Mehr als 40 Besucher konnte Kirchenführer Matthias Rudolf am Donnerstag in Schuttern begrüßen. Unter anderem erzählte er von Marie Antoinettes Besuch im Jahr 1770. Foto: Bohnert-Seidel

Führung durch die Klosterkirche in Schuttern

Schuttern. Mehr als 40 Gäste sind bei einer Führung mit Matthias Rudolfs in die Geschichte der Klosterkirche eingetaucht. Knapp die Hälfte der Gäste ließ sich später auch im Gasthaus Adler zur Offo-Wurst nieder. Schließlich war das Gasthaus ehemalige Zehntscheuer des Klosters.

Geschätzt wird Schutterns ältestes Gasthaus auf die Zeit des 17. Jahrhunderts. Nachgewiesen ist jedoch aus der Geschichte, dass Bauern, als Pächter der umliegenden Ländereien ihren Zehnten dem Kloster abgeben mussten. Dafür befand sich eigens im Hof eine riesige Scheune, in der Getreide, Kartoffeln, Obst und Gemüse gelagert wurden.

Das Klostergelände selbst mit seinen Mauern breitet sich auf einem Gelände von 380 auf 280 Metern aus. Die heutige Klosterstraße bildete in früheren Jahren ein Art Mittelachse des Klosterareals. Fasziniert lauschten die Besucher dem mit 27 Jahren jüngsten Kirchenführer in Schuttern.

Einer Sage nach gründete ein irischer Volksheiliger das Reichskloster im Jahr 603. Auf der Klosterkirche wird Offo mit Königskrone dargestellt. "Pirmin, der auf der Insel Reichenau ebenfalls mit dem heidnischen Plunder aufgeräumt hatte, gilt als Reformator des ehemaligen Reichsklosters", so Rudolf. Pirmin habe im achten Jahrhundert die benediktinischen Ordensregeln eingeführt.

Einen Höhepunkt erlebte das Kloster, als im Mai 1770 die Tochter der habsburgischen Kaiserin und spätere französische Königin Marie Antoinette ihre letzte Nacht auf deutschen Boden im Kloster Schuttern verbrachte. Angereist war sie mit einem ganzen Hofstaat von 257 Personen. Jeder dieser höhergestellten Personen folgten drei weitere Dienstpersonen auf den Fuß. "Es ist davon auszugehen, dass Marie Antoinette mit knapp 1000 Menschen in Schuttern ankam", erzählte Rudolf. Von 1803 bis 1806 wurde das Kloster drei Mal säkularisiert. Letztlich ging es an das Haus Baden. Die Klostergebäude wurden versteigert und zum Abbruch freigegeben. Es gilt als erwiesen, dass die Kürzeller Kirche aus Sandsteinen aus Schuttern erbaut worden ist.

Als im Jahr 1853 nach einem Brand der Schutterner Kirchturm ins Längsschiff gefallen war, konnten nur noch drei Altarbilder gerettet werden. Der Bau einer neuen Heizung ließ den Heimatforscher Karl List um 1971 auf die Ursprungskirche und heutige Ausgrabung stoßen. Am Ausgrabungsort stellte Rudolf das Mosaik aus dem zwölften Jahrhundert vor, das die Opferszene des Kains zeigt.