Peter Mayer ist Gründungsmitglied der "Barber Angels Brotherhood" – jetzt ist die Hilfsorganisation mit dem Preis für Menschlichkeit in Frankreich ausgezeichnet worden. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Engagement: Hilfsorganisation erhält "Preis der Menschlichkeit" / Friesenheimer Barber ist Gründungsmitglied

Friesenheim. Die Hilfsorganisation "Barber Angels Brotherhood" ist mit dem "Grand Prix Humanitaire de France 2019" ausgezeichnet worden. Präsidentin Lucie Calderon hat ihn überreicht. Mit dabei war Peter Mayer, Friseurmeister aus Friesenheim und Gründungsmitglied der "Barber Angels". Die Hilfsorganisation, bestehend aus Friseuren und Barber, die mit ihrem Handwerk Gutes tun wollen, erhielt den "Preis der Menschlichkeit". Wir haben mit Peter Mayer über seine Arbeit gesprochen.

Herr Mayer, was bedeutet Ihnen der Preis für Humanität?

Es ist unglaublich. Wir sind die ersten Deutschen, die diesen Preis bekommen. Wir reihen uns ein in die Liste von Nobelpreisträgern, die ebenfalls eingeladen waren. Es ist der höchste Staatsorden von Frankreich. Mehr geht in Frankreich nicht.

Wer hat Sie nominiert?

Es ist die Gesellschaft für Menschenrecht selbst, die den Orden vergibt und auf unser Wirken aufmerksam gemacht worden ist. Dabei hatten wir noch nie eine Aktion in Frankreich. Das ist schon verrückt, dass man auf uns über die Grenzen hinaus aufmerksam wird.

Wollen Sie auch eine Gruppe "Barber Angels" in Frankreich gründen?

Sicher, wir sind in Kontakt mit möglichen Friseuren.

Hätte den Orden nicht jemand anderes eher verdient?

Sicher gibt es immer Organisationen, die noch mehr tun und vielleicht auch etwas leiser auftreten. Aber wir haben in zweieinhalb Jahren, seit unserer Gründung, 40 000 Menschen die Haare geschnitten. Allein 2018 waren es 26 000 Menschen.

Worauf stützt sich der Preis?

Mit unseren kostenlosen Frisuren haben wir den Menschen, die auf der Straße leben, ein Stück Würde und Selbstbewusstsein zurückgegeben. Es ist unglaublich, was vor dem Spiegel mit den Menschen passiert, wenn sie sich wiedererkennen und sich selbst ein Lächeln schenken.

Was ist Ihre Motivation?

Wir üben alle ein Handwerk aus, das uns gefällt. Wir lieben unseren Beruf und verdienen damit unseren Lebensunterhalt. Es ist ein Handwerk, das uns Freude bereitet. Von dieser Begeisterung wollen wir ein großes Stück zurückgeben. Das ist unsere Motivation und wir zählen zwischenzeitlich 350 bis 400 Mitstreiter.

Kommen zu Ihnen nur Obdachlose?

Längst nicht mehr. Unglaublich viele Rentner können sich nach Abzug von Miete und Zusatzzahlungen für Arzneikosten einen Friseur nicht mehr leisten. Da bleibt auch unseren Senioren oft am Ende des Monats kaum ein Euro übrig.

Was macht die "Barber Angels" aus?

Wir hören zu und kommen nicht mit der psychologischen Keule. Wir geben Wärme, nehmen die Leute in den Arm und behandeln sie mit Respekt.

Deshalb die Lederkluft?

Genau! In Lederkluft, T-Shirt und Jeans sind wir äußerlich auf einer Wellenlänge. Das nimmt Berührungsängste und schafft sofort eine Brücke zum Gespräch. Ein weißer Kragen würde wohl eher ängstigen.

Gibt es auch Rückmeldungen?

Mittlerweile schreiben uns Bahnhofsmissionen, Heilsarmeen oder soziale Einrichtungen an. Außerdem sind wir in vielen Städten bereits mehrmals gewesen.

Wo gibt es Sie denn bereits?

Aus einer Aktion in Deutschland ist eine europäische Gemeinschaft geworden. Uns gibt es mittlerweile in Österreich, in der Schweiz, in Holland, Spanien und bald in Frankreich.   Fragen von Christine Bohnert-Seidel

Über den Besuch von Fortbildungsseminaren haben sich die Gründungsmitglieder kennengelernt. Den Anfang machten sie in München. "Dort hatte es einfach die große soziale Not erfordert", sagt Gründer Peter Mayer. Die "Barber Angles" wollten ein Zeichen setzen und haben in den Wärmestuben den Obdachlosen die Haare und Bärte geschnitten. Schnell war klar, das dies keine Eintagsfliege bleiben sollte. So haben sie einen Kreis gegründet, der mit seinem Handwerk Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, wieder ein Stück Menschenwürde zurückgibt.