TV Friesenheim will seinen Fokus noch mehr auf die 20- bis 30-Jährigen richten

Friesenheim - Der TV Friesenheim erweitert sein Angebot und will noch mehr die Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen ansprechen. Seit mehr als 20 Jahren ist Oberturnwartin Sibylle Keller, in Absprache mit ihrem Übungsleiterteam, verantwortlich für die Kursangebote des Vereins. Im Gespräch mit der Lahrer Zeitung zeigt sie die Entwicklung des rund 1700 Mitgliedern starken Vereins auf.

Wie fanden Sie Ihren Weg zum TV Friesenheim?

Übers Kinderturnen bei Erna Eichinger. Über meine vielen Jahre als Leistungsturnerin wurde ich zur Helferin und mit gut 30 Jahren habe ich meinen Übungsleiterschein gemacht.

Waren Ihre Eltern die drängende Kraft?

Schon immer wollte ich ins Turnen. Meine älteren Geschwister waren bereits im TV. Mehr Auswahl als den TV gab es vor allem für uns Mädchen nicht.

Wie groß war der TV damals?

Ich schätze nicht mehr als 500 Mitglieder dürften es gewesen sein. Allerhöchstens gab es zwei Kindergruppen. Mehr nicht, außerdem waren auch die Kindergruppen kleiner.

Wie viele Kurse bietet der TV Friesenheim heute an?

Vom üblichen Programm einmal abgesehen sind Kurse für Mutter-Kind-Turnen und Zumba und jetzt ab Februar ganz neu Kurse zur Achtsamkeit und Körperwahrnehmung sowie Achtsames Yoga am Morgen, gesondert zu belegen.

Auffallend ist, dass der Begriff Seniorengymnastik weggefallen ist.

In der Tat. Heute ist eine Frau oder ein Mann im Vergleich zu früher mit 60 Jahren noch lange nicht alt. Diese Altersgruppe berührt ein starkes Lebensgefühl. Kaum jemand denkt an den Ruhesessel. Ich selbst werde im nächsten Jahr auch 60.

Auf welchen Personenkreis richtet sich der Fokus des Vereins in naher Zukunft?

Der TV wird älter. Darum suchen wir Übungsleiter auch für neue Gruppen. Mit Zumba haben wir schon einen ersten Anfang gemacht. Die älteren Mitglieder sind ausreichend und sehr gut versorgt. Jetzt richtet sich der Fokus wieder verstärkt auf die Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen.

Was verlangen diese?

Trendsportarten wie Zumba und sich ausrichten auf Neues. Das zeigt sich in der Regel in einer Mischung aus Tanz, Krafttraining und gezielter Bewegung.

Vom Hip-Hop zum Yoga. Sieht sich der TV verstärkt in Angeboten, die den Menschen eine Mitte finden lassen?

Ja, wir gehen mit der Zeit. Wir verändern uns nicht. Wir bleiben immer der TV Friesenheim, aber wir orientieren uns an den Bedürfnissen unserer Mitglieder.

Ist die Nachfrage nach den traditionelle Angeboten denn gesunken?

Nein, die Gruppen sind immer noch alle durchweg sehr gut besucht. Trotzdem dürfen wir als Turnverein nicht stehen bleiben.

Wie wichtig ist die Jugendarbeit im Verein?

Eigentlich legen wir schon auf die Bewegung der Kinder viel Wert. In einer Gruppe von 30 Kindern betreuen ein Übungsleiter und einige Helfer.

Haben sich die Einstellungen der Mitglieder zum Vereinsleben verändert?

Heute könnten wir sicher kein Schauturnen mehr machen wie in früheren Jahren. Mitglieder kommen in ihre Kurse und das ist es. Nur wenige Erwachsene würden auftreten wollen. Aber das ist durchaus in Ordnung. Die Zeiten ändern sich eben.

Woher wissen Sie was genau von den Mitgliedern verlangt wird?

Trends und Bedürfnisse besprechen wir in der Gruppe der Übungsleiter. Außerdem besuche ich immer wieder die einzelnen Gruppen.

Wie sieht es mit der Ämternachfolge aus?

Bis jetzt sind wir gut bestückt. Alle Posten sind besetzt.

Die Fragen stellte Christine Bohnert-Seidel

Info: Bewegte Anfangsjahre

> Gegründt wurde der Turnverein Friesenheim 1909 nach mehreren Versuchen gegründet. Haupttriebfeder war laut Vereinschronik der begeisterte Turner Oberlehrer Alois Schwörer. Er bekleidete das Amt des Vorsitzenden 15 Jahre lang. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs stockte 1914 die Vereinsarbeit. 18 der besten Turner kehrten aus dem Krieg nicht mehr zurück.

 > Einen ersten Wechsel an der Spitze gab es in den Jahren zwischen den Kriegen: Karl Ludwig Erb wird 1924 Nachfolger von Alois Schwörer. Als Übungsraum dienten Gartenwirtschaft, Kegelbahn oder Ökonomiegebäude.

 > Der Zweite Weltkrieg brachte das Vereinsleben vollständig zum Erliegen. 34 Turner kehrten aus dem Krieg nicht zurück. 1954 wird der Verein wiedergegründet Die Kiefersche Scheune wurde zur Turnhalle umgebaut. Zum Vorsitzenden wurde Willi Hummel bestimmt.