Hobby-Historiker Ekkehard Klem nimmt die Friesenheimer Geschichte unter die Lupe. Foto: Goltz

Ekkehard Klem hat eine Schwäche für Friesenheim. Vorsitzender des Historischen Vereins Mittelbaden

Friesenheim - Hobbyhistoriker Ekkehard Klem beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte Friesenheims. Auch Bilder hat er gesammelt und zu Büchern zusammengetragen.

Auf die Frage, was er unter dem Begriff der "Heimat" versteht, nennt Ekkehard Klem ohne zu zögern den Ort Friesenheim – und das, obwohl der 74-jährige Hobby-Historiker in Offenburg geboren und aufgewachsen ist. "Ich gliedere mein Leben in drei Abschnitte: meine Kindheit bis hin zum Abschluss meiner Ausbildung als Diplomverwaltungswirt in Offenburg, dann der erste Teil meines beruflichen Lebens ab 1966 beim Landratsamt in Lahr und schließlich der dritte Abschnitt, der mit dem Jahr 1972 begann: der Wechsel zur Gemeinde Friesenheim als Hauptamtsleiter", erzählt er. Neben der Familie, der Freunde und der Bekannten, die in Friesenheim um ihn sind, schenkt ihm auch seine große Leidenschaft für die Geschichte dieses Ortes das heimische Gefühl. "In meinem Beruf hatte ich überwiegend mit Finanzen zu tun, mein Herz schlug jedoch schon immer für Kultur und Heimatgeschichte", sagt er.

Sein geschichtliches Wissen gibt Klem gerne weiter

Zu Weihnachten hatten die Mitarbeiter des Landratsamts das jeweils neue "Geroldsecker Land" geschenkt bekommen. "Das könnte man als Einstieg meiner Vorliebe sehen", so Klem, der seit 1966 auch Vorsitzender des Historischen Vereins Mittelbaden ist. Der damalige Verantwortliche, Rudolf Ritter, hatte bei Klem als Hauptamtsleiter der Gemeinde Friesenheim jährlich nach finanziellen Hilfen und Bildern des Ortes gebten. "Nachdem Ritter mitbekommen hatte, dass ich mich für die Heimatgeschichte interessiere, hat er mich gefragt, ob ich nicht auch Lust hätte einen Artikel zu verfassen." Seit 1987 schrieb Klem somit selbst Beiträge in die Ausgaben – bis heute sind es insgesamt 31 geschichtliche Texte. "Ich habe mich nicht auf einen Zeitabschnitt festgelegt, ich interessiere mich für alle – von der Urgeschichte bis zur Neuzeit." So beschäftigt sich der Hobby-Historiker mit Familien- und Ahnenforschung, ebenso wie mit Friesenheimer Wirtschaften und Brauereien oder den Kriegsdenkmalen im Ort.

Die Leidenschaft wurde unter anderem auch mit dem Fund einer römischen Straßenstation im Friesenheimer Gewann "Bannstude" bestärkt. Ein Kollege des Heimatvereins hatte die Römersiedlung entdeckt. "Nachdem wir mithilfe von Archäologen aus Freiburg die Anlage vollends ausgegraben hatten, war zunächst unsicher, ob sie nicht wieder zugeschüttet wird. Glücklcherweise wurde sich auf die ausgegrabene Erhaltung geeinigt", erzählt der Rentner. Klem ist nun von Bürgermeister Erik Weide dazu beauftragt worden die Anlage zu pflegen.

In besonderer Erinnerung bleibt dem 79-Jährigen auch die Projektarbeit mit Realschülern zweier zehnten Klassen des Schuljahrs 2009/2010. "Gemeinsam sind wir der jüdischen Geschichte in Friesenheim auf den Grund gegangen", erinnert er sich. Gestützt haben sich die Jugendlichen auf die Diplomarbeit von Jürgen Stude, der sich darin erstmals mit der jüdischen Geschichte in Friesenheim auseinandersetzte. Jeder Schüler hatte sich auf eine jüdische Familie oder Einrichtung fokussiert. Zusammengetragen wurde dies letztlich in einem Buch. Zudem gab es Stolpersteinverlegungen. "Die Schüler waren stolz zu einem Buch, das publiziert wurde, beigetragen zu haben und ich war stolz, den Schülern Geschichte näherbringen zu können."

Ein Historiker trägt laut Klem auch meist gleichzeitig die Sammelleidenschaft in sich. So hat er jahrelang die Beilage der Lahrer Zeitung "Der Altvater" aufbewart. "Liebend gerne habe ich diese Seiten gelesen, die immer einmal im Monat mit in der Zeitung dabei waren. Die Lahrer Zeitung hat sich damit verdient gemacht." Denn laut Klem war diese Beilage neben dem "Geroldsecker Land" damals eines der wenigen Möglichkeiten für Bürger etwas über ihre Kulturgeschichte und ihren Ort zu erfahren. "Schade, dass diese Publikation 1996 beendet wurde. Das hat uns Historikern ein Stück weit weh getan", sagt der 74-Jährige.

Info. Fotobücher

Auch hat Klem Postkarten und Fotos von Friesenheim gesammelt und gekauft und sie zu einem Fotoband im Jahr 1998 zusammengetragen. Aufgrund der Menge der Bilder, die noch übrig war, hat er 2008, nach dem er in Pension gegangen war, sein Versprechen gegenüber der Gemeinde eingelöst, das zweite Bildband fertigzustellen – 2012 ist es erschienen. Das dritte und letzte Buch kam im November 2016 raus. "Ein viertes Band wird es nicht geben", sagt Klem schmunzelnd.