Friesenheimer haben sich gemeinsam mit Förster Christian Junele (vorne Mitte) auf einen Spaziergang durch den heimischen Wald begeben. Foto: Bohnert-Seidel

Begehung: Förster führt Bürger durch Friesenheimer Forst

Friesenheim (cbs) - Mehr als 20 Friesenheimer haben sich mit Friesenheims Förster Christian Junele auf eine Begehung im Wald gemacht. Vorgestellt wurden in dem Rahmen die neue Waldkartierung, absterbende Tannen und Fichten, Frasskäfergänge, Bereiche erklärt, die bereits Teil des Waldumbaus geworden sind und unzählige Fragen beantwortet. Erschüttert zeigten sich die Teilnehmer von der Brisanz des Waldsterbens.

"Die Friesenheimer Bevölkerung lebt mit ihrem Wald. Direkt vor der Haustür erweist er sich als idealer Rückzugsort", weiß der Förster. Sorge bereitet der Klimawandel, der auch in Friesenheim mit Brachialgewalt im Wald zuschlägt. Unterstrichen wird die Szenerie mit markanten Zahlen.

Um 1890 wurde in Friesenheim noch eine Jahresdurchschnittstemperatur von 8,8 Grad Celsius gemessen. Heute liegt diese bei 12,1 Grad. Klimawandel – nicht nur im Zeichen von verschwindender Eisberge, in Friesenheim ist er augenscheinlich durch das Verschwinden von Fichten und Tannenbeständen.

"In zwei bis drei Jahren wird es in bestimmten Bereichen im Wald keine Tanne und Fichte mehr geben", so Junele.

Ein schneller "Umbau" des Waldes ist nicht möglich

Ganz bedrohlich sei auch der Zustand der Buche. Zu viele Trockenperioden galt es in den vergangenen Jahren zu verschmerzen.

Abgestorbene und dürre Baumkronen zeigen, dass das benötigte Wasser nicht mehr oben an den Baumkronen ankommt, weil es nicht mehr im Boden zur Verfügung steht. Problematisch für den Friesenheimer Wald ist dieser Bezug, weil 36 Prozent des Waldbestandes aus Buchen besteht. Zu wenig Jahresniederschlag, ein Absinken von 850 Liter auf 550 bis 600 Liter bis heute, lassen die Bäume buch stäblich im Trockenen stehen.

Zur Konsolidierung des Gemeindehaushaltes trägt der Wald seit Orkan Lothar nicht mehr bei. Mittlerweile gelte es ihn für folgende Generationen zu erhalten und entsprechend umzubauen. Ein schneller Umbau des Waldes, wie ihn die Gäste bei der Waldbegehung vorgeschlagen haben, gibt es nicht. "Der Wald ist ein Generationenvertrag", so Junele.

Heute werden Bäume für die nachfolgenden Generationen gepflanzt und gepflegt. Die Pflege von einem Hektar Eichenwald kostet bis zum Wuchs von knapp zwei Metern 30 000 Euro in der Pflege. Ein Hektar Douglasie, weil diese wesentlich schneller wächst, nur 5000 Euro. Den Wald gilt es naturnah und nachhaltig zu bewirtschaften.

Seit Orkan Lothar komme der Friesenheimer Wald nicht mehr zur Ruhe. Trockenperioden bringen einen katastrophalen Käferbefall. Allein in der Tanne seien vier unterschiedliche Frasskäfer am Werk. Weil Friesenheim kein Einzelfall, und der Frasskäfer deutschlandweit verbreitet ist, sind auch die Holzpreise im Keller. Mittlerweile muss für Holz, das in der Hackschnitzelanlage Verwendung findet, Geld bezahlt werden.

Die Gäste tauchten mit Förster Junele in eine komplexe Materie ein. Dass es keine einfache Lösungen gibt, aber der Mensch mit seinem persönlichen ökologischen Fußabdruck einen, wenn auch nur kleinen Beitrag leisten kann, das wurde an diesem Morgen jedem bewusst.

Wenn aus dem geliebten Brunnen in der Holzgasse im Herbst nur Wasser tröpfelt, lasse dies auf Trockenheit und im Umkehrschluss auf die fatalen Folgen für das Baumsterben im Friesenheimer Wald schließen.