg nicht möglich", so Hansert weiter. "Wir erwarten von unseren Auftraggebern, sowohl von Verwaltungsseite als auch vom Gemeinderat neben einer intakten Vertrauensbasis eine wertschätzende Kommunikation, was berechtigte und konstruktive Kritik keineswegs ausschließt."

Die notwendige Vertrauensbasis mit dem Gemeinderat scheint dem Büro jedoch verloren gegangen zu sein, zumal einzelne Gemeinderats- und Ortschaftsratsmitglieder bereits Gedanken zum Austausch der Planer gemacht und dies auch öffentlich geäußert hätten.

Fördergelder lassen sich nicht mehr beantragen

"Ich finde es sehr schade", betonte Bürgermeister Erik Weide und spricht von einer "Verkettung von unglücklichen Umständen." Dass es überhaupt so weit kommen konnte, habe mehrere Gründe, so Weide. Viele Kinder drängen ab 2022 in die Kindertagesstätten.

Schnell müsse die Gemeinde Kita-Plätze schaffen. Für Klarheit hätte sicherlich ein besseres Zahlenwerk gesorgt. Dieses habe für die Ratssitzung vom 8. März vorgelegen, allerdings nur in Prosa und nicht in tabellarischer Form.

Obwohl Bauamtsleiter Reinbold diese Zahlen in der Sitzung des Ortschaftsrats vom 24. März detaillierter darlegte, war auch dort von Dilettantismus die Rede. Dass die Sitzungen nicht leicht werden, damit habe die Verwaltung gerechnet.

Auf den Sturm der Entrüstung war sie jedoch nicht vorbereitet. Kritik geäußert wurde über mangelnde Kalkulation und Zahlen sowie über die architektonischen Pläne, die jedoch in beiden Sitzungen eine Mehrheit erhalten haben.

"Sicher hätte ich als Sitzungsleiter besser vorbereitet sein können, aber mein hehres Ziel ist es, niemanden zu unterbrechen", erklärte Weide. Wenn jedoch eine Sitzung so vergaloppiert, sei wohl künftig auch ein Veto des Sitzungsleiters gefordert, erklärte Weide.

Allerdings dürfte von jedem Erwachsenen ein gewisses Maß an Sachlichkeit und Professionalität erwartet werden. Bereits bei der Standortwahl im Jahr 2018 wurde emotional diskutiert und nur mehrheitlich und nicht einstimmig im Rat für den Klosterumbau beschieden.

Ortsvorsteherin Brigitta Schrempp erkennt in der verbalen Auseinandersetzung eine Kettenreaktion, die noch nicht einmal böswillig sei. Vielmehr stelle sie fest, dass Corona die Leute aggressiver im Umgangston werden lasse. "Ich muss mich für meine Kollegen entschuldigen", so Schrempp. Jeder habe seinen Teil aufgrund fehlender Sachlichkeit beigetragen, warf Weide ein.

Jetzt braucht die Verwaltung einen neuen Zeitplan und ein neues Planungsbüro an ihrer Seite. Fördergelder ließen sich jetzt auch nicht mehr beantragen. Spätestens 2022 wird sich die Frage nach Kindergartenplätzen rasant verschärfen.

Kosten

Als Ausgleich für den erhöhten Bedarf an Kindergartenplätzen in Friesenheim ist in der Georg-Schreiber-Kindertagesstätte eine achte Gruppe hinzugekommen und im Evangelischen Kindergarten eine sechste Gruppe. Diese Gruppen im Provisorium sollten mit dem Umbau des Klosters in Heiligenzell wieder aufgelöst werden. Wie es nun weitergeht, ist unklar.